Ein Nicht-Krimi mit feinen Momenten

Sunil Mann las in der Bibliothek Stallikon

Sunil Mann schreibt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und präsentiert seine Werke an Lesungen professionell und spannend. (Bild Regula Zellweger)

Sunil Mann ist ein Autor, der mit seinen Krimis bekannt – und geehrt – wurde, aber auch Kinder- und Jugendbücher – und neu, einen Roman für Erwachsene geschrieben hat. Er ist mit seinen Büchern oft unterwegs, auch in Schulen. Er ist ein Lesungs-Profi, seine Auftritte sind spannend, unterhaltsam und haben eine gute Choreografie. Der Mix von Lesen und Erzählen ist angenehm und das geweckte Interesse der Leserschaft zeigt sich an den Fragen am Schluss der Veranstaltung. So war es am vergangenen Donnerstag auch in der Bibliothek Stallikon. Autor und Publikum genossen die familiäre Atmosphäre und die herzliche Gastfreundschaft des Bibliotheksteams.

Krimis schreiben

Geboren als Sohn indischer Eltern im Berner Oberland verbrachte er seine Jugend in Spiez und besuchte in Interlaken das Gymnasium. In Zürich begann er Psychologie und Germanistik zu studieren und brach das Studium ab, um die Hotelfachschule zu absolvieren.

Zwanzig Jahre arbeitete er als Flugbegleiter bei Swiss International Airlines, unterbrochen von zum Teil mehrmonatigen Aufenthalten im Ausland. Seit 2018 ist er freischaffender Autor.

Nach der Kurzvorstellung gab er einen kurzen Abriss zum Krimischreiben. Das Grundmuster hat sich über Jahrzehnte erhalten: Ein Verbrechen geschieht, es wird ermittelt – mehr oder weniger lang – und der Fall wird gelöst. Dann hört man befriedigt auf zu schreiben. Bei Romanen ist das mit dem Ende weniger klar.

Humorvoll erzählte Sunil Mann von aufmerksamen Lesern, die Details peinlich genau überprüften. Kommt man in fünf Minuten vom Central zum Kunsthaus? Lachend erzählt er, dass im Buch, das 2021 spielt, die Tram Nummer sechs ausnahmsweise über den Limmatplatz fuhr. Was heute nicht mehr stimmt. Nun wartet er – vergebens – auf eine belehrende Reaktion von Lesenden.

Marisa Greco und Bashir Berisha haben eine eigene Detektei. Sie ermitteln im 2022 erschienenen Krimi «Der Kalmar» im Kreis vier in Zürich. Bereits der erste, preisgekrönte Krimi «Fangschuss» spielte im Milieu der Langstrasse, Ermittler war der indischstämmige Privatdetektiv V. J. Kumar.

«Ich brauche immer wieder neue Herausforderungen», erklärte der Autor. Was ist neu am «Kalmar»? Dieser Krimi spielt an einem einzigen Abend, er beginnt und endet in der Lambada Bar. Geneigte Leser kennen das Etablissement, «das eigentlich nicht so schlimm ist». Schnelle Leser verschlingen das Buch in Echtzeit des Geschehens.

Es geht um die Mafia. Auftragskiller Herbert Russo musste untertauchen. Er hatte gepatzt – vier Leichen waren die Folge. Ideal dafür ist Muri AG. Er ist seit ein paar Jahren mit einer Schweizerin verheiratet, hat zwei kleine Töchter und hätte nichts lieber, als dass ihn die «Familie», wie man die Mafia auch nennt, vergessen hätte.

Doch er bekommt einen Auftrag, dringend und tödlich. Er soll den Mafioso Lorenzo Sposato eliminieren. Dieser war so blöd, sich in einer Kochshow auf YouTube zu präsentieren, zwar ohne sein Gesicht zu zeigen, wohl aber einen kurzen Moment den Blick auf sein Tattoo freigebend. Es ist eine Frage der Zeit, bis ihn jemand erkennt und damit den kompletten Clan gefährdet. Dies soll der biedere Herbert Russo, Italiener mit Lebensmittelladen in Muri AG, verhindern – und stellt sich dabei wenig raffiniert an. Zwei Girls klauen in der Lambada Bar seinen Autoschlüssel – und es fällt Herbert schwer, mit dem ÖV in Zürich seinen Auftrag zu erfüllen. Ob er es schafft? Dies verriet der Autor nicht.

In bester Absicht

Der erste Nicht-Krimi von Sunil Mann beinhaltet, wie auch alle seine Krimis, ein brisantes gesellschaftliches Thema: Es geht um von den Eltern arrangierte Hochzeiten. Sita und Rohan begegnen sich und geben dem Drängen der Eltern nach. An der Lesung in Stallikon las Sunil Mann eine Episode, die berührte. Rohan und sein Vater sprechen miteinander über Liebe und arrangierte Hochzeiten. Gleichzeitig versuchen Jungen im Hof einen Drachen steigen zu lassen. Vater und Sohn verstehen sich nicht wirklich und der Drachen der Jungen kann ohne Wind nicht steigen. Dies sind für Lesende wunderschöne, feine, literarische Momente, obwohl Sunil Mann von sich sagte, er sei eher pragmatisch als literarisch.

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