Sie schenken ihrem Dorf ein Fest
Zum Stalliker Fest-OK gehören 15 Personen. Darunter auch Christian Vonow. Ihn verbindet mit dem Dorfjubiläum eine besondere Geschichte
Christian Vonows Geschichte rund um das 900-Jahre-Jubiläum von Stallikon beginnt an einem Sonntag im Jahr 1974. «Am 12. Mai», sagt er mit ruhiger Stimme, er kennt das Datum bis heute auswendig. Genauso lebhaft erinnert er sich an die Details dieses Tages: «Wieso steht da ein Fiat 126 im Feld?», fragt er seine Begleiterin, als sie mit dem Auto durch Stallikon fahren. Das sei der Tombolapreis, erklärt sie ihm. Ihre Wohngemeinde feiert das 850-Jahre-Jubiläum mit einem grossen Fest.
Die Party lassen die beiden damals sausen. Stattdessen fahren sie nach Luzern und gönnen sich dort als Dessert eine Schoggicrème. 50 Jahre später ist das Dorf wieder in Feststimmung, und diesmal steigt die Sause nicht mehr ohne die Vonows: Christian, mittlerweile 69-jährig, wird auf jeden Fall vor Ort sein: «Zum Tätschmeischtere», wie er sagt.
Die Gedanken kreisen auch nachts
Zwischen den beiden Jubiläen liegen: eine Hochzeit, eine Züglete nach Stallikon, drei Kinder und eine Karriere als Bauführer. Hinzu kommen verschiedene gemeinnützige Engagements, etwa in der Feuerwehr, im Turnverein oder in der Kirchenpflege. Christian Vonow ist im Dorf also kein Unbekannter. Und so kam es, dass sein Name fiel, als das Fest-OK für den Bereich Infrastruktur noch Unterstützung suchte. Vonow nennt es ein «Reinrutschen», denn ganz geheuer war ihm die Sache anfangs nicht. Aus den früheren Vereinstätigkeiten ahnte er (inzwischen notabene viel beschäftigter Pensionär), was auf ihn warten würde: ein riesiger Haufen Fronarbeit. «Dutzende Stunden Einsatz für einen warmen Händedruck und einen Teller Spaghetti?», dachte er sich zunächst. «Will ich das noch einmal?»
Aber dann, erzählt Christian Vonow, habe er realisiert, wie viel Leidenschaft und Hingabe die anderen Mitglieder des Organisationskomitees in dieses Fest steckten. Etwa Deviprasad Rao, der seinen Beruf als Kunstmaler zurückgestellt habe, um sich gedanklich ganz dem Fest zu widmen. Da sagte sich Christian Vonow: «Also gut!»
So kam es, dass Vonow den Bereich Infrastruktur übernahm, zunächst gemeinsam mit einem Kollegen, später alleine. Parkplätze, Strom, Abfall, Toiletten oder Wasser, all das sind an einem Fest vermeintliche Selbstverständlichkeiten, die erst auffallen, wenn etwas schiefläuft. Damit das nicht passiert, ist eine sorgfältige Planung nötig. Wie viel Abfall fällt an? Reicht eine Mulde, oder braucht es eher zwei? «Das sind Fragen, die mich nun beschäftigen, manchmal auch nachts um drei», sagt er. Oft hilft Christian Vonow seine langjährige Erfahrung als Polier: «Auf dem Bau habe ich ein Leben lang improvisiert.»
Bei anderen Aufgaben dagegen heisst es: Improvisieren und kreativ werden. Wie sich das äussert, zeigt sich Minuten später in seinem Keller. «Es gseht halt nochli strub us», warnt er vor, und als er durch den Türrahmen tritt, sagt er: «Vorsicht, Kopf!»
Eine Holzstange ragt in den Eingangsbereich. Sechs Meter in die Höhe soll sie später auf dem Festplatz ragen und mit Richtungstafeln als Wegweiser dienen. Nicht nur die Stange hat Christian Vonow selber zurecht gesägt, auch jeder einzelne Wegweiser ist in Handarbeit entstanden. Nachschleifen, grundieren, bemalen, beschriften – und das 40 Mal. «Die Arbeit macht mir viel Freude, ich bin gerne hier unten», sagt er. Manchmal sass er bis in die frühen Morgenstunden in seinem Keller, um an seinen Kreationen zu schleifen.
Fleissiges OK, grosszügiges Gewerbe
Christian Vonow ist einer von zahlreichen Freiwilligen, die das Fest vom 21. bis zum 23. Juni überhaupt erst möglich machen. «Einer alleine kann kein Dach tragen», sagt seine OK-Kollegin Marianne Egli. Neben dem 15-köpfigen OK werden zahlreiche Helferinnen und Helfer im Einsatz stehen; sei es beim Servieren, Abräumen oder Putzen.
Zunächst sei die Suche nach Helferinnen und Helfern etwas zäh angelaufen, erzählen die beiden, doch je näher das Fest rücke, desto mehr Schwung komme in die Sache, sodass man nun auf gutem Weg sei (was nicht bedeutet, dass weitere Freiwillige nicht weiterhin willkommen sind). Freude bereite auch die Zusammenarbeit mit dem lokalen Gewerbe. So steuert zum Beispiel die Bäckerei das Brot bei, der Metzger die Würste, das Gartencenter den Blumenschmuck. Und der Gemeindepräsident sorgt eigenhändig dafür, dass mit den Sanitärinstallationen alles zum Besten ist. Insgesamt seien Sponsoringbeiträge im Wert von mehreren Zehntausend Franken zusammengekommen. «Es freut uns sehr, wie grosszügig sich die ortsansässigen Firmen zeigen», sagt Marianne Egli und Christian Vonow ergänzt: «Die Unterstützung des Gewerbes und der Einsatz der Freiwilligen sind für uns eine schöne Bestätigung, dass die Bevölkerung dieses Fest wirklich wünscht.»
In den verbleibenden Wochen heisst es nun: Die Planungsarbeiten finalisieren, beim Aufstellen einen letzten Kraftakt leisten und dann: Auf gutes Partywetter hoffen, damit die Leute zahlreich auf den Festplatz auf der Schulanlage Pünten strömen. «1000 bis 1200 Besucherinnen und Besucher pro Festtag wären perfekt!», sagt Christian Vonow.