Ernstfälle halten die Obfelder Feuerwehr auf Trab
In «normalen» Jahren sind es ein bis zwei Brand-Einsätze, in diesem Jahr gleich fünf: Die Obfelder Feuerwehr war gefordert. «Dank Teamgeist und guter Ausbildung haben wir die Aufgaben gut gemeistert», bilanziert Kommandant Sämi Schneebeli.

In der Wohnung liegen Glassplitter am Boden, der ausserdem mit schwarzen Fussspuren überzogen ist. Es gibt Russ- und Rauchspuren. Auf der Terrasse sind Brandspuren unübersehbar: Verkohlte Balken, schwarze Wände und das Dach, welche inzwischen überdeckt sind. Noch immer liegt Rauchgeruch in der Luft.
Am Sonntag nach 16 Uhr brach an der Alten Landstrasse in Obfelden Feuer aus. Rund 55 Feuerwehrleute standen im Einsatz; der Stützpunkt Affoltern entsandte eine Autodrehleiter sowie ein Tanklöschfahrzeug samt Besatzung. Die besondere Herausforderung: «Wir mussten dafür sorgen, dass das Dach nicht in Vollbrand gerät und womöglich einstürzt. In den Innenräumen der beiden Wohnungen brannte es nicht. Sie sind aber wegen Russ- und Rauchschäden nicht bewohnbar; Wasserschäden gab es keine», sagt Sämi Schneebeli, seit 2008 Kommandant der Obfelder Feuerwehr. Das Kommando des sonntäglichen Einsatzes übergab er an Aleks Ilic, seit diesem Jahr Ausbildungschef. «Auch andere müssen hier Routine erlangen», fügt der Kommandant bei.
Nirgends Brandstiftung
Es war bereits der fünfte Brand-Einsatz in diesem Jahr – eine aussergewöhnliche Häufung, die natürlich die Frage nach Brandstiftung aufwirft. «Das war nirgends der Fall, auch wenn die Brandursachen noch nicht überall geklärt sind», stellt Sämi Schneebeli klar. Im Mai brannte an der Wolserstrasse der Dachstock eines Mehrfamilienhauses vollständig aus. Als die Feuerwehren eintrafen (auch der Stützpunkt Affoltern kam), stand der obere Teil bereits vollständig in Flammen; Personen mussten gerettet und von einem Care-Team betreut werden. Ein Bewohner wurde per Helikopter ins Spital gebracht, konnte es aber gleichentags wieder verlassen. «Wir mussten insbesondere das Nachbargebäude an der Dorfstrasse schützen, was vollumfänglich gelungen ist; es gab dort weder Russ- noch Wasserschäden», so der Kommandant. Zuvor leistete die Feuerwehr beim Brand eines Altstofflagers der Garage Hächler Einsatz. «Wir konnten diesen Brand schnell löschen, aber Garagen-Angestellte mussten ins Spital, weil sie Rauchgase eingeatmet hatten.» Ein Schopfbrand an der Alten Landstrasse und in Brand geratene Sträucher im Hölibachquartier vervollständigen die Bilanz der Brand-Einsätze in Obfelden in diesem Jahr.
Fünf Brände bis im August – das ist weit überdurchschnittlich, ja extrem aussergewöhnlich. «Wir rücken pro Jahr gewöhnlich ein bis zwei Mal wegen Feuer aus», sagt Sämi Schneebeli. Mehr Einsätze gibt es in «normalen» Jahren wegen Verkehrsunfällen und Ölspuren. Oder wegen Unwetter, wie in diesem Jahr. Auch in Obfelden mussten Keller ausgepumpt werden. Wegen Corona waren zahlreiche Mitglieder im Homeoffice tätig, wodurch sich die sofortige Verfügbarkeit im Ernstfall erhöht hat.
Gut ausgebildet und motiviert
In der Obfelder Feuerwehr leisten derzeit 63 Männer und Frauen Dienst – das ist rund ein Dutzend über dem Sollbestand. Das Durchschnittsalter beträgt 34 Jahre. Sämi Schneebeli zollt der Mannschaft Lob. «Alle sind motiviert und gut geschult, leisten vorzügliche Teamarbeit und pflegen die Kameradschaft», sagt er und spricht von einem «aussergewöhnlich guten Laden, den ich führen darf». Dass der Bestand klar über dem Soll liegt, sei in erster Linie auf die Mund-zu-Mund-Propaganda zurückzuführen. Er sei darüber hinaus von Willigen auch schon angefragt worden, ob sie Dienst leisten dürfen. Ein Indikator für Ausbildungsstand, Einsatzwillen und Teamgeist in Obfelden ist auch Karl Rusterholz. Der Inspektor der kantonalen Gebäudeversicherung erscheint regelmässig auf Brandplätzen, gibt dort Tipps und Einschätzungen ab. Sieht er, dass ein Feuerwehreinsatz nicht klappt, übernimmt er das Kommando. In Obfelden war das noch nie der Fall. «Er hat mir versichert, dass er im Brandfall entspannt nach Obfelden reist – im Wissen, dass es dort funktioniert», hält Sämi Schneebeli fest.
Kommandowechsel Anfang 2022
Er ist überzeugt, dass das auch über seine Zeit als Kommandant hinaus der Fall sein wird. Sein designierter Nachfolger ist Vizekommandant Christoph Bossard, der Anfang 2022 übernehmen wird. Sämi Schneebeli bleibt der Feuerwehr auch in seiner Nachkommando-Zeit treu. «In irgendeiner Form», fügt er bei.