Vom Pflegeheim zur Psychiatrie

Das Affoltemer «Seewadel»-Provisorium bekommt in Wil, St. Gallen, einen vierten Verwendungszweck

Auf dem Schwanden-Areal in Affoltern: Die Module des ehemaligen Seewadel-Provisoriums werden abgebaut und für den Abtransport zwischengelagert. (Bild Thomas Stöckli)
Auf dem Schwanden-Areal in Affoltern: Die Module des ehemaligen Seewadel-Provisoriums werden abgebaut und für den Abtransport zwischengelagert. (Bild Thomas Stöckli)

Der eingeschossige Infrastruktur­bereich, in dem die Personalräume, die Küche und das öffentliche Bistro untergebracht waren, ist bereits weg. Nun wird auch das dreistöckige Hauptgebäude abgetragen. Modul um Modul bringt der Kran herunter. 108 sind es insgesamt, jedes neun Meter lang, knapp dreieinhalb Meter breit und hoch sowie rund zehn Tonnen schwer. Die Module des zweiten und des ersten Stocks werden vor Ort zwischengelagert, mit Planen gegen Nässe geschützt. Dies gilt insbesondere für die Holztüren, die sonst aufquellen würden.

Erst wenn auch die Erdgeschoss-Elemente abgebaut sind, beginnt der Abtransport. Mit dem Lastwagen geht es dann nach Wil, wo das Provisorium von der Psychiatrie St. Gallen weiterverwendet wird. Der Modulbau wird dort als Erweiterung für das Wohnheim Eggfeld genutzt. «Wir gehen von einer Nutzungsdauer von rund 10 Jahre aus», sagt Verena Köppel, Projektleiterin bei der Psychiatrie St. Gallen. Bevor man sich entschieden habe, das «Seewadel»-Provisorium zu übernehmen, habe man das Objekt mehrfach in Affoltern besichtigt, verrät sie. Bis Ende Jahr soll der Aufbau abgeschlossen sein, die Psychiatrie St. Gallen spricht von einem Bezug per Ende Januar 2024.

Per 1. Juni hat die Stadt Affoltern den Modulbau an die Erne AG zurückgegeben, entsprechend der gemeinsamen Kauf-Rückkauf-Vereinbarung. Wil ist für das «Seewadel»-Provisorium bereits der vierte Standort. Vor zwölf Jahren wurde es im Alterszentrum «Obere Mühle» in Lenzburg erstmals aufgestellt. Einsprachen von Nachbarn gegen eine Verbauung ihrer Aussicht lösten dort aus, dass der Aufbau nicht wie geplant dreistöckig erfolgte, sondern dass man die Stockwerk-Einheiten nebeneinander stellte.

Am folgenden Standort, dem Alterszentrum «Acherhof», Schwyz, konnten 2017 die drei Elemente übereinander gestapelt werden, so wie ab 2020 auch in Affoltern und künftig in Wil. Über die ganze Verwendungszeit blieb der Kern mit den 81 Zimmern samt Nasszellen konstant, ergänzt durch die individuellen Bedürfnisse.

In Affoltern beispielsweise waren das die grosse Cafeteria und Küche, aber auch zwei Aufenthaltsräume sowie je ein Raum für die Physiotherapie und als Teamleitungsbüro Für die Psychiatrie St. Gallen werden nun rund 20 zusätzliche, neue Wohn-Module ergänzt, so Michael Liechti, Marktentwickler und Vize-Direktor der Erne AG Holzbau. Das Gebäude wird dadurch rund sieben Meter länger und umfasst statt gut 80 künftig rund 100 Zimmer, jedes mit 21 m2 Wohnraum sowie integrierter Nasszelle.

Pfähle bleiben im Untergrund

Seit rund einem Monat läuft der Rückbau auf dem Giessenareal in Affoltern. Bis die letzten Elemente hier abgebaut und -transportiert sind, wird es nochmals so lange dauern. Der Bauuntergrund hatte vor dem Erstellen des Provisoriums im Frühling 2020 noch durch 200 Pfähle im Boden stabilisiert werden müssen. Sie bleiben im Boden, werden lediglich rund anderthalb Meter unter dem Grund abgeschnitten, so Fabrizio Meo, Abteilungsleiter Immobilien bei der Stadt Affoltern.

Das führe zu keiner sichtbaren Beeinträchtigung und könne sich bei einer allfälligen künftigen Überbauung des Areals als nützlich erweisen.

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