Rifferswil führt Schulassistenzen ein

Stimmberechtigte sagen Ja zur Rechnung und zu 60 Stellenprozenten für die Primarschule

Die Gemeindeversammlung in der Turnhalle von Rifferswil stimmte beiden Traktanden zu. (Bilder Dominik Stierli)

Die Gemeindeversammlung in der Turnhalle von Rifferswil stimmte beiden Traktanden zu. (Bilder Dominik Stierli)

Gemeindepräsident Christoph Lüthi begrüsste die 58 Stimmberechtigten erstmals mit Mikrofon zur Gemeindeversammlung. Der Wunsch nach besserer Verständlichkeit sei aufgekommen und so wolle man dem Rechnung tragen. Nach der Wahl der Stimmenzähler — die beiden Jüngsten im Saal — übergab Lüthi an Finanzvorsteher Rolf Hauenstein, welcher erstmals die Jahres­rechnung präsentierte. Er wurde vergangenen November neu ins Gremium gewählt. Hauenstein sprach von einem guten Ergebnis mit 870000 Franken im Plus. Investiert wurde in Rifferswil weniger als geplant. «Die Liegenschaftsstrategie ist noch in Arbeit», sagte der Finanzvorstand, und auch das Verkehrskonzept für die Gemeinde sei erst unterwegs. Als dritten Grund stünden auch bei der Wasserversorgung noch Projekte aus. Die Bilanz bezeichnete Hauenstein als «sehr, sehr solide». Die Eigenkapitaldecke liegt bei 13 Millionen ­Franken.

Weiter ging er auf die einzelnen ­Bereiche ein. Wie viele andere Ämtler Gemeinden kann auch Rifferswil Mehreinnahmen bei den Steuern verzeichnen. Die Einkommens- und Vermögenssteuern haben gut 84000 Franken, die Grundstückgewinnsteuern über 482000 Franken zusätzlich eingebracht. Dem gegenüber stünden aber deutlich tiefere Aufwände bei der passiven Steuer­ausscheidung und einem tieferen kantonalen Ressourcenausgleich. Dieser fiel aufgrund der höheren Steuereinnahmen um rund 728000 geringer aus. Schlussendlich blieb ein Mehrertrag verglichen zum Budget von über 198000 Franken.

In den Verwaltungen wurden durch Verschiebung von EDV-Projekten und der später stattfindenden Sanierung der Abwasserleitung Engelsscheune weniger ausgegeben als geplant. Auch im Bereich Bildung wurden rund 117000 Franken weniger verwendet als vorgesehen. Dabei wurde gemäss Hauenstein unter anderem weniger für Schulreisen und Lager ausgegeben, aber auch die Lohnkosten waren tiefer.

In der Langzeit- und Akutpflege sowie bei den Spitex-Pflegeleistungen kam es zu einem Kostenanstieg, was zu 80000 Franken Mehrausgaben als budgetiert führte. «Das waren vor allem auch komplexere Fälle», erklärt der Finanzvorstand dazu. Im Bereich der sozialen Sicherheit sei man mit einem Minus von 254000 deutlich unter dem Budget geblieben. Die Ausgaben seien hier wider Erwarten auf dem Niveau von 2022 geblieben. Der Bereich Verkehr schloss aufgrund eines fast dreimal höheren Staatsbeitrages an den Unterhalt der Gemeindestrassen ausserordentlich gut ab. 135825 Franken weniger als budgetiert wurden ausgegeben. Die Jahresrechnung wurde von der Versammlung ohne Wortmeldung und einstimmig angenommen.

Unterstützung für Lehrpersonen

Die Präsidentin der Primarschulpflege, Charlotte Decrusch, war für das zweite Traktandum an diesem Abend verantwortlich. Dabei soll der Einsatz von Schulassistenzen auch ausserhalb von sonderpädagogischen Settings möglich werden. Durch verschiedene Faktoren nehme die «Heterogenität in Volks­schulklassen» stetig zu, schreibt die Gemeinde in ihren Unterlagen. Schulassistenzen würden eine Entlastungs­möglichkeit für die stark geforderten Lehrpersonen bieten. Sie hätten keine pädagogische Verantwortung, sondern seien «kompetente Laien».

Decrusch berichtete, dass man ­bereits im laufenden Schuljahr als ­Pilotprojekt Schulassistenzen im ­Einsatz habe. «Das möchten wir gerne fix implementieren», sagt die Schul­präsidentin. Sie beleuchtete die rechtlichen Grundlagen, welche mit dem Volksschulgesetz festhalte, dass alle Kinder der Zugang zu guter Bildung ermöglicht wird. Die ­Bildungsdirektion des Kantons Zürich erlaube und unterstütze den Einsatz von Schulassistenzen — die Finanzierung werde aber den Gemeinden überlassen. Weiter ging sie auf die Herausforderungen im schulischen Umfeld ein. So würden sich die Familien- und Gesellschaftsformen ändern, die Kinder würden immer früher eingeschult und mit der Aufnahme von mehreren Flüchtlingsfamilien seien auch deren Kinder zu betreuen. «Da kommt der Schulassistenz eine Schlüsselfunktion zu», meint Decrusch. Als Nutzen sieht sie vor allem, dass sich die Lehrpersonen auf ihren Bildungsauftrag konzentrieren können und auch die individuelle Unterstützung von Kindern möglich sei. Zur aktuellen Situation sagt sie, dass man bereits im Schuljahr 2021/22 versuchsweise ­Assistenzen eingesetzt hatte. Im aktuellen Schuljahr läuft ein Pilotprojekt. «Das hat die Lehrpersonen entlastet.» Man habe auch schon gelernt, dass eine gute Zusammenarbeit zwischen Lehrperson und Assistenten zentral sei. Gemäss der ­Vorgabe des Volksschulamts müsse man mit maximal wiederkehrenden Lohnkosten von 52 000 pro Jahr für die 60-Prozent-Stelle rechnen. Die Versammlung wollte ergänzend noch wissen, welche Ausbildung man als Schulassistenz vorweisen muss. «Bedingung ist», so Decrusch, «eine abgeschlossene Ausbildung, aber nicht im pädagogischen Bereich.» Natürlich helfe ein Flair für die Arbeit mit Kindern. Die maximal 60 Stellenprozente würden aktuell auf fünf Personen verteilt. So könne jede Klasse mit zwei Stunden pro Woche abgedeckt werden.

Gemeindepräsident Lüthi bekräftigte vor der Abstimmung, dass die Unterstützung einfach nötig sei. Mit wenigen Enthaltungen und einer Gegenstimme wurde der Antrag angenommen. So konnte die Versammlung gut eine Stunde nach Beginn geschlossen werden und man widmete sich dem mehrmals angesprochenen EM-Fussballspiel Schweiz gegen Schottland.

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