Knonau hilft mit Asylwohnung aus

Bei der Unterbringung von Geflüchteten ist viel Solidarität unter den Gemeinden gefragt. Knonau beweist diese eindrücklich. Die Gemeinde beherbergt mehr Flüchtlinge, als sie müsste.

Gemeinderätin Claudia Bickel ist erfreut über die Bevölkerung in Knonau, die solidarisch mit den Geflüchteten ist. (Bild Luc Müller)
Gemeinderätin Claudia Bickel ist erfreut über die Bevölkerung in Knonau, die solidarisch mit den Geflüchteten ist. (Bild Luc Müller)

Die Solidarität in Knonau ist nicht nur ein Lippenbekenntnis – sondern wird im Alltag gelebt. Das zeigt sich an der aktuellen Zahl an Flüchtlingen, welche die Gemeinde derzeit gemäss kantonaler Aufnahmequote beherbergt. Zurzeit sind dies 34 Geflüchtete – alle aus der Ukraine. Gemäss Aufnahmequote von 1,3 Prozent, die seit dem 1. Juli gilt, wären nur 31 Flüchtlinge zwingend aufzunehmen. Knonau übererfüllt die Quote sozusagen – und das schon seit Monaten, als die Quote noch bei 0,9 Prozent lag. Zeitweise stellte Knonau bis zu 
38 Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zur Verfügung. Wie kommt es dazu? «Wir Gemeinden im Säuliamt sind bezüglich Flüchtlinge und Asyl grundsätzlich solidarisch», erklärt Gemeinderätin Claudia Bickel, die dem Ressort Soziales, Gesundheit und Gesellschaft vorsteht. So hätte sich Knonau auch den Gemeinden Obfelden, Mettmenstetten, Ottenbach und Hausen anschliessen können, die in der Zivilschutzanlage in Obfelden Flüchtlinge unterbringen. «Doch wir hatten keinen Bedarf für diese Plätze», betont die Knonauer Sozialchefin.

Solidarisch mit Mettmenstetten 

Schon kurz nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine im Februar 2022 meldeten sich zwölf Familien, die insgesamt 35 aus der Ukraine Geflüchtete aufnahmen. «Ohne diese Privaten hätten wir von der Gemeinde auf die Schnelle nicht genügend Wohnraum gefunden», sagt Bickel. Heute leben noch drei Frauen aus der Ukraine mit Status-S in Unterkünften von Privatpersonen. «Es sind Ukrainerinnen und Ukrainer auch bereits wieder in ihre Heimat zurückgekehrt.» Zudem leben in Knonau derzeit auch noch sechs junge Afghanen, die eigentlich zum Aufnahmekontingent der Nachbargemeinde Mettmenstetten zählen und dort untergebracht werden müssten. Doch aktuell hat Mettmenstetten nicht genügend Wohnraum – geplante Container sollen aber längerfristig dort für Abhilfe sorgen.

Gemeinden müssen Leerstände melden

«Ich habe derzeit noch genügend Platz in angemieteten Wohnungen in Knonau, deshalb haben wir Mettmenstetten angeboten, bei uns zusätzlich Flüchtlinge sicher bis November 2023 aufzunehmen», erklärt Claudia Bickel. Schon in einigen Bereichen arbeiteten die Gemeinden Knonau und Mettmenstetten eng zusammen. 
Die Gemeinden sind verpflichtet, genügend Wohnraum für die Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. «Wir melden Wohnungsleerstände dem 
Sozialdienst Bezirk Affoltern (Soba), der die Wohnungen dann anmietet, wenn sie innerhalb der Mietzinsrichtlinien liegen», erklärt Claudia Bickel.

Aufnahmequote steigt womöglich

Der Soba kümmert sich unter anderem um das Asyl- und Migrationswesen der angeschlossenen elf ­Träger- und Anschlussgemeinden. Das sind die acht Trägergemeinden Aeugst, Hausen, Hedingen, Knonau, Maschwanden, Mettmenstetten, ­Obfelden, Ottenbach sowie die drei Anschluss­gemeinden Bonstetten, Wettswil und Stallikon. Selber organisiert sind die Stadt Affoltern sowie die Gemeinden Kappel und Rifferswil.
Sollte die Aufnahmequote in diesem Jahr noch auf zwei Prozent steigen, was gemäss Claudia Bickel nicht abwegig ist, müsste Knonau dann die Wohnung, in der die sechs zu Mettmenstetten zählenden Afghanen leben, für sich selber ­beanspruchen, sagt Claudia Bickel im Gespräch mit dem «Anzeiger».
 

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