Kreativität und Vielfalt
Die Projektausstellung der «Sek Mättmi» zeigte eine breite Palette an Talenten
Am Eingang der Sekundarschule Mettmenstetten überrascht am Montagabend ein glänzender, grüner Traktor mit knallrot lackierten Felgen die Besucherinnen und Besucher. Daneben steht Tobias Hanke, Schüler der 3. Sek, und stellt stolz sein Schulprojekt «Traktorenrevidierung meines Kramers» vor. Der «Kramer», ein Traktor aus dem ehemaligen, 1925 gegründeten, deutschen Traktorenwerk Kramer, ist von 1958 und war vor der Wiederbelebung durch Tobias Hanke ein veritabler Schrotthaufen. Man mag kaum glauben, dass das funkelnde Exemplar neben dem Eingang der Schule etwas mit den auf dem Ausstellungstisch ausgelegten Bildern eines Traktorgerippes zu tun hat. In den Einsatz kommt die Trouvaille aber nicht. Der «Kramer» wird geschont und nimmt vielleicht ab und zu an einem Oldtimertreffen teil.
Es ist der Abend der Projektausstellung an der «Sek Mättmi» und die Schule verwandelt sich für einmal in eine Messehalle. Fünfundsechzig Projekte sind ausgestellt, fünfundsechzig Schülerinnen und Schüler aus vier Klassen sitzen vor ihren Exponaten oder an Tischen und zeigen, woran sie seit Februar jeden Montagnachmittag gearbeitet haben. Einige der ausgestellten Projekte lassen erahnen, dass neben den zwei Stunden Zeit, die die Schule für diese Projektarbeit frei gab, viel an Freizeit investiert wurde. Die Spielregeln gibt die Schule vor. Erika Bigler, Lehrfachperson in Mettmenstetten, erklärt das Vorgehen: «Jeder Schüler darf ein Projekt einreichen, mit dem er sich gerne beschäftigen will. Die verantwortliche Lehrperson prüft die Idee und gibt im besten Fall grünes Licht. Und dann ist es Aufgabe der Schülerinnen und Schüler, ihr Projekt selbstständig zu planen, umzusetzen und umfassend zu dokumentieren.» Und so findet sich bei jeder Ausstellerin und jedem Aussteller auch eine sorgfältig gebundene, teils aufwendig bebilderte Dokumentation, in der das jeweilige Projekt in allen Arbeitsschritten beschrieben ist.
Hochbeet mit Bewässerung
Die Breite der Themen ist so unterschiedlich, wie es die Interessen der Schülerinnen und Schüler sind. Vom «Selbstversuch vegan essen» über «Eigene Modemarke starten» bis hin zu «Naturaufnahmen aus dem Säuliamt mit eigener Drohne» ist alles vertreten.
Einige Projekte geben bereits deutlich Aufschluss über die nächsten beruflichen Schritte der Sek-Abgänger. So steht Flavio Nussbaumer vor einer riesigen Hobelbank, die er in eigener Werkstatt – «der Grossvater hat mir den ehemaligen Rindli-Stall als Werkstatt überlassen. 80 Quadratmeter!» – selbst gebaut hat. Da wundert es nicht, dass Flavio demnächst eine Lehre als Zimmermann startet. Ein weiterer künftiger Zimmermann – Marlon Brun – hat ein Hochbeet konstruiert und gebaut, welches ein richtiger «Hingucker» ist. Das Konstrukt aus Fichte ist vollständig mit edlem Lärchenholz verkleidet. So ästhetisch die Form, so technisch durchdacht die Funktionalität: Das Hochbeet ist beweglich durch Rollen und verfügt über eine Bewässerungsanlage, welche mit Zeituhr durch eine elektrische Pumpe in Betrieb genommen werden kann, die sich wiederum aus einer Solarzelle speist.
Andere Projekte entstanden aus der persönlichen Betroffenheit der jungen Projektleiter. So hat Moira Hergesell Kontakt zu kleineren Kindern in ihrer Nachbarschaft, die immer viele Fragen zum Thema Gesundheit stellen. Also schreibt und gestaltet sie in ihrem Projekt ein Kinderbuch «Liana umgäbä vo Zelle und Vire», in dem sie Antwort auf Fragen gibt wie «Wieso breched mini Chnoche?». Das Buch ist visuell so ansprechend, dass bereits diskutiert wird, es in Kinderarztpraxen aufzulegen. Und überhaupt scheint visuelles Gestalten «das Ding» von Moira zu sein. Sie zeichnete auch das Plakat zur neuen Kleiderordnung in der «Sek Mättmi». Ebenfalls aus persönlicher Betroffenheit heraus hat die fünfzehnjährige Flurina Longhi ihr Projekt, ein Magazin zum Leben im Rollstuhl und zum Umgang mit Rollstuhlfahrern, ausgewählt. Ihre Mutter ist seit einem Jahr auf den Rollstuhl angewiesen und diesen Einschnitt in den Alltag reflektiert Flurina in ihrem Magazin.
Bestens organisierte Ausstellung
An einem anderen Tisch sitzt Michelle Bitterli und unter dem Tisch sitzt ihr Border-Collie Balou. Um ihn geht es in ihrem Projekt, in dem sie sich mit dem Hundesport «Agility» auseinandersetzt. Dazu gibt es beeindruckende Filme auf den mitgebrachten Tablets. Überrascht von dem gezeigten Niveau, stellt sich auch bald heraus, dass Michelle Teil des «Junior Swiss Team Agility» ist und im Juli mit Balou an den Junioren-Weltmeisterschaften in Belgien teilnimmt.
Diese bestens organisierte Projektausstellung an der «Sek Mättmi» zog so viele Besuchende an, dass es teilweise richtig eng wurde und sich vor einzelnen Tischen Warteschlangen bildeten. Und alle waren beeindruckt von der Kreativität, Professionalität und dem Ideenreichtum der jungen Schulabgänger.