Ein fast vergessenes Handwerk

Die kleine, feine Destillerie im Keller eines Bauernhauses in Mettmenstetten

Der alte (vorne) und der neue Brennofen: Peter Schmid in seinem «Alchemistenkeller». (Bild Martin Mullis)
Der alte (vorne) und der neue Brennofen: Peter Schmid in seinem «Alchemistenkeller». (Bild Martin Mullis)

Die Herstellung der edlen Tropfen scheint zu den aussterbenden Handwerken zu gehören. Die Produktion von hochprozentigen Branntweinen geht, gemäss Wikipedia, auf die Zeit von etwa 1000 nach Christus zurück. Brennereien, zumindest kleine Einmann-Brennereien, sind jedoch in der Schweiz dünn gesät. Im Säuliamt sind lediglich zwei Betriebe zu finden, zufällig arbeiten beide in Mettmenstetten. Während die Destillerie «zum Tröpfli» als Gewerbebrennerei nur noch eigene Produkte herstellt, brennt Peter Schmid als Lohnbrenner auch kleinere Mengen von Früchten. Störbrenner, welche mit einer fahrbaren Brennerei von Bauernhof zu Bauernhof ziehen und für die Landwirte deren Früchte destillieren, sind im weiten Umkreis nicht (mehr) zu finden. Der kleine Keller von Peter Schmid hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einer mittelalterlichen Alchemistenwerkstatt und mit ein bisschen Fantasie wähnt man sich im Gemälde «Der Alchemist» von Pieter Bruegel dem Älteren.

Es riecht verführerisch im Keller des Hauses an der Albisstrasse in Mettmenstetten, und der Duft macht bei diesem kalten Hudelwetter Lust auf einen «Kafi-Schnaps». Lohnbrenner Peter Schmid trinkt aber während der Arbeit sicher keinen Schnaps, verlangt doch die Arbeit am Brennofen volle Aufmerksamkeit. Die moderne Brennanlage erwarb Schmid vor zehn Jahren bei einer renommierten Firma in Deutschland. Allein die Behandlung des Brenngutes von der Ernte bis zur Destillation benötigt viel Zeit.

Kirsch aus Mettmenstetten für den amerikanischen Präsidenten

Die Früchte müssen zerquetscht mindestens sechs bis acht Wochen zugedeckt gelagert werden. Dieser Vorgang bewirkt eine sogenannte Spontangärung, wobei eine Maische entsteht. Der gelernte Metallbauschlosser Schmid hat die Brennerei bereits 1992 von seinem Vater übernommen. Der alte Brennofen steht neben der neueren Anlage im Keller der ehemaligen Bauernscheune, und Schmid weiss einige interessante Geschichten aus früheren Zeiten zu erzählen. So habe der Bundesrat in den 50er-Jahren dem amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower einen Bernhardiner Hund aus der Zucht Rodel aus Ottenbach geschenkt. Das kleine Fässchen am Hals des Tieres sei mit Mettmen-stetter Kirsch – gebrannt von seinem Vater – gefüllt gewesen.

Beim Besuch destilliert Peter Schmid die Maische von «Teilis»-Birnen und nach einem Vorlauf von rund zehn Minuten fliesst der edle Tropfen in den glänzenden Metalleimer. Leider erhielt der pensionierte Kleinbauer und Gelegenheits-Chauffeur infolge der nicht allzu guten Ernte von Steinfrüchten und Kernobst diese Saison nicht sehr viele Brennaufträge. Bis alle gelieferten Früchte zu hochgeistigen Tropfen verarbeitet sind, ist die Brennerei bis Mitte Februar 2016 in Betrieb.

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