Freiwillig ins Gefängnis und vor Gericht
Am Blaulichttag in Affoltern gab es aussergewöhnliche Einblicke bei Polizei, Feuerwehr und Zivilschutz
Am Samstag feierte die Stadt Affoltern 50 Jahre Bezirksgebäude und 20 Jahre Stadtpolizei. Mit dem Blaulichttag ermöglichte man der Bevölkerung umfassende Einblicke. Die Strasse vor der Stützpunktfeuerwehr war gesäumt mit Blaulicht-Fahrzeugen aller Art. Die Festwirtschaft lud mit äusserst günstigen Preisen zum Verweilen ein und auch Petrus zeigte sich sehr gnädig und verschonte den Anlass mehrheitlich vom Regen.
Besonders für die Kinder folgte ein Highlight dem anderen: Für ein Foto durfte man sich auf ein Polizei-Motorrad setzen oder auf der Autodrehleiter im Rettungskorb Platz nehmen. Nach oben ging es dann aber nicht. Beim Forensischen Institut wurden den Kindern die Fingerabdrücke genommen. Auf dem Rundgang über das Gelände kamen aber alle Altersklassen zum Zug. Beim Einblick ins Feuerwehrgebäude konnte man zum Beispiel eine Helmtrocknungsanlage entdecken oder eine überraschend schwere Atemschutzausrüstung anprobieren. Beim Lastwagen-Überschlagssimulator waren Gesichtsausdrücke zwischen Verblüffung und Angst zu beobachten.
Rigorose Sicherheitskontrollen
Grosser Andrang herrschte beim Gefängnis. Gefängnisleiterin Nina Albin sagte gegenüber dem «Anzeiger», dass es ihnen wichtig sei, auch der Bevölkerung einmal einen Einblick zu gewähren. In ihren drei Amtsjahren sei dies das erste Mal, dass sich die Türen der Vollzugseinrichtung öffneten. Wer freiwillig ins Gefängnis wollte, musste sich aller Gegenstände entledigen. Auch Fotoapparate, Mobiltelefone oder Uhren waren nicht erlaubt und mussten draussen bleiben. Nach einer weiteren Kontrolle mit dem Metalldetektor durfte man hinein.
Ein erster Stopp galt der Interventionszelle. Diese ist für kurzzeitige Fälle oder Insassen, welche Probleme verursachen. Sie ist spartanisch mit Bett und Lavabo ausgestattet. Gemäss einem Gefängnismitarbeiter werden hier Gefangene maximal 14 Tage alleine untergebracht. Die nächste Zelle ermöglichte einen Einblick in den Alltag der Insassen. Auf kleinstem Raum waren da Bett, Schränke, Lavabo und WC zu finden. Dazu ein Wasserkocher, TV-Gerät und ein engmaschig vergittertes Fenster mit Blick auf den Innenhof.
Ein Gespür wie sich das eingesperrt sein anfühlt, gab es, als der Wärter kurz die Türe schloss und die kleine Gruppe alleine liess. Für die maximal 65 Insassen ist das während bis zu 18 Monaten Alltag. Weiter ging die Führung zu den Werkstätten, wo die inhaftierten Personen beschäftigt werden. Die Tätigkeiten gehen von Montage- und Verpackungsarbeiten über Kupfer-Recycling aus Kabeln bis zu künstlerischen Arbeiten. Ausgestellt waren beim Rundgang Weihnachtskarten und Kerzen. Gemäss Leiter der Arbeitsbetriebe, Roland Jäggli, sind sie sehr offen für Auftrags-Anfragen. Gerade repetitive Arbeiten seien gesucht. Wenn die Inhaftierten genügend zu tun haben, wirke sich dies positiv auf die Stimmung aus. Ebenfalls im Bezirksgebäude konnte man auch eine fiktive Gerichtsverhandlung verfolgen. Neben der Feuerwehr waren auch die Stadt- und Kantonspolizei vor Ort und informierte die Bevölkerung über verschiedenste Themen: Sicherheit im Strassenverkehr, Waffenbesitz, Telefonbetrügereien und auch Cyber-Kriminalität.
Eine süsse Belohnung
Auf dem Rundgang traf man auch auf die Zivilschutz-Organisation Albis und ihr Materialdepot. Da fanden sich unter anderem Scheinwerfer, Generatoren und weiteres Werkzeug. Ein von Hand betriebener Spreizer wurde zweckentfremdet, um einen Schoko-Kuss korrekt zu greifen und als Belohnung zu erhalten. Ein süsser Abschluss für den interessanten Rundgang.