Was die Postleitzahl alles verrät

175 Jahre Gelber Riese – Seit 60 Jahren gibt es das System mit den vier Ziffern

E-Mail-Verkehr und Internetbanking haben der Post arg zugesetzt. Die meisten Poststellen wurden aufgelöst, dafür können in verschiedenen Läden ganztags Pakete aufgegeben und Postmarken gekauft werden, wie hier im Volg Rifferswil.

E-Mail-Verkehr und Internetbanking haben der Post arg zugesetzt. Die meisten Poststellen wurden aufgelöst, dafür können in verschiedenen Läden ganztags Pakete aufgegeben und Postmarken gekauft werden, wie hier im Volg Rifferswil.

Affoltern verfügt noch über eine Poststelle. Doch auch hier fällt der Blick zuerst auf das Postauto. (Bilder Bernhard Schneider)

Affoltern verfügt noch über eine Poststelle. Doch auch hier fällt der Blick zuerst auf das Postauto. (Bilder Bernhard Schneider)

Die Post feiert dieses Jahr ihr 175-jähriges Bestehen. Vor 60 Jahren, anno 1964, wurden die Postleitzahlen eingeführt. Seither wurden neue Bahn- und Buslinien eingerichtet, die Digitalisierung revolutionierte auch die Postverteilung, doch die Postleitzahlen blieben weit­gehend unverändert.

Die erste Ziffer steht für die jeweilige Region, nummeriert von West nach Ost. Lausanne erhielt mit 1000 die tiefste Postleitzahl. Die zweite Ziffer bezeichnet die Region. So steht zum Beispiel 89xx für die Bezirke Affoltern (ohne Stallikon) mit Dietikon und Oberrieden im Bezirk Horgen. Die dritte Ziffer benötigt die Post heute nicht mehr. Sie gab früher Aufschluss über die Bahnstrecke.

Die Nummerierung folgt einem kompliziertem System

Gerade diese dritte Ziffer erklärt scheinbar unlogische Reihen. So schliesst Stallikon mit der Postleitzahl 8143 an 8142 Uitikon an, entlang der Postautolinie. Nun wird es allerdings kompliziert, diese beiden Gemeinden folgen auf 8136 Thalwil, die Reihe wird fortgesetzt von 8152 Opfikon im Bezirk Bülach. Hingegen ist eine gewisse Logik erkennbar, wenn man feststellt, dass auf 8913 ­Ottenbach die Aargauer Gemeinden 8916 Jonen, 8917 Oberlunkhofen, 8918 Unterlunkhofen und 8919 Rottenschwil folgen, entlang der Postautostrecke ab Affoltern. Dazwischen liegen 8914 Aeugst und 8915 Hausen am Albis. Die vierte Ziffer bezeichnet den jeweiligen Ort. Die Schweiz zählt 2136 Gemeinden und 4380 Postleitzahlen. Städte wie ­Zürich erhielten mehrere Postleitzahlen, einige davon nur für Postfächer. Selbst Grossunternehmen können eine eigene Postleitzahl erhalten. Räumlich klar getrennte Ortsteile erhalten ebenfalls eigene Postleitzahlen. So gehört 8925 Ebertswil politisch zu 8915 Hausen, 8909 Zwillikon zu 8910 Affoltern am Albis. Es ist auch möglich, dass mehrere Dörfer einer Gemeinde dieselbe Postleitzahl führen, etwa 8926 Kappel am Albis, 8926 Uerzlikon und 8926 Hauptikon. Zudem lassen sich Postleitzahlen auch temporär vergeben, etwa das Bundeslager der Pfadibewegung Schweiz 2022 im Oberwallis erhielt die Anschrift «3990 Ulrichen Bula».

Bis 1997 bediente die Poststelle 8944 Sihlbrugg Häuser aus fünf Gemeinden und zwei Kantonen, darunter die Wesenmatt und den Schweikhof in Hausen. Nach der Schliessung der Post Sihlbrugg wurde das Gebiet vier verschiedenen Postkreisen zugeteilt und wird seither von vier statt einem Fahrzeug bedient. Während Schweikhof und obere Wesenmatt nun zu Ebertswil gehören, tragen die Liegenschaften untere Wesenmatt und Bruggrain die Postleitzahl 6340 Sihlbrugg. 6340 ist die Postleitzahl von Baar, von wo aus die Post seither angeliefert wird.

Militärische und private Postorganisationen in der Geschichte

Vor 2000 Jahren erreichten erstmals Postsendungen das Reusstal: Mit der römischen Herrschaftsorganisa­tion, die das Gebiet zwischen Reuss und Albis im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung vom Legionslager Vindonissa (Windisch) her erschloss, kam auch die römische Reichspost insbesondere in den Vicus bei Unterlunnern, wo Durchreisende von Vindonissa zum Vierwaldstättersee übernachten und die Pferde wechseln konnten. Die militärische Erschliessung der besetzten Gebiete mit Strassen liess sich auch zivil nutzen und garantierte ein weitgehend hindernisfreies Durchkommen. Dank den Pferdewechselstationen, die 25 bis 30 Kilometer auseinander lagen und damit optimal auf die Physis der Tiere abgestimmt waren, legte ein sogenannter Veredarius, ein berittener Postbote, täglich 75 bis 100 Kilometer zurück, wobei er zwei- bis dreimal das Pferd wechselte. Günstiger, aber aufgrund ihres Tempos nur regional einsetzbar waren die Tabellarii privati, meistens Sklaven oder Freigelassene, die gegen Entgelt Briefe Privater beförderten. Kaiser Hadrian, der 117 bis 138 auf dem Thron sass, wandelte die kaiserliche Post zur Reichspost um, die von nun an allen offen stand, welche die hohen Kosten für Briefe bezahlen konnten.

Über Jahrhunderte konnte kaum jemand lesen und schreiben

Mit dem Rückzug der römischen Herrschaftsorganisation aus den Gebieten nördlich der Alpen um 400 verschwanden die Postdienste. Der Neuaufbau vor allem in Landgebieten dauerte Jahrhunderte, denn ausser dem Pfarrer war bis ins 18. Jahrhundert kaum jemand des Lesens und Schreibens kundig, weshalb nur ein geringes Bedürfnis bestand, Briefe zu versenden. Ab dem 14. Jahrhundert unterhielten die Stände der alten Eidgenossenschaft ihre Standesläufer, deren Aufgabe vor allem im Überbringen militärischer Depeschen bestand.

Die Stadt Zürich baute ab dem 17. Jahrhundert Fussbotenkurse über den Gotthard und zu anderen Städten auf. Im 18. Jahrhundert wuchs neben der kaufmännischen Korrespondenz auch der postalische Austausch städtischer Intellektueller markant an. Bekannt sind beispielsweise die umfangreichen Korrespondenzen Johann Wolfgang von Goethes, unter vielen anderen auch mit Zürcher Intellektuellen. Um europaweit zu korrespondieren, war eine vertiefte Kenntnis der Postunternehmer und ihrer Routen erforderlich, die immer wieder wechseln konnten, es sei denn, man setzte einen privaten ­Boten ein.

Die Eidgenössische Post wurde1920 in PTT umgetauft

1803 wies die Mediationsverfassung das Postregal den Kantonen zu, was den regionalen Postverkehr verbesserte. Für den interregionalen Postverkehr war erst das eidgenössische Postregal, das mit der Bundesverfassung von 1848 eingeführt wurde, eine spürbare Erleichterung. Auf dieser Grundlage wurde vor 175 Jahren mit dem Postgesetz vom 4. Juni 1849 die Eidgenössische Post ins Leben gerufen, die 1920 in die PTT umgewandelt und 1998 in Post und Swisscom aufgespaltet wurde.

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