Eine gemeinsame Sicht in Gesundheits- und Altersfragen
Trotz Corona-Komplikationen in gut sieben Monaten vom Kick-off zum Schlussbericht: Beat Bär, Projektleiter der Alters- und Gesundheitsstrategie für den Bezirk Affoltern (Agsba), durfte sich über eine sehr engagierte Kerngruppe freuen.
Es mangelt an Hausärzten, das Spital kämpft um Leistungsaufträge, das Angebot an altersgerechten Wohnmöglichkeiten vermag die Nachfrage nicht zu decken, die bestehenden Angebote dürften besser vernetzt sein. In naher Zukunft stehen im Alters- und Gesundheitsbereich verschiedene Herausforderungen an. Wie ist die Hausarztmedizin der Zukunft ausgestaltet? Wie kann eine wohnortnahe Pflege und Betreuung realisiert werden? Welche Rolle spielt Prävention? Das sind Themen, die nicht an der Gemeindegrenze Halt machen. Deshalb haben die 14 Ämtler Gemeinden eine gemeinsame Alters- und Gesundheitsstrategie für den Bezirk Affoltern (Agsba) in Angriff genommen. «Ziel ist eine integrierte Gesundheitsversorgung, die als führend wahrgenommen wird», sagt Projektleiter Beat Bär, Gemeinderat in Mettmenstetten.
Im Zentrum steht der Patient. Aber auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit, Innovation und Vernetzung gehören zu den Leitthemen. Und nicht zuletzt geht es um Solidarität: «Die Gesundheitsversorgung im Bezirk Affoltern berücksichtigt die Bedürfnisse der 14 Gemeinden und deren Einwohner», heisst es in einem von sechs Leitsätzen für die angestrebte integrierte Gesundheitsversorgung, und weiter: «Es wird eine gemeinsame Sicht entwickelt.»
Grosses Interesse an Alter, Pflege und Betreuung
Seit dem Kickoff-Meeting der Kerngruppe, in der neben den Sozial- und Gesundheitsvorständen (zum Teil in Personalunion) der 14 Gemeinden auch die Ärzteschaft, die Spitex, das Spital und Pro Senectute vertreten sind, total 27 Personen, hat sich einiges getan. Am Grosses 4. März fand im Pflegezentrum Sonnenberg in Affoltern in erweitertem Kreis eine erste Abendveranstaltung statt zum Thema ambulante und stationäre Grundversorgung. Im Rahmen eines «World-Cafés» haben die rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fünf verschiedene Themenbereiche in immer wieder ändernden Gruppenkonstellationen diskutiert.Die zwei weiteren Abend-Workshops hätten in ähnlicher Art durchgeführt werden sollen, fielen aber dem Corona-Shutdown zum Opfer. Um den Zeitplan trotzdem einigermassen einhalten zu können, wurde unverzüglich auf Online umgestellt. Halbstündige Umfragen, die zu einem beliebigen Zeitpunkt zwischen dem 12. und 25. März ausgefüllt werden konnten, anstelle von dreistündigen Workshops zu einem fixen Termin – «Das hat ermöglicht, dass sich noch mehr Leute einbringen konnten», streicht Projektleiter Beat Bär das Positive heraus. So beteiligten sich zum Thema «Alter, Pflege und Betreuung»
60 Interessierte, das Thema «Prävention statt Behandlung» sprach immerhin noch 41 Personen an. Ein weiterer Vorteil der Online-Variante: So findet die Stimme der eher zurückhaltenden Teilnehmenden gleich viel Gehör wie jene der dominanter auftretenden.
Lieber Diskussion als Fragebogen
Trotzdem sei es schade, dass die Workshops nicht wie ursprünglich geplant durchgeführt werden konnten, findet Beat Bär. Die Diskussionen im Team seien durch eine Umfrage nicht zu ersetzen. Und auch eine Gewichtung fehle, wenn die Stimme eines Profis in einem Bereich gleich viel Gewicht erhalte wie jene eines Laien. «Sich zu sehen und zu diskutieren ist immer besser als ein Fragebogen», so der Projektleiter.
Nach der Analyse des gegenwärtigen Stands ging es ab Mitte Mai darum, zu den drei besprochenen Themen Stärken und Schwächen, Chancen und Gefahren zu definieren. In einem fünfstündigen Workshop hat die Kerngruppe am 11. Juni dazu Handlungsfelder skizziert – unter Wahrung eines grösstmöglichen Abstands im Kasinosaal Affoltern. In einem weiteren Workshop wurden am 9. Juli die Handlungsfelder gewichtet und priorisiert. «Wir liefern kein fertiges Konzept fürs Spital, die Pflege oder die Spitex», betont Bär. Vielmehr gehe es um eine Entwicklungs-Roadmap, die strategische Perspektiven in den vier Handlungsfeldern «ambulante und stationäre Grundversorgung», «Alter, Pflege und Betreuung», Prävention» und «Koordination» aufzeige.
Für etwas Verzögerung hat Corona doch gesorgt, so lag der Schlussbericht nicht wie geplant schon vor den Sommerferien vor, sondern wird jetzt finalisiert. Nächste Woche soll er an die Gemeinden gehen.