«Viele der Probleme anderer Bands kennen wir nicht»

«Wilcox» ist eine ungewöhnliche Band. Talentierte Musiker, die nicht eine Weltkarriere verfolgen, sondern sich gemeinsam mit Freude in der Musik verwirklichen wollen. Vielleicht ist diese Gleichgültigkeit dem kommerziellen Erfolg gegenüber genau das, was es zum Erfolg braucht.

«Wilcox» ist eine klassische Live-Band, hier am «Fäscht uf de Strass» in Affoltern. (Bild zvg.)
«Wilcox» ist eine klassische Live-Band, hier am «Fäscht uf de Strass» in Affoltern. (Bild zvg.)

Wilcox, das sind drei Säuliämtler und ein Walliser Musiker. Sie sind hochtalentiert, ambitioniert, verfolgen aber mit Ausnahme von Sandro Jordan eine Karriere ausserhalb des Musikgeschäfts und investieren trotzdem einen grossen Teil ihrer Freizeit ins Bandleben. Sie machen Musik für Freundinnen und Freunde von gepflegter Rockmusik und sind trotzdem so vielseitig und abwechslungsreich, dass ihnen durch diese musikalische Breite eine solide Fanbasis verwehrt bleiben könnte. Bemerkenswert ist, dass sich die vier Musiker fast blind verstehen. Sie sind so gut eingespielt, dass ein erster Ton eines jeden Bandmitglieds genügt, um den Song vorzugeben.

Made in USA

Die Gründung der Band Wilcox geht auf das Jahr 2012 zurück. Der Oberwalliser Sandro Jordan hat 2012 in Los Angeles Guitarre studiert, am Musician’s ­Institute, wo er den Hausemer Timo Homberger kennenlernte. Sandro Jordan: «Ich bin in die USA gereist, um meinen Horizont zu erweitern und kennengelernt habe ich einen Zürcher. Da er aber ausreichend sympathisch sowie auch talentiert war, sind wir gute Freunde geworden. Die Zeit in den USA war hoch spannend. Kulturell ist LA etwas ganz anderes. Man gewinnt sehr schnell Freunde, einfach nur jene für gute Zeiten. Für uns war bereits nach einigen Monaten klar, dass wir eine gemeinsame Band gründen und in die Schweiz zurückkehren wollten.» Bereits in LA haben sie zusammen Lieder geschrieben und musiziert. Simon Gräzer, bereits seit Jahren mit Timo Homberger befreundet, konnte sich die Reise in die USA nicht einrichten und wurde immer online mit den Songs und Neuigkeiten der Band versorgt. Simon Gräzer: «Digital hat die Band eigentlich schon 2012 bestanden.»

Der Name Wilcox ist in langen Diskussionen entstanden, zuerst über Internet-Telefonie und zog sich, bis alle wieder zurück in der Schweiz waren. Sandro Jordan setzte sich für Grandmas-Favourites (Grosis Lieblinge) ein, doch für Timo Homberger war dies zu punkig: «Ich wollte nicht, dass wir bereits durch unseren Namen schubladisiert werden können.» Da Timo an der Wilcox Avenue wohnte, kam der Name Then we met us at Wilcox auf. Geblieben ist – «aus Vernunft» – Wilcox. Mit dem Keyboarder Jonas Ruppen und dem Bassisten Matthias Bär war die Band komplett.

«Ende 2013 sind wir zurück in die Schweiz gekommen und haben direkt mit den Proben angefangen. Sandro Jordan hat sich ein GA gekauft, da er jeden Sonntag ins Säuliamt reisen «musste», für die Bandprobe. Da alle Musiker die Lieder bereits kannten, konnten die «Wilcox» bereits in den Wintermonaten 2014 ein erstes Konzert spielen. «Im Ausland, in Brig», scherzt Timo Homberger und ergänzt, «alle hatten Band-Erfahrung und wollten auf einem neuen Level Musik machen. Deshalb brauchten wir erstaunlich wenig Zeit.»

Eine Trennung in Freundschaft

Die Bandmitglieder der «Wilcox» brachten hervorragende Kontakte zu verschiedensten Veranstaltern in der gesamten Deutschschweiz mit in die Band. Deshalb konnten sie bereits im ersten Jahr nach der offiziellen Bandgründung zahlreiche Konzerte spielen. Gerade im Säuliamt gab es Kooperationen mit mehreren Bands. Sandro Jordan: «Wir spielten Konzerte, übten zweimal wöchentlich und entschieden uns, ein Album einzuspielen. Leider ist dann Jonas Ruppen, der Keyboarder, abgesprungen. Er war aus Zeitgründen leider nicht mehr so oft verfügbar, dass er seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden konnte. Zum Glück sind wir immer noch Freunde und arbeiten für Videos sehr eng mit Ruppen-Productions zusammen. Er ist auch auf dem Cover des Debütalbums drauf, als Geist.

Von 2016 bis 2018 rückte die Produktion des ersten Albums ins Zentrum. «Zuerst haben wir in Eigenproduktion die Songs aufgenommen und sind auf die Suche nach Leuten gegangen, die uns besser tönen lassen können. Wir haben dann ein hervorragendes Studio gefunden und schon ein Jahr später war das Album fertig – Rekordzeit», meint Simon Gräzer ironisch. Nach dem Release der ersten DC – «Painting in Grey» – konnten die Wilcox zahlreiche Konzerte spielen, primär in der Schweiz, aber auch im Ausland, bis nach Schottland. Das Album stieg auf Platz 34 der Schweizer Albumcharts ein. Der bisherige Bassist Matthias Bär machte sich auf Weltreise. Nun musste Ersatz am Bass gesucht werden. Timo Homberger: «Ich spielte seit einiger Zeit mit dem Gedanken, Jonas Plüss anzufragen, mit dem ich in einer Coverband gespielt hatte und der schon einmal für ein Konzert ausgeholfen hat. Er war eigentlich immer in mehreren Bands engagiert und ich war fast sicher, dass er nein sagen würde.»

Wenn alle ziehen, muss keiner den Ton angeben

Jonas Plüss: «Bei mir hatten sich nur Wochen zuvor einige Bandprojekte aufgelöst und ich war nicht nur frei, sondern auch motiviert, etwas Neues anzufangen.» Timo Homberger: «Ich kenne Dutzende Geschichten von jahrelangen Suchen nach Bandmitgliedern, die nicht nur bezüglich Könnens und Musikrichtung, sondern auch persönlich zu den Bands passen. Wir hatten riesiges Glück. Damit sich die Musik auch nach den involvierten Musikern anhört, muss sie Charakter haben und dieser steht und fällt mit dem Groove zwischen den Bandmitgliedern. Was dies angeht, haben wir riesiges Glück und unterscheiden uns von vielen Bands. Wir haben keinen Bandleader, der mit Zeit, Energie und Charisma die Band prägt. Wir sind einfach vier Freunde, die in der gemeinsamen Musik aufgehen. Diskussionen sind selten und ehemalige Bandmitglieder gehören immer noch zum engen Freundeskreis.» Zu Beginn machen die Wilcox Singer-Songwriter-Musik, dann wurden sie immer härter, bis sie sich entschieden, wieder melodischer zu werden. Timo Homberger: «Wir wollten von Anfang an jeder Idee eine Chance geben und sie auskomponieren. Das braucht Zeit und Raum, aber das haben wir ja. Wir nehmen jede Idee und wollen das Maximum herausholen – egal welche Musikrichtung sich schlussendlich daraus ergibt. Wir haben unzählige Songs und die meisten in mehreren Varianten. Eingespielt haben wir aber nur ganz wenige.»

Einer Musikrichtung lassen sich die Wilcox deshalb nur schwer zuordnen. Sie bewegt sich aber sicher in der facettenreichen Welt des Rocks. Ihre Musik ist das Resultat von Prozessen, denen bewusst jegliche Scheuklappen verwehrt werden. Viele Songs werden nicht veröffentlicht, aber alle haben die Band geprägt. Sandro Jordan fasst den Groove zusammen: «Wir sind sicher auch so lange miteinander unterwegs, da wir alle zu allen Ideen der Bandmitglieder grundsätzlich Ja sagen. Deshalb fühlen wir uns nie übergangen und so verweben sich die Inputs zu einem Geflecht, das die Wilcox definiert. Jeder kann, darf, soll und muss sich einbringen, so wie er will.»

«Back in Time»

Heute erscheint die neue Single «Back in Time». Es ist das erste Single-Release seit dem Album 2018. Damit machen die Wilcox den ersten Schritt zu einem neuen Album. Sie bringt viele neue, massentaugliche Elemente mit sich und hat trotzdem noch Platz für Soli und die kleinen Feinheiten des Rocks: Qualitäten klassischer Singer-Songwriter treffen auf Hardrock, Grunge und ein vielseitiges Schlagzeug, das von Marschmusik- zu Jazzelementen übergeht.

Infos und Download der neuen Single unter www.wilcox.ch.

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