Betriebsbereit für den Ernstfall

Seit rund 30 Jahren gibt es am Spital Affoltern eine geschützte Operationsstelle

Daniel Risi, Leiter Gebäudemanagement und Sicherheitsbeauftragter des Spitals, in einem geschützten Operationssaal. (Bild Werner Schneiter)

Das Spital Affoltern stand in den vergangenen Jahren oft im Fokus der ­Öffentlichkeit. Über ein «Anhängsel» wird in Friedenszeiten jedoch kaum ­gesprochen: die geschützte Operationsstelle (Gops). Sie entstand Ende der 1980er-Jahre aufgrund der eidgenössischen Verordnung über die baulichen Massnahmen im Zivilschutz und kostete rund 10 Millionen Franken, wovon Bund und Kanton den Hauptanteil leisteten. Die 14 Ämtler Gemeinden sowie Adliswil, Langnau und Rüschlikon mussten damals zusammen rund 1,5 Millionen Franken beisteuern.

Seit ihrem Bau fristet sie ein ruhiges Dasein, abgesehen von einer ­«scharfen» Übung, als dort Mitte der 90er-Jahre im Beisein des Schweizer Oberfeldarztes und des deutschen ­Militärattachés 16 ambulante und stationäre Eingriffe von durchschnittlich 20 Minuten Länge vorgenommen wurden. In diesem Rahmen wurden auch Zahnbehandlungen durchgeführt.

Brauchts die Gops überhaupt noch? Eine Frage, die im Rahmen einer Überprüfung durch den Bund aufgeworfen und mit Ja beantwortet wurde. Sie bleibt also im Schutzprogramm des Bundes. Sie dient im Kriegsfall und bei anderen ­Katastrophen in erster Linie der chirurgischen Endbehandlung sowie der Pflege von Schwerverletzten aus Schadensgebieten. Ein wichtiges Argument für den Erhalt: Ohne Gops würde der ­Betten-Deckungsgrad für die Wohnbevölkerung unter 0,6 Prozent fallen und damit wäre eine Vorgabe des Bundes nicht erfüllt.

Innert 48 Stunden betriebsbereit

«Wir müssen also die Gops betriebs­bereit halten», sagt Daniel Risi, Leiter Gebäudemanagement und Sicherheitsbeauftragter des Spitals Affoltern. Die unterirdische, dem Spital angegliederte Baute umfasst eine Etage von 2237 Quadratmetern mit zwei Operationssälen, einem Sterilisationsraum für Geräte, einem Gipszimmer, Küche, Lager, Personal­räume – und rund 250 Liegestellen (ohne Personalbetten). Die obere Etage, 322 Quadratmeter gross, dient als Lager. ­Gemäss Vorgaben des Bundes muss die Gops innerhalb von 48 Stunden betriebsbereit sein. Die Räume, in denen es derzeit etwa 12 Grad kühl ist, werden jährlich viermal gereinigt, Notstrom­anlagen, Lüftung, Filter und anderes überprüft. Dazu stehen ein Spital­mitarbeitender sowie vier bis acht Zivilschützer zur Verfügung, die das jeweils innerhalb eines Tages erledigen.

Der Bund leistet zwar nur einen kleinen Beitrag an die Betriebsbereitschaft, kontrolliert aber regelmässig. «Wir überprüfen Ablaufdaten von Medikamenten, Desinfektionsmitteln sowie Verbandsmaterial und ersetzen auch Decken und Kissen», sagt Daniel Risi. Eine Zustandsanalyse zeigte 2019: Alles in Ordnung. Nach wie vor gilt die Einrichtung in Affoltern schweizweit als eine der besten. Zweckentfremdet werden – wie in früheren Jahren, als schon einmal eine Ausstellung stattfand – darf die Gops nicht (mehr), und auch als Lager für sachfremde Materialien ist sie tabu. Im Rahmen der Pandemie wurden die Räume als Impfzentrum in Betracht gezogen, die Idee wurde aber wieder verworfen – unter anderem, weil am Spital zu wenig Parkplätze zur Verfügung stehen und die ÖV-Anbindung nicht optimal ist. So bleibt die Gops, was sie in den letzten 30 Jahren gewesen ist: eine Einrichtung abseits der Öffentlichkeit. Zu hoffen ist, dass das trotz des Ukraine-Krieges und der geopolitischen Verwerfungen unserer Zeit so bleibt.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern23.04.2025

«Es braucht auch Mitglieder, die nicht Juristen sind»

Bezirksrat, 2. Wahlgang: Peter Wehrli im Porträt
Bezirk Affoltern23.04.2025

Affoltern: Der «König der Kreisel», der gekrönte Kreisel und der «Bauer»

Serie «Verkehrskreisel im Säuliamt» – Teil 3
Bezirk Affoltern23.04.2025

Bezirksrat: Wer vervollständigt das Gremium?

Peter Wehrli und Mark Würker noch im Rennen