Ein Ort für Ruhe, Erholung und Begegnungen
Am vergangenen Freitag wurde in Affoltern der Brauipark eingeweiht
Nachdem die Gemeinde das Areal im Jahr 1994 erwarb, entstand die Idee eines Parks. Sie wurde aber damals wegen der zu hohen Kosten verworfen und erst im Zuge des Überbauungsprojekts «Brauipark» neu aufgegleist – mit einer Nachhaltigkeitsprüfung und der Evaluierung von drei Varianten, aus denen schliesslich jene mit einer Teilsanierung hervorging. Für den Bau des Stadtparks bewilligte die Gemeindeversammlung einen Kredit von 985000 Franken und der Stadtrat 357000 Franken für die Beseitigung von belastetem Material – eine gebundene Ausgabe.
«Ich freue mich riesig auf diesen Park», sagte Stadtrat Markus Gasser im Rahmen der Einweihung, die von der «Apple’s Paradise Big Band» musikalisch umrahmt wurde – und dankte den Beteiligten: Planern, Behörden und Handwerkern für ihren Effort in den letzten Wochen, insbesondere Noldi Weibel. Der Bereichsleiter Tiefbau und Infrastruktur der Stadt habe grossartige Arbeit geleistet, sagte er. Gasser verband die Eröffnung mit drei Wünschen: Geduld für das Wachstum der jetzt noch etwas öden Flächen und das Verständnis, dass ein Park wie dieser «nie fertig sein wird».
Er soll eine Oase für Zeit, Ruhe und Erholung sein, frei von Vandalen und herumliegenden Abfällen. «Das ist kein Partypark», bekräftigte Markus Gasser. Und der Stadtpark soll ein Ort der Begegnung sein, zwischen Menschen und zwischen Menschen und Natur, auch Begegnung mit Kunst – ein Ort des Spielens (zum Beispiel Pétanque), vor allem auch für Kinder. Diese nahmen die Spielgeräte denn auch sogleich in Beschlag, darunter auch die archimedische Schraube, mit der sich Wasser befördern lässt. Sitzbänke und Tische aus Holz und eine überdachte Holz-Aussichtsplattform mit Blick auf die drei Weiher ermöglichen, dass die stadträtlichen Wünsche in Erfüllung gehen.
Markus Gasser symbolisierte seine Wünsche mit dem Säen von «Zeitsamen». Freude am neuen Park werden auch die Bewohnerinnen und Bewohner haben, die in unmittelbarer Nachbarschaft in die neue Überbauung einziehen werden. Dort werden 145 Wohnungen und Gewerberäume für rund 100 Beschäftigte realisiert.
Vom entsorgten Teer bis zum Teichrohrsänger
Im Rahmen der Brauipark-Einweihung orientierten Fachleute über Gestaltung, Spielplatz, Kunst, Geologie und Naturschutz.
Geologe Christian Frei von der Jäckli Geologie AG lieferte einen historischen Abriss zum Gelände. Bevor dort eine Brauerei in Betrieb war (1873 bis 1907) wurde am Weiher Torf gestochen. Die chemische Industrie destillierte später Öl, woraus das Abfallprodukt Teer resultierte; Klumpen davon wurden im Brauiweiher entsorgt. Nach dem Brand der Chemiefabrik (1925) verblieben diese im Weiher. Zumindest Teile davon wurden im Zuge der Parkgestaltung gezielt entfernt – mit dem Ziel, in der neuen Parkanlage Mensch und Umwelt nicht zu gefährden. «Teer ist nicht wasserlöslich. Mit einer kostengünstigen Sanierung haben wir ökonomisch und ökologisch ein Optimum erreicht», betonte Christian Frei.
Wasser, Altlasten, Natur: «Wir haben uns mit einem Sammelsurium an Aufwendungen auseinandersetzen müssen», so der für die Parkgestaltung zuständige Oliver Vogel von der Firma Planikum Landschaftsarchitekten. Verbliebenes sauberes Material ist hier eingesetzt worden, dazu sehr wenig Beton; so wurden Holzpfähle mit Schrauben fixiert und weiteres Material (Findlinge) aus der Umgebung verbaut. Der Naturschutzbereich ist gesperrt, und Zäune setzen dem Wasserzugang Grenzen. Es wurden ausschliesslich einheimische Pflanzen verwendet und sparsam Licht eingesetzt (nur der Weg ist beleuchtet).
Für den Spielbereich wurden Holz und Seile verwendet und nach keinem bestimmten Thema verbaut. «Wir haben das gemacht, was Kinder sehen wollen», betonte der Vertreter des Alteliers Schelb, Winterthur.
Mit viel Witz präsentierte Istvan Takacs seine beiden Figuren «Öpfelfrau» und «Öpfelmaa», die sich – mit roten Äpfeln auf dem Kopf und grün-gelben Kleidern – Buddha-ähnlich auf ihren Douglasienstämmen gegenübersitzen und dort «ein stummes Gespräch» führen. Takacs bezeichnete sie als Hoffnungsträger, weil das aus Nordamerika stammende Holz Trockenheit gut verträgt.
Das Areal befinde sich in «schrecklich trivialer Umgebung» hiess es 1970. Für Benjamin Kämpfen, den Naturschutzbeauftragten der Stadt Affoltern, ist es ein wertvolles Naturschutz-Objekt mit wichtigen Flächen, Vegetation und vernetzten Lebensräumen, die entsprechende Pflege erfordern. Spannend wird zu sehen sein, was hier – inmitten eines Siedlungsgebiets – heranwachsen wird. Laut Kämpfen kann das die Schwanenblume sein, die sich in stehenden oder langsam fliessenden Gewässern heimisch fühlt. Im Mittelalter hat man sie gar gegessen. Dazu gesellt sich womöglich der Lungen-Enzian, der ebenfalls auf der Roten Liste steht und hier in Feuchtgebieten heimisch ist. Die Chance ist vorhanden, dass sich am Brauiweiher auch der Teichrohrsänger ansiedeln wird. Der kleine Zugvogel kehrt jeweils im Mai aus Afrika zurück. (-ter.)