Eine Flüchtlingsunterkunft für vier Gemeinden
20 kommen heute Mittwoch, weitere 20 eine Woche später: Asylsuchende aus Afghanistan, ausschliesslich Männer zwischen 20 und 40 Jahren, finden in der Zivilschutzanlage Brunnmatt in Obfelden eine temporäre Unterkunft. Vier Gemeinden sind beteiligt.

Weil der Kanton Zürich die Asyl-Aufnahmequote per 1. Juni von 0,9 auf 1,3 Prozent erhöht, sind die Gemeinden gefordert. Sie müssen mehr Wohnraum zur Verfügung stellen, was sich oft als sehr schwierig erweist. Aus diesem Grund haben Obfelden, Ottenbach, Hausen und Mettmenstetten ein gemeinsames Projekt aufgegleist. Im Mehrzweckgebäude Brunnmatt wird die Zivilschutzanlage bereitgestellt. Voraussichtlich bis Ende Jahr finden dort in der Zivilschutzanlage bis zu 50 Asylsuchenden eine temporäre Unterkunft – ausschliesslich junge Männer im Alter von 20 bis 40 Jahren, die aus dem Zentrum in Zürich zugewiesen werden; rund die Hälfte ist weniger als 25-jährig.
«Besser, wenn wir nicht Frauen und Männer zusammen betreuen müssen. Sonst würde das auch in betrieblicher Hinsicht kompliziert. Von Vorteil ist auch, dass diese jungen Männer schon zuvor zusammen gewesen sind», sagte Primus Kaiser, Betriebsleiter der Zivilschutzanlage Obfelden, bei einer Führung im Rahmen des Tags der offenen Türe am Samstag. Da konnte sich die Bevölkerung vor Ort umsehen und sich informieren lassen; die Möglichkeit wurde rege genutzt. Kaiser, ehemaliger Bonstetter Gemeindeschreiber, hat Erfahrung, weil er im Dorf 2015/16 für rund 120 Personen (Familien) die Betreuung organisiert hatte. «Es gab zwar damals gewisse Ängste im Dorf. Es ist aber insgesamt überraschend gut gelaufen», erinnert er sich.
Wenig negative Reaktionen
«Aus der Bevölkerung haben wir wenig Negatives gehört; am Tag der offenen Tür gab es dann doch einzelne Personen, die sich kritisch äusserten», sagt Obfeldens Sozialvorsteherin Isabelle Egger. Veranstaltungen im Saal sind nun für die nächsten Monate nicht möglich. «Die Gemeinde hat nach Rückfrage die Vereine bei der Suche nach Alternativlösungen unterstützt», sagt Isabelle Egger, die bei der Organisation in der «Brunnmatt» die Federführung hat.
Gute Übergangslösung
Einzelne Gemeinden hätten die neue Aufnahmequote möglicherweise erfüllen können, so kurzfristig Wohnraum bereitzustellen sei aber schwierig. «Im vorliegenden Fall ist ein gemeinsames Vorgehen der vier Gemeinden sinnvoll, hält der Ottenbacher Sozialvorstand Ronald Alder fest und spricht von unkomplizierter, pragmatischer Zusammenarbeit der beteiligten Gemeinden. «Wir können in Obfelden eine gute Übergangslösung bieten», ergänzt er. Vorläufig befristet bis Ende 2023, weil sich die Zahl der Asylsuchenden wohl noch weiter erhöhen wird. Und die Kosten? Jede Gemeinde genehmigte ein prognostiziertes Betriebsdefizit von gesamthaft gut 100 000 Franken – als Verpflichtungskredit, unter anderem für den Betrieb, Sicherheitspersonal und Material. Nach effektiver Abrechnung werden die Kosten gemäss Schlüssel (pro Einwohner) aufgeteilt.
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