Ein Fest mit kritischen Untertönen

Alt-Bundesrätin Elisabeth Kopp und Markus Notter hielten die Festreden zum Jubiläum. In einem waren sie sich einig: Wenn eine solche Festlichkeit in der Mensa über die Bühne gehen muss, dann ist es Zeit für eine neue Aula.

Alt-Bundesrätin Elisabeth Kopp, Alt-Regierungsrat Markus Notter und Rektor Werner de Luca (v.l.) hoffen, dass die Kanti Limmattal auch weiterhin an ihren Aufgaben wächst. (Bild Salomon Schneider)
Alt-Bundesrätin Elisabeth Kopp, Alt-Regierungsrat Markus Notter und Rektor Werner de Luca (v.l.) hoffen, dass die Kanti Limmattal auch weiterhin an ihren Aufgaben wächst. (Bild Salomon Schneider)

Die Mensa der Kantonsschule Limmattal war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Lehrkräfte, Behördenmitglieder und vor allem viele ehemalige Schüler nahmen an der Jubiläumsfeier teil. Die aktuelle Schülerschaft fehlte aus Platzgründen, wurde aber vom Schülerrat vertreten. Einleitend zählte Marie-Thérèse Miller von der Schulkommission die wichtigsten Eckpunkte in der Geschichte der Kantonsschule Limmattal auf: 1973 wurde die Kantonsschule Limmattal als Filiale der Kantonsschule Freudenberg Zürich gegründet. In für den temporären Einsatz geplanten Pavillons wurden anfangs nur etwa 100 Schüler ausgebildet. Heute sind es gut 770 Schülerinnen und Schüler. Seit 1977 ist die Kanti ein eigenständiges Gymnasium mit eigenem Rektor. Bisher haben 2744 junge Erwachsene hier die Maturitätsreife erlangt. Über die Jahre wurde die Kanti kontinuierlich ausgebaut und erweitert. Seit 2003 werden in Urdorf alle Maturatypen angeboten.

Seit 1977 stand auch die Schulleitung für Kontinuität. Nur drei Rektoren leiteten die Schule bisher. Von 1977 bis 1995 war es Franz Germann, dann 14 Jahre lang Max Ziegler, bis 2009 Werner de Luca übernahm. Dieser wagte bei seiner Ansprache einen Blick in die Zukunft. Er fand sehr direkte Worte, um seine Wünsche zu formulieren: «Es ist momentan viel zu wenig Platz vorhanden, um weiter steigenden Schülerzahlen begegnen zu können. Mit dem Ausbau der Limmattalbahn wird die Schülerzahl noch schneller steigen als momentan.» Deshalb müsse die Politik schnell handeln. Die Turnhalle ist beispielsweise ein über 30 Jahre altes Provisorium. De Luca wünschte sich eine neue Turnhalle und eine Aula für Schulveranstaltungen. De Luca erntete für sein Plädoyer viel Applaus.

Im Anschluss hielt der ehemalige Zürcher Justizdirektor Markus Notter, gleichzeitig ehemaliges Mitglied der Schulkommission, seine Festrede. Er blickte zurück bis zum humanistischen Gymnasium des 19. Jahrhunderts, das stark auf Latein, Griechisch, Reiten und Fechten setzte. Man könne sich Bauernjungen aus dem Limmattal oder dem Säuliamt in einem solchen Umfeld schwer vorstellen – Mädchen noch weniger, denn diese waren damals gar nicht zugelassen. Mädchen wurden erst ab 1875 in der ersten höheren Töchterschule zugelassen. Die erste geschlechtergemischte Kantonsschule wurde in Wetzikon errichtet.

Als Mitglied der Schulkommission habe er festgestellt, dass sich die Eltern immer sehr stark für die Vorgänge an der Schule interessiert hätten. Doch zentral geprägt werde die Schule durch alle, die täglich dort seien. Der Unterricht werde durch alle Schüler und Schulangestellten in die Region und die Welt hinaus getragen: «So wird fast jeder irgendwie ein bisschen durch diese Schule geprägt. Dies kann leicht übersehen werden. Doch die Ausstrahlung der Schule prägt die Region stark, mit einer neuen Aula sogar vielleicht noch mehr», schloss Notter.

Viele Provisorien und keine Aula

Dann sprach die frühere Bundesrätin, Bildungsdirektorin und Gründungspatin Elisabeth Kopp. Gegen Ende der 1960er-Jahre sei die Kantonsschule Freudenberg aus allen Nähten geplatzt. Doch die politische Stimmung habe die Gründung einer neuen Kantonsschule nicht zugelassen. Deshalb sei die Idee aufgekommen, eine Filiale für eine bestehende Schule zu gründen. Der erste Kredit wurde aber in der Volksabstimmung abgelehnt. «Wir haben dann alles nicht unbedingt Nötige gestrichen und die zweite Vorlage kam durch. Deshalb haben wir bis heute viele Provisorien und keine Aula.»

«In einem Land mit nur Wasser als natürliche Ressource ist Bildung das höchste Gut.» Vor 200 Jahren sei die Schweiz ein Auswanderungsland gewesen. Was sich geändert habe, sei primär das Bildungssystem.

Die Präsidentin der Gemeinde Urdorf, Sandra Rottensteiner, hielt die letzte Festrede: «Die Kantonsschule Limmattal bietet für Urdorf einen entscheidenden Standortvorteil. Deshalb sind wir sehr froh, sie in unserer Gemeinde zu beherbergen. Die Jugendlichen beleben Urdorf wie kein anderer Faktor», obwohl die Entwicklung der Jugend auch in Urdorf immer wieder Herausforderungen biete.

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