«Gut, wenn sich auch ein Jüngerer einbringen kann»
Bezirksrat, 2. Wahlgang: Mark Würker im Porträt

Derweil andere Polizist oder Lokomotivführer werden wollen, galt die Kindheitsliebe bei Mark Würker bereits der Juristerei. «Als Kind wollte ich Anwalt oder Staatsanwalt werden», sagt der 32-Jährige, derzeit Auditor am Bezirksgericht Affoltern. Nun will er im zweiten Wahlgang am 18. Mai in den Bezirksrat Affoltern einziehen.
Politikverdrossenheit und die Weigerung, ein Behördenamt anzustreben, das hört Mark Würker oft von Frauen und Männern aus allen Generationen. Er bringt da einen komplett anderen Blickwinkel ein. «Ich bin motiviert, das Amt eines Bezirksrates zu übernehmen, bereit, Verantwortung zu übernehmen und einen unvoreingenommenen, frischen Blick einzubringen – ohne aber Bewährtes einfach ‹umkrempeln› zu wollen. Es würde dem Bezirksrat gut anstehen, wenn ein Jüngerer seine Perspektiven einbringen könnte», sagt er im Gespräch mit dem «Anzeiger». Und schiebt nach: «Ich sehe mich als jemanden, der bewahrt, aber auch den Mut aufbringt, nötigenfalls neue Wege zu gehen – dies aus einer konstruktiven, zukunftsorientierten Perspektive heraus. Man sagt mir nach, dass ich äusserst teamfähig, zuverlässig und nahbar bin.»
Jurist mit Kenntnissen in Ökonomie
Die Tätigkeit des Bezirksrates, Aufsichtsorgan und erste Rekursinstanz im Bezirk Affoltern, ist nach seinen Worten zu rund 80 Prozent auf juristischem Feld anzusiedeln. Juristische Kenntnisse sind also zentral, ja essenziell, aber nicht nur. Gefragt seien auch Kenntnisse im Bereich von Ökonomie, weil ein Bezirksrat aufgrund seiner Kontrollfunktion in den Gemeinden eine Buchhaltung «lesen» und Zahlen in Zusammenhang bringen müsse, sagt Mark Würker. In diesem Zusammenhang verweist er auf seine kaufmännische Banklehre und seine Zeit im Militär, wo er die Truppenbuchhaltung besorgen musste. Er spricht von einer guten Kombination von Juristerei und Wirtschaftskenntnissen, die er als eigenen Vorteil sieht bei einer Wahl in den Bezirksrat.
Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der UBS in Zürich hat Würker ein Studium der Rechtswissenschaften an der Uni Zürich absolviert. Als Jurist sammelte er bei der Bundesanwaltschaft im Bereich «Staatsschutz und kriminelle Organisationen» Erfahrung – unter anderem auch beim Verfassen von Strafbefehlen. «Die verschiedenen juristischen Tätigkeiten geben mir für den Bezirksrat wichtige Behördenerfahrung», hält Mark Würker fest. Ende Juni 2025 endet seine 14-monatige Tätigkeit als Auditor am Bezirksgericht Affoltern. «Die Tätigkeiten der Strafverfolgungsbehörden haben mich schon immer fasziniert», fügt Mark Würker bei. Seine berufliche Zukunft sieht er – mit einem Teilpensum als Bezirksrat – in diesem Bereich, sei bei einer Strafverfolgungsbehörde, beim Gericht oder auch als Anwalt.
«Gesunder Menschenverstand» auch in der Juristerei
Juristische Kenntnisse sind für ihn als Bezirksrat schon deshalb wichtig, weil die Komplexität der Fälle zunimmt. Er sieht keinen Makel darin, dass der Bezirksrat – ein Dreiergremium, das der Statthalter von Amtes wegen als Präsident leitet – aus lauter Juristen besteht. Letztlich müsse der Bezirksrat immer rechtlich entscheiden. Dass dabei Laien über mehr «gesunden Menschenverstand» verfügen, bestreitet er. «Der ist auch bei Juristinnen und Juristen vorhanden, und auch sie sind lösungsorientiert. Sie sorgen darüber hinaus, dass zum Beispiel die Bezirksratsschreiberin nicht über Gebühr belastet wird», wehrt sich Mark Würker. Wichtig für ihn: dass sich der Bezirksrat bürgernah-verständlich und zeitnah artikuliert, den Blick aufs Wesentliche richtet und vor seinen Entscheiden alle Argumente kennt – Entscheide, die rechtlich standhalten, allenfalls auch vor einer höheren Instanz.
Bezirksrat soll Kesb-Rekursinstanz bleiben
In diesem Sinne lehnt er auch die Bestrebungen der Zürcher Justizdirektion ab, wonach Entscheide der Kesb (Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde) nicht mehr an den Bezirksrat, sondern direkt ans Obergericht weitergezogen werden können. Der Bezirksrat sei näher bei der Bevölkerung, der Weg kürzer und direkter – besonders wichtig, weil Kesb-Entscheide oft vor emotionalem Hintergrund gefällt und strittig seien. Nähe ist bei Mark Würker auch persönlicher Natur: Er ist in Affoltern aufgewachsen, hat hier die Schulzeit und einen Teil der Lehrzeit bei der UBS absolviert. «Ich bin als echter Säuliämtler verwurzelt in der Region und deshalb auch am Gericht in Affoltern tätig», betont er.
Für Mark Würker ist der Bezirksrat in seiner jetzigen Form gut aufgestellt und bildet ein teamfähiges Dreiergremium; der Mitte-Vertreter sieht in ihm kein politisches Gremium, sondern eine Instanz, die unvoreingenommen an die Sache geht und nicht in Mustern verharren darf. Er findet es gut, wenn sich die Bezirksräte über Dossiers austauschen – künftig vielleicht noch etwas mehr. «Sechs Augen sehen mehr als zwei. Da potenziert sich Wissen, nicht einfach mal drei gerechnet», sagt er und schliesst mit der Feststellung: «Der Bezirksrat muss dem Auftrag gerecht werden. Letztlich sind es Steuergelder, die beansprucht werden.»