Das Bauchgefühl hat entschieden

Der Vize-Präsident der FDP Schweiz ist von der Stadt Zürich nach Affoltern gezogen

«Man weiss erst, was man an Affoltern hat, wenn man auch hier wohnt», erklärt Andri Silberschmidt. Seit vergangenem Dezember ist der bald 30-jährige FDP-Politiker offiziell in der Stadt Affoltern angemeldet. «Nach dem Zügeln war ich schnell einmal auf dem Entsorgungs-Hof der Schmid AG. Hier ist alles bestens organisiert und gut aufgeräumt», schwärmt er. Am Samstag schnell zum Entsorgen, danach einkaufen vor Ort und abends noch zum Bowling – das sei alles in Affoltern möglich. «Zudem ist das Gebiet sehr gut erschlossen. Mit der S-Bahn geht es in Richtung Bundeshaus. Mit dem Auto bin ich schnell nach ­Zürich oder Dietikon unterwegs.» Dort arbeitet er in einem Mandat als Sekretär des Verwaltungsrates der ­Planzer Transport AG. Zudem ist Silberschmidt Gründer und Verwaltungsratspräsident der kaisin AG. Dahinter steckt ein Gastrounternehmen, das Poké Bowls anbietet – Reisgerichte mit frischen Zutaten. In der Deutschschweiz betreibt die ­kaisin AG zehn Restaurants: in Zürich, Basel und Zug.

Der Neu-Säuliämtler hat sich in der Nähe der Badeanstalt Stigeli mit seiner Frau niedergelassen. Die genaue Adresse gibt er nicht bekannt. «Ein bisschen Privatsphäre wollen wir uns erhalten. Sobald ich das Zuhause verlasse, bin ich eine öffentliche Person – und ich bin dann auch gerne mit den Bürgerinnen und Bürgern im Gespräch. Wer mir schreibt, erhält auch immer eine persönliche Antwort von mir.» Dass er angesprochen wird, passiert öfters, wenn der FDP-Politiker mit dem Hund seiner Schwiegermutter, auf den er und seine Frau manchmal aufpassen, hier im Bezirk spazieren geht. In der neuen Nachbarschaft hat er sich gleich vorgestellt. «Wer mich erkannte, wollte schnell ein politisches Gespräch mit mir führen», erzählt Silberschmidt, der im neuen Zuhause mit seiner frisch angetrauten Frau Andrea – vor drei Monaten hat das Paar geheiratet – zusammenlebt. Seine Partnerin ist in der Start-Up-Branche tätig.

Viel unterwegs für die Politik

Mit dem Umzug von Silberschmidt nach Affoltern erhält das Säuliamt nun einen zweiten Nationalrat – bisher politisiert der Mettmenstetter Landwirt Martin Haab (SVP) in Bern. «Mit ihm habe ich mich auch schon ausgetauscht – auch über das Säuliamt», erklärt Andri Silberschmidt.

Derzeit ist er viel unterwegs: An acht Veranstaltungen in fünf Tagen, wie er beim Gespräch mit dem «Anzeiger» bei einer Tasse Ingwer-Tee erzählt. Denn Andri Silberschmidt ist ein Vollblut-Politiker – und das schon seit jungen Jahren. Von 2016 bis 2019 amtete er als Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz, seit 2019 sitzt er im Nationalrat und seit 2021 ist er Vizepräsident der FDP Schweiz.

Aktuell ist er an vielen Podien vor Ort, um für die Volksinitiative «Für eine sichere und nachhaltige Altersvorsorge», kurz Renteninitiative, zu weibeln. Die Initiative sieht vor, das Rentenalter für Frauen und Männer schrittweise ab 2028 bis 2033 auf 66 Jahre zu erhöhen, um die AHV nachhaltig zu finanzieren. «Die Initiative geht auf eine Idee der Jungfreisinnigen zurück – damals war ich noch deren Präsident. Nun kommt die Initiative nach über fünf Jahren zur Abstimmung. Da bin ich natürlich doppelt motiviert.»

Als Baby in Hedingen

Zurück zu seiner neuen Heimat. «Wir haben rund ein Jahr nach einem passenden Ort gesucht. Bis wir in Affoltern fündig wurden – das Bauchgefühl hat hier sofort gepasst», so der Politiker. Vorher hat er rund zehn Jahre in der Stadt Zürich im Enge-Quartier gelebt, wo er mit seiner jetzigen Frau in einer 2½-Zimmer-Wohnung gelebt hat. Aufgewachsen ist er im Zürcher Oberland in Gossau.

«Aber ich habe auch einen ganz frühen Bezug zum Säuliamt. Denn die ersten Wochen meines Lebens habe ich in Hedingen gewohnt, bevor der Umzug nach Gossau kam.» Mit der FDP im Bezirk Affoltern ist Andri Silberschmidt schon in Kontakt. Grundsätzlich gilt er auch hier im Amt schon als Hoffnungsträger dafür, dass er als junger Politiker mehr Junge für das Thema Politik begeistern kann. «Denn in den politischen Gremien fehlt der Nachwuchs», weiss Silberschmidt auch selber. Dass er ein politisches Zugpferd ist, zeigten die vergangenen Nationalratswahlen vom Oktober: Dabei erhielt er von allen gewählten FDP-Mitglidern im Kanton Zürich die meisten Stimmen.

Gegen die 38-Stunden-Woche

Derzeit sei er daran, die Menschen und Begebenheiten im Säuliamt kennen zu lernen. Zur Lokalpolitik vor Ort will er sich noch nicht äussern, ausser man frage ihn zu konkreten Themen. Von einer 38-Stunden-Woche, wie sie die Stadt Affoltern einführen will, hält er nichts. Das konkurrenziere mit öffentlichen Steuergeldern unverhältnismässig stark das Gewerbe, das bereits auch wegen des Fachkräftemangels unter Druck stehe.

Bezüglich Windrädern, wie sie derzeit auch im Kanton Zürich ein grosses Thema sind, sagt Silberschmidt: «Ich bin in der Energiepolitik gegen Verbote. Ob mit oder ohne Windräder kommen wir aber wohl nicht darum herum, auch über neue KKW zu sprechen.»

Wer den neuen Säuliämter Nationalrat persönlich näher kennenlernen will, soll das im Sommer können: Dann plant er einen öffentlichen Apéro, an dem er auch von seiner Arbeit als Politiker in Bern erzählen will.

«Wir haben rund ein Jahr nach einem passenden Ort gesucht. Bis wir in Affoltern fündig wurden.»

Andri Silberschmidt,FDP-Nationalrat

Ist neuer Säuliämtler FDP-Nationalrat: Andri Silberschmidt. (Bild Luc Müller)

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