Seleger Moor bietet mehr als Blütenpracht

Neuerungen, aber keine Erweiterung – ein Park, um Natur zu erleben. Neben Rhododendren, Azaleen, Seerosen und dem grössten Schweizer Farngarten werden im Park Seleger Moor bei Rifferswil neu Kurse für Schulen organisiert – auch zur Beobachtung von Vögeln.

Geschäftsführer Mäni Blum bei den Spiegelteichen: «Neuerungen, aber der Park wird nicht zum Rummelplatz». (Bild Werner Schneiter)
Geschäftsführer Mäni Blum bei den Spiegelteichen: «Neuerungen, aber der Park wird nicht zum Rummelplatz». (Bild Werner Schneiter)

In den 80er-Jahren kamen pro Saison bis zu 60 000 Besucher – mit Cars und Autos, auch aus dem benachbarten Ausland. Und alle kamen wegen der Blumenpracht, die sich im Seleger Moor auf einer Fläche von 12 Hektaren bietet: Rhododendren, Azaleen, Seerosen, der grösste Farngarten der Schweiz. Dann schrumpften die Besucherzahlen sukzessive, stiegen aber in den letzten zwei Jahren von 30 000 auf 40 000 pro Saison. 35 000 sind es während der Hauptsaison (April bis Juni), rund 5000 in der bis Herbst dauernden Nebensaison. «Dabei ist auch der Herbst mit seinen spät blühenden Pflanzen und dem goldenen Herbstlicht ein Genuss, den Park zu besuchen», sagt Mäni Blum, Geschäftsleiter des Parks Seleger Moor.

Aufbruchstimmung

Dass die Besucherzahlen wieder ansteigen, ist auch auf Neuerungen zurückzuführen. «Es herrscht eine Aufbruchstimmung», sagt Mäni Blum. Der «Anzeiger» trifft ihn vor Ort zu einem Rundgang durch den Park. Dieser beginnt beim Eingang mit dem sogenannten «Marktplatz», auf dem Pflanzen verkauft werden, zum Beispiel die Schweizer Alpenrose, die mit einer Rhododendronpflanze aus Norddeutschland eingekreuzt wurde. Unter den 2000 Pflanzen finden sich einige weitere Spezialitäten, dazu Produkte aus der Region wie Nistkästen für Vögel, «Tierhotels aus Holz, hergestellt in der Behindertenwerkstatt Brändi in Horw, Luzern.
Auf dem Rundgang erläutert Mäni Blum die bereits vollzogenen und geplanten Neuerungen im Park Seleger Moor. «Wir sehen den Park als Teil der Region und wollen seinen Charakter erhalten, Naturerlebnisse für die ganze Familie bieten», sagt der Geschäftsleiter. Er erwähnt die Zusammenarbeit mit der Schule Rifferswil, das Vorhaben, Schüler im Park Naturunterricht zu erteilen und den Support, den die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (Zhaw) und die Rucksackschule Zürich leisten.
Weil nur Erhalt Stillstand bedeutet, will die Stiftung den Park nicht nur jenen ans Herz legen, die wegen der Blumen nach Rifferswil kommen. Mäni Blum erwähnt jene Pfeiler, auf denen der Park neu ausgerichtet werden kann: das Angebot auch für Familien attraktiv gestalten, Naturunterricht für Schulen bieten, Wissensvermittlung sowie den Bereich Kunst und Kultur einbauen.

«Alles muss zur 60-jährigen Geschichte des Parks passen»

Schon heute wird aber klar sichtbar, dass der Park Seleger Moor mehr bietet als nur Blumen- und Seerosenpracht. Die Agenda im ersten Halbjahr 2015 umfasst acht Veranstaltungen: vom Beobachten von Vögeln bis zum Froschtag. Im Park gibt es eine grosse Tiervielfalt (25 Arten!), und jedes Jahr soll auch Künstlerinnen und Künstlern der «leisen Kunst» eine Plattform geboten werden. Jetzt steht die Vernissage zur Skulpturen-Ausstellung an.
Neu geschaffen wurde ein Entdeckerweg mit vier Vogelbeobachtungsstationen, Vogelbad und Futtersäulen – aus Sturmholz des Moors gebaut sind und nicht aufdringlich wirkend. Neu sind auch die Grillstelle, das Moorlihus und der Feenweg, die – wo möglich – mit Materialien aus dem Park errichtet wurden. «Plastik und andere Fremdgegenstände wollen wir nicht. Alles muss zur 60-jährigen Geschichte des Parks passen», fügt Mäni Blum bei und betont die Umweltverträglichkeit. So werden beispielsweise die Spiegelteiche nur noch von Hand bewirtschaftet – und dies in Zusammenarbeit mit Leuten vom Naturnetz. Um im Park mehr Licht zu schaffen, werden Sichtachsen geschlagen und die daraus gewonnenen Holzschnitzel – jährlich um die 90 Kubikmeter – im Park wiederverwendet.

Erhebliche finanzielle Aufwendungen

Neben dem Geschäftsleiter arbeiten während des ganzen Jahres vier Gärtner, dazu gibt es eine 40-Prozent-Administrativstelle. Während der Hauptsaison werden zehn Teilzeitarbeiter beschäftigt. In allen Arbeitsbereichen der Grünpflege hat die Stiftung auch gemeinnützige Einsatzplätze geschaffen. Da kommen Leute aus der Stiftung Brändi, von der Asylorganisation Zürich (AOZ) und Gemeinnützige Einsatzplätze (GEP) Zürich zur Förderung der beruflichen und sozialen Integration für bis sechs Monate dauernde Praktika in den Park. «Die Seleger-Moor-Stiftung ist auch in sozialer Hinsicht engagiert», so Mäni Blum. Und sie wendet jährlich viel Geld auf, um den Park zu unterhalten und zu pflegen. «Dazu kommen einige andere, die Sukkurs leisten, wie die Genossenschaft Migros Zürich als Patronatsgeberin. Aber auch dank grösserer und kleinerer Spenden von Firmen, Stiftungen und Privatpersonen können diese Neuerungen im Park Seleger Moor realisiert werden», stellt der
Geschäftsleiter fest.

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