Modulares Konzept für die Primarschule

Kappel könnte mit den heutigen Bauzonen von aktuell 1321 auf 3200 Personen wachsen. Für die Schule, die acht Klassen zählt, würde dies eine Erweiterung auf 18 bis 19 Klassen bedeuten. Am Dienstag stellte die Schulpflege ihre Strategie vor, genügend Schulraum zu schaffen.

Langfristige Planung ist gefragt: Das Schulhaus Tömlimatt bietet zu wenig Raum für acht Klassen. Wenn alle heutigen Bauzonen genutzt werden, zählt Kappel 
aber 18 bis 19 Klassen. (Bild Bernhard Schneider)
Langfristige Planung ist gefragt: Das Schulhaus Tömlimatt bietet zu wenig Raum für acht Klassen. Wenn alle heutigen Bauzonen genutzt werden, zählt Kappel aber 18 bis 19 Klassen. (Bild Bernhard Schneider)

Schulpräsident Edi Theiler knüpfte am Orientierungsabend im Gemeindesaal an seine Ausführungen der letzten ­Gemeindeversammlung an: Der Schulraum ist heute so knapp, dass mit erheblichem personellem Aufwand improvisiert werden muss. Da der Kanton die Stellenprozente vorgibt, bedeutet dies eine Mehrbelastung der Lehrerinnen und Lehrer ausserhalb ihres Pensums, was sehr viel Goodwill von diesen verlangt. Das Problem ist aber keineswegs vorübergehend, denn entgegen den Vorgaben des Kantons wächst Kappel überdurchschnittlich. Die Schulpflege hat daher eine Studie in Auftrag gegeben bei den Architekten Thomas Frick und Mike Weber, um das Problem mit langfristiger Optik anzugehen, denn kurzfristige Notmassnahmen sind meist teurer.

Schulleiterin Myrta Neidhart konkretisierte die Situation: Die Tagesstrukturräume werden «kreativ genutzt» mit viel mehr Kindern als geplant. Auch Bibliothek, Gruppen- und andere Räume werden für verschiedenste Bedürfnisse verwendet. So ist das Lehrerzimmer auch Ess- und Vorbereitungsraum und bei Raumknappheit Fachzimmer für Unterricht in kleinen Gruppen.

Lisa Würmli, verantwortlich für die Liegenschaften in der Schulpflege, verglich die aktuellen Räume mit den kantonalen Vorgaben, wonach zurzeit 250 m² fehlen. Hinzu kommen ein Defizit in der Turnhalle von 128 und beim Kindergarten Uerzlikon ein Minus von 30 m². Die Detailanalyse ergab zusätzliche Problembereiche: Fehlende Musikzimmer, Raum-Rochaden zwischen verschiedenen Nutzungen, fehlender Parkraum für Autos und Velos, Nutzung der Kellerräume, fehlende Lagerräume, Überdachungen sowie Spiel- und Aussenanlagen.

Das Fazit von Schulpräsident Edi Theiler: «Unsere Aufgabe besteht darin, langfristig zu denken und auch unangenehme Fragen zu stellen. Ich bin ­Uerzliker und das Schliessen des Kindergartens wäre auch für mich schmerzlich, aber wir müssen auch dies überlegen, wenn wir die Kosten im Griff behalten wollen.»

Temporärbau oder langfristige Lösung?

Architekt Thomas Frick stellte die beiden Grundvarianten vor. Kurzfristig günstiger als ein Neubau wäre ein Temporärbau, der allerdings genauso die energetischen Vorgaben erfüllen muss. Die Zeit billiger Pavillons sei vorbei. Ein Temporärbau habe den Nachteil, dass er nicht am selben Ort ersetzt werden könne, was die Planung erschwere. Hinzu komme, dass sich ein Temporärbau zur Bewältigung einer vorübergehenden ­Belastungsspitze eigne, kaum aber bei anhaltendem Wachstum. Langfristig günstiger sei daher ein Neubau. Dabei stellte er ein modulares Konzept aus Holz vor: Der Neubau würde ausbau­fähig geplant. Der Einsatz von Holz ermögliche eine Minimierung der Bauzeit, so dass das Schulhaus bei Bedarf während der Sommerferien aufgestockt werden könnte. Da Prognosen nie exakt sein können, baue man mit diesem Konzept nicht auf Vorrat, sondern immer erst dann, wenn Bedarf bestehe. Mit einem solchen Konzept könne man kaum ­einen Architekturpreis gewinnen, aber anders als bei einem Architekturwettbewerb, bei dem die Rechte beim siegreichen Büro verbleiben, könne die Gemeinde jederzeit selbst bestimmen, was sie benötige.

Kritik an Versprechen

In der Diskussion wurde kritisiert, anlässlich der letzten Schulhausrenovation in der vorletzten Legislatur sei versprochen worden, dass damit auf lange Sicht genügend Schulraum zur Verfügung stehe. Dem wurde entgegenhalten, dass das Wachstum eben nicht planbar sei, da nicht die Gemeinde darüber bestimmt, sondern die Grundeigentümer, was wiederum für ein modulares Konzept des schrittweisen Ausbaus spreche.

Kontrovers diskutiert wurde der Kindergarten-Standort Uerzlikon. Wäre es nicht besser, wenn der Schulbus in der einen Richtung die Kinder zur Schule, in der Gegenrichtung zum Kindergarten führen würde? Oder ist die Primar­schule Kappel zu klein für verschiedene Standorte?

Generell waren Standortfragen ein Thema: Könnte man nicht die Tömlimatt in eine Wohnzone umwandeln, dafür eine Zone für öffentliche Bauten in der heutigen Landwirtschaftszone, wo die Schule neu geplant werden könnte? Bei einem solchen Projekt, so hielt Gemeinderätin Lilo Steinmann fest, würde der Kanton kaum mitspielen.

Klare Mehrheit für Neubau

Zum Schluss der angeregten Diskussion erhielt das Vorgehen dezidierte Unterstützung von einem Votanten, der sich beruhigt zeigte, dass sich niemand mit einem Architekturwettbewerb ein Denkmal setzen wolle, sondern ein modulares Konzept vorgeschlagen werde: «Wenn wir nicht wie prognostiziert wachsen, wächst auch der modulare Neubau nicht.»

Die überwiegende Mehrheit im Saal sah dies gleich: Eine geheim durchgeführte Konsultativabstimmung ergab eine klare Mehrheit von 39 gegen vier Stimmen für einen Neu- gegenüber ­einem Temporärbau bei zwei Enthaltungen. Weniger deutlich fiel die Abstimmung bezüglich eines Zusammenschlusses des Kindergartens aus: 24 stimmten für diese Variante, 17 möchten die beiden separaten Standorte Uerzlikon und Kappel beim Kindergarten beibehalten, vier enthielten sich.

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