Wer der Gemeinde Affoltern Geld überweist, hilft dem Kellertheater LaMarotte

Um in die nötige Infrastruktur investieren zu können, geht das «LaMarotte» in Affoltern unkonventionelle Wege: Mitglieder und zugewandte Personen werden gebeten, der Gemeinde zweckgebundene Schenkungen der Höhe von gesamthaft 20’000 Franken zu überweisen.

Mittelbeschaffung mit nicht alltäglichen Methoden: «LaMarotte»-Geschäftsführerin Isabelle Schaetti im Kellertheater. (Bild Werner Schneiter)
Mittelbeschaffung mit nicht alltäglichen Methoden: «LaMarotte»-Geschäftsführerin Isabelle Schaetti im Kellertheater. (Bild Werner Schneiter)

Das Kellertheater LaMarotte, im Jahr 2001 eröffnet, hat seinen Bekanntheitsgrad längst über die Bezirksgrenzen ausgedehnt und ist zur bedeutendsten Kulturinstitution der Region geworden. Es bietet jährlich rund 90 Veranstaltungen und deckt ein breites Spektrum ab – mit zum Teil international bekannten Künstlern, zum Beispiel aus dem Zürcher Tonhallenorchester. Klassik, Jazz, Crossover und Theater lösen Veranstaltungen zu regionalen Themen ab.

Der Aufwand ist beträchtlich, auch in finanzieller Hinsicht. Getragen wird der Betrieb von mittlerweile rund 600 Mitgliedern des Vereins LaMarotte, die überdurchschnittliche Eigenleistungen erbringen. Sie machen 85,5 Prozent des gesamten Finanzbedarfs aus, was im Jahr 2016 knapp 240’000 Franken entsprach. 35’000 Franken steuerte in diesem Jahr die Fachstelle Kultur des Kantons Zürich bei, 1,8 Prozent oder 5000 Franken Affoltern – ein Betrag, den die Standortgemeinde seit 2007 jährlich entrichtet.

Mitgliederbeiträge, Einnahmen aus dem Gastrobereich, Ticketverkauf, Sponsoring, Entenrennen, «Schoggimaröttli» und Raumvermietungen bilden die Einnahmequellen des Kellertheaters. Die ehrenamtliche Arbeit entspricht etwa 400 Stellenprozenten.

Subsidiarität gilt

Die Mittelbeschaffung ist Kampf und Dauerthema zugleich, weil es auf regional-lokaler Ebene im Bereich Kultur keine entsprechende öffentliche Institution und somit keine Fürsprecher gibt. Auf Ebene Kanton und Bund ist das anders. Kultur ist mittels Fachstelle und Bundesamt als politische Aufgabe wahrnehmbar. Immerhin, es gibt Ausreisser nach oben: Zum 10-Jahre-Jubiläum im Jahr 2011 erhielt das «LaMarotte» 120000 Franken aus dem kantonalen Lotteriefonds. Aufgrund des Subsidiaritätsprinzips beteiligte damals sich die Standortgemeinde Affoltern mit 11’000 Franken, während der Verein Eigenleistungen erbringen musste. So gelang – auch dank gemeinsamen Kräften und kreativen Aktionen – die Anschaffung eines neuen Flügels. «Das war die erste Etappe auf dem Weg zu einer professionellen Theaterinfrastruktur», fügt Isabelle Schaetti bei und betont, dass das Kellertheater Leute nach Affoltern bringt und für die Gemeinde ein Gewinn darstellt.

Ob nun eine zweite Etappe folgen kann, werden die nächsten Wochen zeigen. Ein Anlauf dazu unternahm das Kellertheater Ende 2016 und reichte beim kantonalen Lotteriefonds eine Folgegesuch in der Höhe von 70000 Franken ein – in erster Linie für akustische Verbesserungen, Multimedia, Flachbildschirm für Direktübertragungen an die Bar, für den Ausbau der Homepage. In Zürich beschied man den LaMarotte-Verantwortlichen, ein solches Gesuch könne nur bewilligt werden, wenn sich die Standortgemeinde Affoltern mit mindestens 20’000 Franken beteilige.

Es folgte ein Gespräch mit der Gemeinde und schliesslich die Absage des Gemeinderates, der die Anschaffungen als «Wunschbedarf» klassierte, den er aufgrund der Finanzlage der Gemeinde nicht mitfinanzieren könne. «Innerhalb der Gemeinde wird derzeit jeder Wunschbedarf gekürzt und auf das absolut Notwendige reduziert, sofern damit nicht die strategischen Ziele erreicht werden können», hiess es im Absagebrief von Mitte Januar 2017.

Bisher rund 6000 Franken auf dem Spezialkonto

Kein Geld von der Gemeinde – kein Beitrag aus dem Lotteriefonds. Mit einer unkonventionellen Idee soll nun diese unumstössliche Gleichung aufgebrochen werden. Das Kellertheater LaMarotte sucht Personen aus seinem Umfeld, welche der Gemeinde eine Schenkung von 500 Franken überweisen – eine Aktion auf juristischem Neuland, die aufgrund von Abklärungen beim Gemeindeamt des Kantons Zürich legal ist und von der Gemeinde auch akzeptiert wird. «Das ist jetzt eine privatrechtliche Angelegenheit, gegen die wir nichts einwenden wollen. Unsere Finanzabteilung hortet das Geld treuhänderisch auf einem Spezialkonto», sagt Gemeindepräsident Clemens Grötsch. Mit den 5000 Franken, welche die Gemeinde dem «LaMarotte» jährlich zukommen lässt, hat das nichts zu tun.

Inzwischen sind bei der Gemeinde dank zivilgesellschaftlichem Engagement rund 6000 Franken eingetroffen. Nun besteht ganz einfach die Hoffnung, dass die nötigen 20’000 Franken zusammenkommen und auch Nicht-«LaMarotte»-Mitglieder zu zweckgebundenen Zuwendungen an die Gemeinde Affoltern bereit sind. Sie sind Voraussetzung, dass der kantonale Lotteriefonds das «LaMarotte»-Gesuch im Rahmen von 70’000 Franken bewilligen kann.

Anfragen unter Telefon 044 760 48 66 oder kultur@lamarotte.ch.

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