«Es waren Momente, die mich tief berührten»
Zwei Pfarrer aus der Region berichten von ihren Begegnungen mit dem verstorbenen Papst Franziskus
Der Tod des Oberhauptes der Katholischen Kirche am Osterwochenende hat Gläubige in aller Welt in grosse Trauer gestürzt. Zwei Pfarrer aus dem Säuliamt erinnern sich an Papst Franziskus – und erzählen, was ihnen besonders im Gedächtnis blieb.
Zweimal getroffen hat Don Pietro Baciu Papst Franziskus. Baciu ist Pfarrer der italienischsprachigen Pastoraleinheit Limmattal und Säuliamt und regelmässig im Säuliamt anzutreffen, sei es in italienischsprachigen Gottesdiensten (unter Mitarbeit der örtlichen Pfarreien), bei Taufen, Hochzeiten oder auch Beerdigungen. Er hat Papst Franziskus beide Male in Rom getroffen und war jedes Mal tief beeindruckt. «Das erste Mal war am 11. November 2021 anlässlich einer europäischen Konferenz der italienischen Missionen von Europa in Rom», erinnert er sich. «Papst Franziskus’ Botschaft war, dass er sagte, er denke an uns. Er ermunterte uns, an der Zukunft der im Evangelium verwurzelten Gemeinschaft zu arbeiten.» Don Pietro erinnerte sich weiter: «Es war eine sehr freundschaftliche Begegnung, wie zwischen einem Freund und einem anderen.» Weiter habe der Papst damals gesagt, dass es von Bedeutung sei, den Reichtum der Diversität zu bewahren, um eine Einheit der menschlichen Gemeinschaft zu bauen. «Das war eine wirklich starke Botschaft», so der Pfarrer.
Das zweite Treffen fand am 28. Dezember 2022 wiederum in Rom statt. Zunächst war Don Pietro Baciu mit seiner Mutter dort bei einer Generalaudienz. Dann kam es zu einem Treffen zwischen den drei Personen. Papst Franziskus sass dabei im Rollstuhl ebenso wie Don Pietro Bacius Mutter, die als ungarische Muttersprachlerin kein Italienisch spricht. «Aber sie redete und redete trotzdem», erinnert sich der Pfarrer aus Dietikon. «Worauf Papst Franziskus zu lachen anfing.» Weil ja beide im Rollstuhl sassen, sei dies ein äusserst bewegender Moment gewesen, der natürlich auch fotografisch festgehalten wurde.
Kaplan bei der Schweizergarde
Intensive Erinnerungen hat auch der katholische Pfarrer Thomas Widmer. Er ist in Bonstetten aufgewachsen und seit dem 1. Oktober 2021 Pfarrer der Pfarrei Herz Jesu in Zürich Oerlikon. Von Dezember 2015 bis August 2021 war er Kaplan der Päpstlichen Schweizergarde im Vatikan. Zu seinen Aufgaben gehörten in erster Linie die Feier der Gottesdienste, die kulturelle und geistliche Bildung sowie die seelsorgerliche Betreuung der Schweizergardisten. «In dieser Funktion durfte ich Papst Franziskus mehrmals persönlich treffen. Es waren Momente, die mich stets tief berührten», erzählt er. Von zwei dieser Begegnungen möchte er gerne berichten:
«Im Rahmen der Vereidigung der neuen Schweizergardisten fand jedes Jahr eine Audienz statt. Ich erinnere mich, dass der Papst mir bei dieser Gelegenheit für meinen Dienst dankte und mich bat, die Schweizergardisten – wie er es auszudrücken pflegte – ‹vorwärtszubringen›. Ich sagte ihm unter anderem, dass ich gerne für ihn bete. Er entgegnete in seinem Humor: ‹Aber bitte für meine Anliegen und nicht dagegen.›»
Eine weitere Begegnung ereignete sich im Rahmen einer Hochzeit eines Schweizergardisten: «Ich bereitete das Ehepaar vor und hätte der Hochzeitsmesse in einer Kirche innerhalb der vatikanischen Mauern vorstehen sollen. Papst Franziskus wusste von dieser Hochzeit und entschloss sich, den Gottesdienst selbst zu leiten. Ich ging eine Stunde früher zur vorgesehenen Kirche, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Kaum angekommen, stand der Papst auch schon da. Er kam zu Fuss mit seiner Aktentasche und ohne jegliche Begleitung. Wir besprachen die Liturgie und er genoss es, wie ein Pfarrer, ohne viel sicherheitstechnische Einschränkungen unter den Menschen zu sein. Papst Franziskus war ein Mensch, wie die Beispiele aufzeigen, der gerne unter Menschen war. Er interessierte sich für ihre Nöte und Anliegen und konnte seinem Gegenüber stets auch mit einer Prise Humor begegnen, welche herzliche Lacher hervorrief. Durch seine Reden, die mit der Konkretheit des Alltags gewürzt waren, ermutigte er uns, auf die Menschen zuzugehen. Ebenso bleibt er mir als ein Mahner in guter Erinnerung, der sich mit klarer Stimme insbesondere für Bedürftige, Arme und Menschen am Rande der Gesellschaft einsetzte, gelegen oder ungelegen.»
Zur Sache
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