Zweimal Edelmetall für die Ämtler Segelflugpiloten in Italien
Vom 6. bis 17. August kämpften Ämtler Segelflugpiloten entlang der Gebirgsketten östlich von Rom gegen die Hitze und für den Sieg des Coppa Internazionale del Mediterraneo.
Ein typischer Wettbewerbstag eines Streckenflugwettbewerbs: Während den verhältnismässig kühleren Morgenstunden werden die Segelflugzeuge startklar gemacht. Dazu gehört auch das Befüllen der Flügeltanks mit Wasser. Obwohl der Flieger dadurch 100 bis 150 kg schwerer wird und im Aufwind etwas schlechter steigt als ein leichteres Flugzeug, erreicht man im Gleitflug zwischen den Aufwinden höhere Geschwindigkeiten und ist so im Schnitt schneller. Ein modernes Segelflugzeug verliert auf 50 km Gleitflugstrecke nur ca. 1 km Höhe. Beim folgenden Meteobriefing präsentierte der Meteorologe die zu erwartenden Aufwindstärken und Windrichtungen, sowie eine allfällige Gewitterneigung. Anschliessend werden die Aufgaben an die verschiedenen Wettbewerbsklassen verteilt. In der Bruthitze der Mittagszeit werden mehr als 80 Segelflugzeuge mittels Schleppflugzeugen über die umliegenden Hügel der Hochebene von Rieti auf Klinkhöhe gebracht, von wo aus die Piloten dank thermischen Aufwinden selbstständig weitersteigen.
Tasks von 250 bis 450 km
Die virtuelle Startlinie wird überflogen, sobald diese via Funk freigegeben wird. Die Aufgabe besteht darin, einen Task bestehend aus einer bestimmten Reihenfolge von Wendepunkten möglichst schnell zu umrunden. Diese Tasks können je nach Wettbewerbsklasse und Wetter über 250 bis 450 km führen. Die Kunst besteht darin, Hangwinde und Thermik richtig einzuschätzen und damit die schnellste Linie zu fliegen. Die Fluggeschwindigkeit variiert dabei stark. In Aufwinden kurbeln sich die Flugzeuge mit 80 km/h relativ langsam in die Höhe, während kurz vor der Ziellinie das Dreifache dieser Geschwindigkeit erreicht wird. Der gesamte Flug wird mit einem GPS-basierten Logger aufgezeichnet und ausgewertet. Der schnellste Pilot holt den Tagessieg und damit die meisten Punkte. Gesamtsieger am Ende des Wettbewerbs wird derjenige mit den meisten erflogenen Punkten.
Von der Aussenlandungzum Gesamtsieg
Die Schweizer Piloten überzeugten während des zweiwöchigen Wettbewerbs im anspruchsvollen Fluggebiet der mittleren Apenninen. Das stark besetzte internationale Teilnehmerfeld bot Wettkämpfe auf hohem Niveau, die Punktabstände zwischen dem Tagessieger und den nachfolgenden Plätzen war oft sehr klein. Die nicht immer einfachen Bedingungen forderten ihren Tribut anhand einer Aussenlandung. Dabei dient eine Wiese als Ersatzpiste, weil aufgrund fehlender Hangwinde oder Thermik der nächste Flugplatz nicht mehr erreicht werden konnte. Dieses Prozedere wird schon während der Schulung erlernt und gehört zum Repertoire eines Streckenflugpiloten. Das Ärgerliche an solch einer Landung ist höchstens die langwierige Rückholaktion durch die Bodenmannschaft sowie der Verlust wertvoller Punkte.
Trotz dieser Hypothek kämpfte sich Felix Schneebeli in der Doppelsitzerklasse Tag für Tag in der Gesamtrangliste nach vorne und holte mit einem finalen Schlussspurt den Gesamtsieg. In der offenen Klasse stand das Vater-Tochter-Gespann Reich mit einer Silbermedaille ebenfalls auf dem Podest. In der Standard- und der 18-Meterklasse erreichten René Schneebeli, Stefan Sidler und Ueli Messmer weitere Top-Ten-Plätze.
Resultate und Fotos unter:http://soaringspot.com/cim_2012/