Vorfreude bei den Schützen auf die 200-Jahre-Feier

Am grossen Jubiläumsfest in Aarau spielen auch die Ämtler eine Rolle, darunter Paul Stutz aus Zwillikon

Vertreten das Säuliamt am Jubiläumsfest in Aarau (von links): Caroline Hegetschweiler, Paul Stutz, Sebastiano Pagano, Rainer Casanova und Christian Hosig. (Bilder Daniel Vaia)

Vertreten das Säuliamt am Jubiläumsfest in Aarau (von links): Caroline Hegetschweiler, Paul Stutz, Sebastiano Pagano, Rainer Casanova und Christian Hosig. (Bilder Daniel Vaia)

Christian Hosig in voller Ausrüstung: Mit Schiessbrille, Schiessjacke, Schiesshandschuhen und Luftgewehr, das für den Laien kaum mehr als solches erkennbar ist.

Christian Hosig in voller Ausrüstung: Mit Schiessbrille, Schiessjacke, Schiesshandschuhen und Luftgewehr, das für den Laien kaum mehr als solches erkennbar ist.

Es soll ein Volksfest werden, das 200-Jahre-Jubiläumsfest des Schweizer Schiesssportverbands (SSV) vom 16. bis zum 18. August. Geplant sind neben den Schiesswettbewerben unter anderem ein grosser Festumzug, eine Foodmeile, ein Lunapark und ein Konzert mit der Schweizer Band 77 Bombay Street. «Ich freue mich, dass es endlich so weit ist – dass es drei unvergessliche Tage geben wird in Aarau», sagt dazu der Zwilliker Paul Stutz. Er ist als ­Abteilungsleiter Pistole des Schiesssportverbands und Mitglied des Fest-OKs seit Jahren in die Vorbereitungen involviert.

«Wir hoffen, dass unsere Opfer­freudigkeit und unsere Arbeit dazu ­beitragen werden, die Liebe und Hingebung zum Vaterland zu stärken.» Mit solch hehren Worten begrüssten 1924 die Verantwortlichen die Schützen «in Aarau, der Wiege des Schweizerischen Schützenvereins».

Heute, 100 Jahre später, und 200 Jahre nach dem «1. Eidgenössischen Freischiessen» (1824, ebenfalls in Aarau) haben sich die Zeiten merklich geändert. Das Schiesswesen werde heutzutage «anders und kritischer wahrgenommen», schreibt dazu SSV-Präsident Luca Filippini im Festführer. Schiessen und Waffen würden primär als etwas Gefährliches wahrgenommen: «Dem müssen wir entschieden entgegentreten und uns selbstbewusst in der Öffentlichkeit ­präsentieren.» Seinen Teil dazu beitragen wird der pensionierte Kantonspolizist Paul Stutz aus Zwillikon.

Selbst ein erfolgreicher Pistolenschütze (unter anderem Schweizer Polizeimeister Pistole 25 m) ist er im Fest-OK verantwortlich für das Schiessen und die Siegerehrungen. «Für mich ist das Highlight der Samstag mit den Schiesswettbewerben. Da trage ich eine grosse Verantwortung. Ich hoffe, dass alles gut über die Bühne geht – und vor allem unfallfrei.»

Ein einzigartiger Anlass

Gegen 900 Gewehr- und Pistolenschützinnen und Schützen haben sich für den Final in Aarau angemeldet. Unter ihnen ein halbes Dutzend Luftgewehr- und Pistolenschützinnen und -schützen aus dem Säuliamt. Einige von ihnen haben sich über ihre Resultate qualifiziert, andere wurden per Los ermittelt. Nicht vertreten ist das Säuliamt bei den Gewehrschützen über 300 m, was Stutz bedauert. Eine Erklärung dafür habe er aber nicht.

Man freue sich, in Aarau dabei zu sein, erklärten die Säuliämtler Vertreter bei einem Fototermin im Schützenhaus in Affoltern. Es sei ein einzigartiger Anlass. Und auf jeden Fall sei es ein gutes Training, meinte Caroline Hegetschweiler, die sich trotz hervorragender Resultate mit dem Luftgewehr (10 m, Auflage) erst über das Los qualifiziert hat.

Ruhepuls von 46

Um mit der Pistole Spitzenresultate zu erzielen, «braucht es Konzentration, gute Augen und man muss mental stark sein», sagt Paul Stutz. «Wenn man mit der Pistole schiesst, muss man vergessen können, was um einen herum passiert.» Das «Abschalten-Können» habe er erst in den letzten Jahren richtig gelernt: «Es geht darum, das Positive zu behalten und zu versuchen, das Negative so rasch als möglich zu vergessen.» Natürlich sei auch die physische Verfassung wichtig. Dabei helfe ihm, dass er früher hobbymässiger Langstreckenläufer war. Heute gehe er nur noch normal laufen, um die Ausdauer zu trainieren – und um seine Kniegelenke zu schonen. Das reicht aber ­offenbar, um einen Ruhepuls von 46 (!) zu erreichen.

Paul Stutz hat sich für den Final mit der Pistole über 25 m und 50 m qualifiziert (und sich für den 50-m-Wettbewerb entschieden). Er wird am Festwochenende in Aarau, symbolisch gesprochen, gleich vier Hüte aufhaben: Schütze, ­Präsident der Pistolenschützen-Gesellschaft Affoltern, OK-Mitglied und SSV-Abteilungsleiter.

Stört das beim Schiessen nicht die Konzentration? Tut es, weiss Paul Stutz aus Erfahrung. «Ich war mal OK-Präsident an einer Schweizer Polizeimeisterschaft – und wurde prompt im Schiessen Letzter.» Es passiere in solchen ­Momenten einfach «zu viel im Hinterkopf, das man lieber nicht hätte». Er sei sich bewusst, dass ­seine verschiedenen Aufgaben in Aarau ein Handicap sein werden, aber er nehme die Herausforderung an.

«So staubig wie die Pokale»

Vom dreitägigen Jubiläumsfest in Aa­rau erhofft man sich in Schützenkreisen eine gewisse Breitenwirkung. So bietet man den Besucherinnen und Besuchern neben Ausstellungen und viel ­Unterhaltung die Möglichkeit, selber zu schiessen (10 m), es gibt Show-Wettkämpfe und es wird ein «Target Sprint» durchgeführt, eine in der Schweiz erst wenig bekannte Art «Sommer-Biathlon» (Schiessen und Rennen). Auch wenn die Einstellung gegenüber der Schweizer Armee (und damit indirekt gegenüber Waffen) seit Beginn des Ukrainekriegs laut Umfragen spürbar positiver ist als früher, so müssen sich die Schützen dennoch aktiv um Nachwuchs bemühen. Mit Corona, so Paul Stutz, gingen die Mitgliederzahlen allgemein deutlich zurück. Viele Ältere hätten sich damals gesagt, «das ist der richtige Augenblick, um aufzuhören».

Auf der anderen Seite habe der Olympiasieg der Nidwaldnerin Nina Christen 2021 in Tokio (Gold im 50 m-Dreistellungskampf und Bronze im Luftgewehrschiessen) die Zahlen wieder steigen lassen. «Die Leute haben damals gemerkt, das ist ein richtiger Sport, da braucht es viel Konzentration – da geht es nicht einfach ums Ballern.»

Apropos Frauen und Schiesssport: «Es ist Zeit, mit dem landläufigen Klischee aufzuräumen, dass Schützenvereine Herrendomänen sind und antiquiert – und überhaupt so staubig wie ihre Pokale in der Vitrine. In der Realität (...) sind viele unserer Spitzentalente im Schiesssport Frauen, und auch beim Nachwuchs sind die Mädchen in der Überzahl.» Sagt nicht Paul Stutz, sondern – Bundespräsidentin Viola Amherd in einem Grusswort zum Fest in Aarau.

Nicht zu vergessen ist die Rolle der Partnerinnen und Partner von passionierten Schützinnen und Schützen. Ohne das Verständnis seiner Ehefrau, sagt etwa Paul Stutz, wäre sein Engagement im Schiesssport undenkbar.

 

Hinweis: Die ursprüngliche Fassung dieses Textes wurde leicht korrigiert

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