«Ich habe unglaublich Freude daran»
Bewirtschafter Manfred Suter führte die Säuliämtler Autobahnraststätte My Stop in ruhigere Gewässer
Eine bewegte Geschichte liegt hinter der Autobahnraststätte im Knonauer Amt. Im November 2009 eröffnet, lieferte das Bauwerk vor allem Negativ-Schlagzeilen: Nachverhandlungen mit dem Kanton über die Baukosten und rote Zahlen im Betrieb. Bei einem Besuch vor Ort, wollte der «Anzeiger» von Eigentümer und Betreiber wissen, wie es heute um die Raststätte steht. Und was in den letzten Jahren passiert ist.
Nachdem der Betrieb der Raststätte fast vor dem Aus gestanden hatte, übernahm im März 2015 mit der «Raststätte Knonaueramt AG» eine neue Investorengruppe. Die operativen Bereiche wurden in die Real MGT AG ausgelagert und dessen Gründer Manfred Suter übernahm die Aufgabe, die Raststätte auf Kurs zu bringen. Anfänglich wurden fast alle Bereiche in Eigenregie betrieben, was sich als schwierig erwies: «Wir konzentrierten uns dann auf das, was wir auch können. Man kann nicht alles machen», erklärt Bewirtschafter Manfred Suter. Aktuell betreibt er mit seiner Firma noch die beiden Tankstellen mit den Shops im Untergeschoss, die WC-Anlagen und das Restaurant im Obergeschoss. «Das Restaurant wird unterdessen aber untervermietet. Eine spezialisierte Zürcher Firma mit drei Jungs führt den Betrieb. Das läuft sehr gut», erklärt Suter. Zusätzlich kümmert er sich auch um die weiteren Mieter.
Entgegenkommen während Corona
Hinter Suter, welcher in Mettmenstetten ein eigenes Immobiliengeschäft besitzt, liegen einige schwierige Jahre. Den Betrieb der Raststätte übernahm er mit seinem Geschäftspartner. Dieser starb 2019 unerwartet. Er entschloss sich, die operative Leitung alleine zu behalten. Die «Raststätte Knonaueramt AG» entschied, die Liegenschaft zu verkaufen. Trotz der Corona-Pandemie konnte diese im Oktober 2021 an die Immobilienanlage- und Entwicklungsgesellschaft Creafonds AG in Sursee verkauft werden. «Die Corona-Pandemie selbst überstanden wir und alle Mieter nur dank dem Entgegenkommen des damaligen Vermieters.» Ohne Hilfe hätte es nicht funktioniert.
Manfred Suter sieht die Entwicklung der Raststätte positiv. Schon seit längerer Zeit gebe es keine Negativ-Schlagzeilen mehr. Noch müsse man sicher am Image arbeiten. Er spricht auch von gemachten Sanierungen, so wurde das Personal von 70 auf aktuell 35 Mitarbeitende gekürzt. Man müsse aber dranbleiben: «Ich bin praktisch täglich hier, obwohl dies ja nicht mein Hauptberuf ist», sagt er und ergänzt: «Aber ich habe unglaublich Freude daran. Es ist eine sehr interessante Liegenschaft.» Als Paradigmen-Wechsel bezeichnet er die Eröffnung des McDonald’s. Trotz des Starts inmitten der Corona-Pandemie habe diese von Beginn weg gute Zahlen geschrieben. Fast Food war gerade in dieser Zeit im Trend. Die Filiale brachte sofort Leben ins ganze Haus. Er betont aber, dass die Raststätte kein Frequenzproblem hatte, sondern von Beginn an ein Finanzproblem: «Die Liegenschaft hat einfach viel zu viel gekostet – war nicht tragbar.»
Aktuell liegen die Besucherfrequenzen von «My Stop» wieder auf dem Vor-Corona-Level. Es sind auch alle Mietflächen vergeben. So finden sich im Ladengeschoss das Spezialitätengeschäft Don Giovanni, dazu seit Beginn auch die lokale Bäckerei Pfyl. Am Standort, an dem ursprünglich ein Migrolino seinen Platz hatte, verkauft jetzt My Market als Mieter weiterhin Lebensmittel, aber auch verschiedenes anderes – ein Gemischtwarenladen, wie man bei einem Augenschein in der Raststätte feststellt. Auch bietet fast jeder Laden etwas zu essen an: Sandwiches, Salate, Würste oder Panini sind bei mehreren Shops in der Auslage. Eine Kannibalisierung der verschiedenen Kaffee- und Essensangebote sieht Suter aber nicht.
Aktuell funktioniere der Mieter-Mix gut. Zudem werde mit den verschiedenen Parteien auch genau definiert, wer was anbieten darf. So sind zum Beispiel weitere Sitzgelegenheiten im Ladengeschoss nicht erlaubt. Auch will man sicher keinen weiteren Kaffee-Anbieter. Er wolle so auch die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse mit mehr oder weniger Zeit abdecken. Als er die Raststätte übernahm, war das Angebot noch extremer. Da wurde schon im Zwischengeschoss Kaffee verkauft. Für Suter war dieses Angebot ein klarer Fehler. So seien die Kunden regelrecht von den Läden und dem Restaurant ferngehalten worden.
Heute werden im Gebäude auch Motorräder ausgestellt oder Immobilien der Region beworben. Ganz neu ist der Laden eines Schweizer Anbieters von hochwertiger Bekleidung für den Freizeitsport. Auf die Frage, ob man nicht lieber auch wieder bekanntere Marken im Ladengeschoss haben möchte, sagt Betreiber Suter, dass man so zufrieden sei: «Da muss man mit der Zeit gehen und sich anpassen.» Der Retail-Bereich sei schwierig geworden – umso schöner, dass man jetzt alles so vermieten könne.
Der Vertreter des Eigentümers, Joerg Furrer von der Creafonds AG, zeigt sich erfreut über die Entwicklung. Sie hätten das Glück gehabt, dass sie den Betrieb in aufgeräumtem Zustand übernehmen durften. «Wir sind, so wie es jetzt läuft, zufrieden». Strukturell funktioniere dies, einzig kosmetische Anpassungen wie zum Beispiel die Signaletik seien noch in Arbeit. Punktuell wurde in den letzten Jahren immer wieder investiert. So umfasst das Restaurant neben den farbigen Tischen von McDonald’s auch neue Tische, welche etwas mehr Business-like wirken. Auch sonst wird aktuell mehr auf Details geachtet. So weisen im Zwischengeschoss grossformatige Bilder auf das weitere Angebot im Ladengeschoss und im Restaurant hin, um die Besucherinnen und Besucher nach oben zu locken.
Kindergeburtstage im Seminarraum
Der seit 2021 mögliche Alkoholausschank in den Raststätten kam für Suter sehr überraschend. Im Restaurant bringt dieser wenig, aber in den Shops werde oft Alkohol eingekauft. Nicht dass sich hier der Umsatz jetzt stark erhöht hätte. Meistens werde der Alkohol eingekauft und dann weitergereist. Suter hält zu diesem Thema auch fest, dass auf der ganzen Raststätte Alkohol und auch Zigaretten nur an Personen über 18 Jahren verkauft werde. Die ursprünglich vorhandenen Seminarräume im Gebäude werden nicht mehr öffentlich angeboten. Ein ehemaliges Sitzungszimmer verwendet McDonalds für Kindergeburtstage, ein grösserer Seminarraum wird ebenfalls vom Fast-Food-Anbieter für die Weiterbildung der Mitarbeitenden aus der ganzen Deutschschweiz genutzt.
Beim Blick in die Zukunft kommt sofort das Thema Nachhaltigkeit zur Sprache. Für Joerg Furrer müsse man da klar den Übergang von Benzin betriebenen zu elektrischen Fahrzeugen in den nächsten 10 bis 15 Jahren planen. Auch eine Fotovoltaik-Anlage auf der Raststätte könnte in Zukunft eigenen Strom produzieren, um unter anderem auch gleich die Elektrofahrzeuge aufzuladen. Er sagt: «Wir möchten die Mobilität so nachhaltig wie möglich gestalten.» Suter ergänzt dazu, dass man bezüglich der Entwicklung zu Elektrofahrzeugen an vorderster Front mit dabei sei. «Wir beobachten täglich, wie viele Fahrzeuge zum Tanken von Benzin oder Strom kommen», sagt er dazu.
Seit Ende 2020 hat sich der Autohersteller Tesla auf dem Gelände eingemietet und bietet je Richtung zwölf Schnellladestationen für seine Autos. Unterdessen sei es auch möglich, andere Automarken dort aufzuladen. Man werde in Zukunft die Elektroladeplätze sukzessive ausbauen.
«Seit 2015 haben wir das Ganze in eine gute Stabilität gebracht. Wir sind jetzt im Feintuning», erklärt Suter zum Schluss des Gesprächs und ergänzt schmunzelnd: «Eigentlich dort, wo ich nach zwei Jahren sein wollte.»