«Bonxit» rückgängig gemacht
Am traditionellen Frühlingstreff der Standortförderung führte der Comedian, Lebensmittelwissenschaftler und Arzt Fabian Unteregger in atemberaubendem Tempo in die Geheimnisse der künstlichen Intelligenz ein. Der anschliessende Apéro Riche wurde ausgiebig für den informellen Austausch genutzt.
Der Bonstetter Gemeindepräsident, Erwin Leuenberger, passte sich der humoristisch-ernsthaften Tonlage der Veranstaltung an, als er mit Blick auf den Austritt der Gemeinde aus der Standortförderung in der letzten Legislatur die Gäste begrüsste: «Wir haben einen Bonxit vorgenommen und wieder rückgängig gemacht. Vielleicht können die Briten von uns etwas lernen.»
Der Präsident der Standortförderung, Marcel Strebel, führte hin zum Thema des Abends, der Digitalisierung, mit der Frage: «Wann bekomme ich die Cookies, die ich ständig akzeptiere?» Mit der Aussage, die digitale Transformation lasse sich verkraften, wenn sie so angewandt werde, dass sie den Menschen diene, leitete er zu Fabian Unteregger über, der sich ernsthaft und unterhaltsam über künstliche Intelligenz in der Medizin äusserte.
Machine- und Deep-Learning
Als sich der Raum langsam mit Gästen füllte, erkundigte sich Fabian Unteregger nach dem Who-is-Who des Säuliamts, um dann auf der Bühne der frischgewählten Kantonsrätin Arianne Moser zu gratulieren, deren Partei, die FDP, «bald als Relikt ins Landesmuseum gestellt wird.» Nahtlos wechselte er hin und her zwischen solchen Anspielungen auf Anwesende und dem durchaus ernsthaften Thema der Künstlichen Intelligenz, die als Artificial Intelligence selbstredend englisch spricht. Mit Beispielen aus der Medizin erläuterte er den Unterschied zwischen Machine Learning und Deep Learning.
Machine Learning bedeutet, dass ein Gerät so programmiert ist, dass es ein bestimmtes Verhalten erkennt und darauf selbstständig reagiert. Die Alzheimer Krankheit zum Beispiel baut sich in einem Menschen etwa zwanzig Jahre lang auf, bis sie erkennbar ausbricht. Eine App beobachtet die Inhaberin oder den Inhaber des Smartphones und gibt mit einer Erfolgschance von 95% die Diagnose Alzheimer ja oder nein. Die App ist zwar gut programmiert und verfügt über eine beeindruckende Erfolgsquote, aber sie lernt nicht, was bei dieser hohen Präzision der Resultate allerdings gar nicht zwingend erforderlich erscheint.
Für solche Routinetätigkeiten sei die Maschine dem Menschen überlegen. Um ihre Resultate aber auszuwerten, sei nach wie vor ein Mensch erforderlich. Dies veranschaulichte Unteregger anhand eines drastischen Beispiels: Ziel ist, das HIV-Virus zu eliminieren. Der Mensch überlegt sich, wie er das Virus in einem lebendigen Organismus bekämpfen kann. Die Maschine hingegen würde alle HIV-Trägerinnen und -träger eliminieren – Virenbekämpfung mit Kollateralschäden.
Einen Herzinfarkt im Voraus erkennen
Einen Schritt weiter als Machine Learning ist Deep Learning: Die Maschine ist permanent mit einem System vernetzt. Je mehr Menschen diesem System mit ihren Gadgets Informationen liefern, desto präziser kann es arbeiten, sich von Stunde zu Stunde verbessern. Als Beispiel erwähnte Unteregger ein Armband, das Frauen über ihre fruchtbaren Tage orientiert. Dieses erfasst neun verschiedene Parameter wie etwa den Herzschlag und den Stressfaktor, gleicht die Resultate ständig mit der Datenbank ab und kann daher die Diagnosepräzision unaufhörlich steigern.
Dank Deep Learning ist es möglich, einen Herzinfarkt bis zu 40 Stunden im Voraus zu erkennen oder seltene Krankheiten zu diagnostizieren. Eine App im Handy kann aufgrund der aktuellen Stimmlage und verschiedener Verhaltensweisen eine Depression erkennen, eine andere beim Treppensteigen eine sich abzeichnende Hüftarthrose.
Fabian Unteregger beschloss den fachlichen Teil des Abends mit einem Hinweis auf die Nonprofit-Organisation Swiss Healthcare Startups, die Startups unterstützt bei der Entwicklung und Umsetzung von Ideen im Bereich der digitalen Gesundheitsförderung. Anschliessend gab er eine Kostprobe seiner Imitationskünste, indem er die Handbewegungen von Donald Trump erklärte und Alt-Bundesrat Johann Schneider-Ammanns Formulierkunst karikierte. Nach Erwägungen zu den Pilotendurchsagen im Flugzeug landete Unteregger bei Christoph Blocher, der als Flugkapitän mitteilen würde: «Liebi Fraue und Manne, stiiged Sie us, so lang Sie no chönd, suscht flüged mer alli zäme auf Brüssel.»
Standortförderer Johannes Bartels, der passend zum Stil von Fabian Unteregger durch den Abend führte, wies zum Abschluss auf den nächsten, öffentlichen Anlass hin: Am 26. April führt die Standortförderung im Kasinosaal Affoltern um 19.30 Uhr eine kontradiktorische Veranstaltung zur Spitalabstimmung durch mit Stefan Gyseler, Clemens Grötsch, Michael Buik und Bertram Thurnherr. Damit war der offizielle Teil des Frühlingstreffs beendet. Beim anschliessenden Apéro Riche war das Spital selbstredend ebenso Thema wie die Kantonsratswahlen.