Einheimische Artenvielfalt erhalten
Die Standortförderung Knonauer Amt will gegen invasive Neophyten vorgehen
«Keine an die Stadt Zürich angrenzende Region weist noch ein derart naturnahes Erscheinungsbild wie das Knonauer Amt auf», sagt Johannes Bartels, Geschäftsleiter der Standortförderung Knonauer Amt. «Und dem wollen wir Sorge tragen.» Allerdings besteht Handlungsbedarf. Das betont auch Nathanaël Wenger, zuständig für Energie und Umwelt im Gemeinderat Knonau. «Viele haben den Eindruck, dass unsere Natur noch intakt ist», sagt er. «Aber mit der Biodiversität in der Schweiz sieht es schlecht aus.» Heisst in Zahlen: Seit 1900 sind 95 Prozent der Trockenwiesen verschwunden; 80 Prozent der Amphibienarten, 40 Prozent der Brutvögel sowie 30 Prozent der Insekten stehen auf der roten Liste und gelten somit als gefährdet.
Klimawandel, Umweltbelastungen, Zerstückelung und Zerstörung der Lebensräume sind bekannte Ursachen. Weniger bekannt ist allerdings ein weiterer gewichtiger Grund: die Zunahme von invasiven gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten, welche einheimische Arten bedrohen oder gar verdrängen. Neobiota werden diese in der Fachsprache genannt, in der Pflanzenwelt werden sie unter dem Begriff Neophyten zusammengefasst. «Und gegen diese Neophyten muss etwas unternommen werden», sind sich Bartels und Wenger einig. «Abwarten und Tee trinken ist da die falsche Devise», so Wenger weiter, denn so würde die Bekämpfung nur noch aufwendiger und teurer.
Die Bevölkerung darauf sensibilisieren und den Gemeinden Tools für die Bekämpfung von Neophyten zur Verfügung stellen — dies der Ansatz des Naturnetzes Knonauer Amt, was gemeinsam mit der Firma Versaplan umgesetzt wird. Nebst der Information der Bevölkerung will man je nach Bedarf der Gemeinden auch praktische Umsetzungshilfen anbieten. Zudem ist geplant, im Frühling 2024 in diversen Wäldern den Waldknigge aufzustellen.
«Doch bereits jetzt, im Winter, kann etwas gegen diese eingewanderten Pflanzen unternommen werden», sagt Benjamin Kämpfen von Versaplan und nennt etwa das Zurückschneiden oder gar das endgültige Entfernen betreffender Sträucher wie des Kirschlorbeers, sodass im Frühling keine Blüten entstehen können und die Weiterverbreitung eingedämmt werden kann.
Ursache ist Menschenverschulden
Nur — wie hat es so weit kommen können, dass Pflanzen wie der Kirschlorbeer, das Henrys Geissblatt oder der Runzelblättrige Schneeball in der Schweiz sich überhaupt ausbreiten konnten? «Menschenverschulden», so Kämpfens Antwort, die so simpel und zugleich ernüchternd ist. So wurde das Henrys Geissblatt — eine Schlingpflanze — lange in Rosenbögen angepflanzt. Weiter ist der Kirschlorbeer, welcher seinen Ursprung in Kleinasien hat, ein gern gesehener Strauch in den Gärten, und kann bei vielen Discountern zu günstigen Preisen erworben werden.
Die Problematik solcher Neophyten im Winter: Da die meisten zu den Immergrünen gehören, schaffen sie es auch während der kalten Jahreszeit, Fotosynthese zu betreiben. «Darum ist jetzt der richtige Zeitpunkt, solche Pflanzen zu entfernen», sagt Benjamin Kämpfen.
Die Projektgruppe der Standortförderung Knonauer Amt hat unter der Leitung von Nathanaël Wenger mit der Hilfe von Benjamin Kämpfen, welcher als Fachberater begleitend zur Seite steht, Massnahmen geplant. So soll in einem ersten Schritt mittels Informationsschreiben die Bevölkerung der Knonauer Gemeinden auf dieses Thema aufmerksam gemacht werden. Des Weiteren ist angedacht, praktisch aktiv zu werden. Und zwar will man mit Freiwilligen und Förstern in die Wälder gehen, um solche Neophyten zu entfernen. Schliesslich ist geplant, Aus- und Weiterbildungen zu diesem Thema anzubieten. «Aber nur, wenn alle zusammenarbeiten, können wir etwas bewirken», sagt Kämpfen. Bewirken, dass die Artenvielfalt im Knonauer Amt bestehen bleibt.