So erlebten die Säuliämtler das Nati-Spiel

Stimmungsberichte von drei Orten mit Public Viewing – überall war die Stimmung trotz Niederlage gut

Grandiose, fast fiebrige Stimmung bis zur letzten Sekunde: Die bis auf den letzten Platz besetzte Eventhalle im «Aff». (Bild Daniel Vaia)

Grandiose, fast fiebrige Stimmung bis zur letzten Sekunde: Die bis auf den letzten Platz besetzte Eventhalle im «Aff». (Bild Daniel Vaia)

Stimmungsvolle Atmosphäre in der Galerie des Kappeler Gemeindesaals. (Bild Martin Platter)

Stimmungsvolle Atmosphäre in der Galerie des Kappeler Gemeindesaals. (Bild Martin Platter)

Waren vor der Partie von einem Sieg der Schweizer Nati überzeugt (obere Reihe von links): Nieke Kunstreich, Daria Stoian, Mia Frieker, Remo Hinners, Fynn Kammerer; unten von links: Anna Moretti und Anikó Berger. (Bild Daniel Vaia)

Waren vor der Partie von einem Sieg der Schweizer Nati überzeugt (obere Reihe von links): Nieke Kunstreich, Daria Stoian, Mia Frieker, Remo Hinners, Fynn Kammerer; unten von links: Anna Moretti und Anikó Berger. (Bild Daniel Vaia)

Beim Penaltyschiessen wurden die Gesichter auch am Zwilliker Kult-
Open-Air de Feschtiwal.ch länger und länger. (Bild Salomon Schneider)

Beim Penaltyschiessen wurden die Gesichter auch am Zwilliker Kult- Open-Air de Feschtiwal.ch länger und länger. (Bild Salomon Schneider)

Grandiose, fast fiebrige Stimmung bis zur letzten Sekunde: die bis auf den letzten Platz besetzte Eventhalle im «Aff» in Affoltern. (Bild Daniel Vaia)

Grandiose, fast fiebrige Stimmung bis zur letzten Sekunde: die bis auf den letzten Platz besetzte Eventhalle im «Aff» in Affoltern. (Bild Daniel Vaia)

Sorgten mit anderen für einen reibungslosen Betrieb im «Aff»: Joya Strebel, Robin Bucher und Tania Micha. (Bild Daniel Vaia)

Sorgten mit anderen für einen reibungslosen Betrieb im «Aff»: Joya Strebel, Robin Bucher und Tania Micha. (Bild Daniel Vaia)

Eine Viererkette gab es nicht nur auf dem Rasen in Düsseldorf (von links): Hardy, Arthur, Flurin und Henri. (Bild Daniel Vaia)

Eine Viererkette gab es nicht nur auf dem Rasen in Düsseldorf (von links): Hardy, Arthur, Flurin und Henri. (Bild Daniel Vaia)

Nur in der Halbzeitpause zog es die Fans nach draussen – zwecks Frischluftzufuhr und Rauchpause. (Bild Daniel Vaia)

Nur in der Halbzeitpause zog es die Fans nach draussen – zwecks Frischluftzufuhr und Rauchpause. (Bild Daniel Vaia)

In Zwillikon: Nur ein kurzes Tief

Fussball bringt Menschen zusammen, um zu feiern, gemeinsam zu leiden, oder einfach die Faszination für das Runde und das Eckige zu teilen. An Public Viewings finden sich meistens Menschen zusammen, die sich als eingefleischte Fans ­identifizieren. Ganz anders war dies am Samstag am Open Air de Feschtiwal beim Zwilliker Schützenhaus. Das Publikum kam primär für alte, neue und wieder auflebende Freundschaften, die Kinderfreundlichkeit und die rockige Stromgitarrenmusik. Am Nachmittag schaukelten Kinder so inbrünstig auf der ­Hollywood-Schaukel so lange, bis die Aufhängung brach, die Bands spielten, dass die Kinder keinen Gehörschutz brauchten und die Stimmung war entsprechend ausgelassen. Dann begann das Spiel Schweiz–England und der Starkregen setzte ein. Plötzlich fanden sich alle im grossen Festzelt wieder und schauten den Match. In der ersten Reihe sassen die kleinen grossen Fans und kritisierten jeden Fehlpass, weiter hinten dominierten Gespräche, Geselligkeit und Gemütlichkeit.

Beim 1:0 für die Schweiz sprangen trotzdem alle auf und feierten. Beim Penaltyschiessen fieberten alle mit – und auch die Kinder in der ersten Reihe mussten einräumen, dass die Engländer echt abgeklärt schossen. Als die Niederlage für die Schweiz Tatsache war, sank die Stimmung im Festzelt kurzzeitig. Fünf Minuten später war das Festzelt fast leer und die überwältigende Mehrheit der Besuchenden hörte Los Billtones zu, tanzte und genoss die ausgelassene Stimmung. Ein Musikfan ordnete für einen eingefleischten Schweiz-Fan ein: «Ihr seid für mich die wichtigste Nebensache der Welt. Da habe ich für Fussball wenig Zeit und Energie. Fiebern ist gut, feiern ist besser.» Dann wandte er sich seinem Sohn zu und klatschte im Takt, während der Kleine in einer Regenpfütze herumplantschte.

Salomon Schneider

Im «Aff»: Als wären sie in Düsseldorf

Um 19.30 Uhr gab es im «Aff» in Affoltern kein Halten mehr: Die Stimmung explodierte! Tobender Applaus, Jubel, fast niemanden mehr hielt es auf den Sitzen. Breel Embolos 1:0 gegen England im EM-Viertelfinal in Deutschland wirkte wie eine Erlösung.

Die rund 400 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Eventhalle in Affoltern hatten zuvor 75 Minuten lang mitgefiebert, als wären sie persönlich im Stadion in Düsseldorf. Immer wieder gab es ­Szenenapplaus, mehrmals wurden Fangesänge angestimmt, wie «Olé-Olé-Schwiizer Nati» oder «Hopp Schwiiz». Jubel gab es unter anderem auch für die Einwechslung von Xherdan Shaqiri in der 110. Minute der Verlängerung (nach dem zwischenzeitlichen 1:1). Dagegen wurden mehrere Aktionen der millionenteuren Stars aus dem angeblichen Mutterland des Fussballs mit Buhrufen bedacht.

Dass es während fast der ganzen Partie in Strömen regnete, spielte beim Public Event in Affoltern keine Rolle. Das «Aff» verfügt über zwei Grossleinwände: eine drinnen in der mit Flaggen geschmückten und mit farbigem Licht in Szene gesetzten Halle, eine draussen in der Gartenbeiz. Letzte wurde am Samstagabend witterungsbedingt gar nicht erst in Betrieb genommen.

Unter den Zuschauern im sehr vollen, erst im April eröffneten Gastro- und Eventlokal bangten auch viele Jugendliche und Familien mit Kindern mit. Für den Fussball-Hit, der das Potenzial zu einem historischen Spiel hatte, griffen einige sogar richtig tief in die Tasche: Eine Reservation für einen 8er-Tisch (Festbank) kostete im Package 700 Franken, darin inbegriffen waren Getränke à discrétion und acht Essensgutscheine für die verschiedenen Foodstände. Natürlich ging es viel günstiger, dafür ohne Garantie auf einen Sitzplatz.

«Aff»-Geschäftsführer Robin Bucher zeigte sich mit der bisherigen Fussball-EM sehr zufrieden. Besonders gut besucht gewesen seien unter anderem die Spiele der Italiener, Spanier, Portugiesen und Deutschen. Und natürlich die der Schweizer: «Wenn die Nati spielt, haben wir immer garantiert ‹full house› und eine Bombenstimmung.»

So grandios die Stimmung am Samstag auch war, so abrupt endete sie mit dem 5. Treffer der Engländer im Penaltyschiessen, welcher das Aus für die Schweiz bedeutete (4 Tore). Einziger kleiner Trost: Vielleicht haben die «Sommer, Sommer ...»-Anfeuerungsrufe für den Schweizer Nati-Torhüter Yann Sommer beim Penaltyschiessen einen kleinen positiven Nebeneffekt auf das Wetter. Denn der meteorologische Sommer hat (bisher) nicht gehalten, was man sich erhofft hat – im Gegensatz zum torhütenden Sommer.

Daniel Vaia

In Kappel: Stimmung war bestens, die Enttäuschung gross

Die Menge tobte am Samstag in der Galerie des Kappeler Gemeindesaals, als in der 117. Minute der Verlängerung Xherdan Shaqiri den Eckball beinahe ins Tor der Engländer zum 2:1-Siegtreffer zirkelte. Doch die Torumrandung hatte etwas gegen ein Schweizer Sommermärchen. Es kam zur Penalty-Lotterie und schliesslich zum Aus der begeisternd kämpfenden Schweizer Nationalelf im Viertelfinale. Die Enttäuschung stand dem bunt gemischten Publikum ins Gesicht geschrieben. Das einmal mehr lamentable Sommerwetter tat sein Übriges. Der anschliessenden Begegnung Türkei gegen Holland wohnten dann nur noch zwei Handvoll Zuschauer bei.

Eigentlich schade, denn das Lokal lädt zum Verweilen ein und auch die technische Ausstattung mit einer Grossleinwand und zwei zusätzlichen Bildschirmen für die Barhocker und die Draussensitzenden liess optisch wie akustisch keine Wünsche offen. Man wäre auch für die doppelte Anzahl Publikum gerüstet gewesen. Vor dem ­Eingang zur Galerie waren Festbänke aufgestellt und die Zelte für den angekündigten Regen standen parat. Das Publikum wurde mit Bratwürsten, Pommes und Getränken verwöhnt.

Drinnen war die Stimmung wie im Hexenkessel. Mit jeder Minute stieg die Temperatur. Das Publikum feierte die ausdauernd, furchtlos und ideenreich kämpfende Schweizer Nationalmannschaft bis zuletzt frenetisch. Organisiert wird das Public Viewing der Fussball-EM vom 2001 gegründeten Kappeler Verein «… punktuell …» auf Initiative der Jungmitglieder. Die hatten die Idee dazu, die Matches mit Schweizer Beteiligung sowie die Finalspiele auf Grossleinwand zu zeigen, und mit Nils Berger musste nicht lange nach einem OK-Chef gesucht werden. Der Rest war Routine, für die die älteren Mitglieder gerne Hand boten. Das Kappeler Public Viewing ist noch heute Dienstag (Spanien gegen Frankreich), morgen Mittwoch (Niederlande gegen England) und am kommenden Sonntag fürs Finalspiel geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen und Fotos auf verein-punktuell.ch und instagram @verein.puktuell.

Martin Platter

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