Von der Poststelle in Stallikon zur Postagentur in Sellenbüren
Voraussichtlich im Laufe des ersten Quartals wird die Post-stelle in Stallikon geschlossen und im Reppisch-Märt in Sellenbüren eine Postagentur eröffnet. Die Post argumentiert mit der sinkenden Nachfrage nach Postdienstleistungen. Bemühungen des Gemeinderates fruchteten nicht.

Nicht zum ersten Mal erregt die Post mit einem Entscheid in Stallikon die Gemüter. Ende März 2007 provozierte sie mit der Freistellung von Posthalter Werner Michel («Post-Michel») einen kleinen Aufstand. Michel ist seit Frühjahr 2014 Gemeindepräsident und erinnert sich natürlich bei jetziger Gelegenheit an die damaligen Ereignisse. Man warf ihm «Überschreiten von Kompetenzen» vor, sprach aber offiziell von «Krankheit» – dies, nachdem der Posthalter während knapp 30 Jahren die Poststelle zur Zufriedenheit aller geführt hatte. Im Reppischtal wurden 1781 Unterschriften gesammelt. Eine vom damaligen Gemeindepräsidenten Walter Ess angeführte Delegation überbrachte diese an den Post-Hauptsitz in Bern. Im Herbst 2007 dann die Wende: Die Post rehabilitierte den «Post-Michel» und machte ihn zum Aus- und Weiterbildner – eine Tätigkeit, die er bis zu seiner Pensionierung wahrnahm. Eine seiner Aufgabe war künftiges Agenturenpersonal zu schulen und in der Anfangsphase zu betreuen und zu begleiten.
Innerhalb von drei Jahren: Ein Viertel weniger Briefe und Einzahlungen
Nun holt ihn das Thema wieder ein -– als Gemeindepräsident. Die Post hat die Gemeinde wissen lassen, dass sie die Poststelle voraussichtlich im ersten Quartal schliessen wird. Sie argumentiert, wie sie in solchen Fällen immer argumentiert: mit einer anhaltend rückläufigen Nachfrage nach Postdienstleistungen und dem damit verbundenen Umsatzrückgang. «Sowohl die Einzahlungen als auch die Anzahl Briefe gingen alleine in den letzten drei Jahren um mehr als einen Viertel zurück», schreibt die Post und beklagt die bereits angespannte Wirtschaftlichkeit, die den Handlungsbedarf unumgänglich mache.
«Die Schliessung der Poststelle ist auch für unsere Gemeinde ein Einschnitt», sagt er und ist überzeugt, dass der jetzige Standort – aus geografischer Sicht – der richtige ist. Der Wunsch der Gemeinde, die Post, die Bäckerei und ein Café am jetzigen Standort zu führen, scheiterten – und auch ein Grossverteiler sagte ab mit der Begründung, das Postgebäude sei zu verwinkelt.
Keine Bargeldeinzahlungen möglich
Nun will die Post im Reppisch-Märt in Sellenbüren eine Postagentur einrichten, in der ein reduziertes Dienstleistungsangebot gilt. Die Agentur liegt zwar an der Peripherie, hat aber die gleichen Öffnungszeiten wie der Reppisch-Märt. Und die sind bedeutend länger als in der heutigen Poststelle. «Unter dem Strich lässt sich sagen: Es ist besser als gar keine Post mehr», fügt Werner Michel bei. Er weist aber auf einen wesentlichen Unterschied hin, der für die Bevölkerung einen Nachteil darstellt: Bargeldeinzahlungen sind aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich. Bargeldlose Einzahlungen sind nur mit der PostFinance-Card oder mit einer Maestro-Karte möglich. Mit der PostFinance-Card kann man – ebenfalls aus Sicherheitsgründen – Bargeld in der Höhe von maximal 500 Franken bezogen werden.
Nach der Schliessung der Poststelle erhalten die Mitarbeitenden ein Angebot für eine gleichwertige Beschäftigung bei der Post. Anschliessend an die Gemeindeversammlung vom 3. Dezember will die Post informieren.