Wundertrank und Liebesglück in der ehemaligen Webhalle
Die allmählich ausgeräumten Hallen der Firma Weisbrod in Hausen erwachen zu völlig neuem Leben. Rund 100 Mitwirkende von OpernHausen bringen mit Donizettis L’Elisir d’Amore Musik, Farben, Leben und Heiterkeit in die leeren Räume.
Es hängt noch Ölgeruch in der Luft, und in der Nebenhalle stehen im Dunkeln unbenutzte Maschinen. Die Erinnerung an den ursprünglichen Zweck dieser Räume ist nicht einfach wegzuwischen. An diesem Abend lebt die ehemalige Webhalle der Firma Weisbrod aber neu auf. Fröhliche Menschen plaudern und stossen mit einem Glas Wein an. Andere sitzen an den langen Tischen und stillen den Hunger mit dem feinen, währschaften Eintopf. Vom Orchester erklingen bereits die ersten Töne und Paukenschläge zu den eintreffenden Gästen herüber.
Die riesige Halle hat ein neues Gesicht und – vorübergehend – eine neue Bestimmung erhalten. Mit 1200 Paletten der Firma Zingg sind Tribünen für das Publikum sowie ein riesiges, beeindruckendes Bühnenbild entstanden. Die Requisiten wie Kisten oder Sackwagen wurden nicht von weit her geholt, sie stammen aus eben diesen Fabrikräumen. Für einmal herrscht kein Platzmangel. Die jungen Solistinnen, Solisten und der Chor können bei ihren Auftritten die ganze Halle nutzen. Dadurch entsteht viel Bewegung und Abwechslung. Die Hauptdarstellerin Adina dreht vor dem abgewiesenen Liebhaber sogar mit dem Velo eine Runde, und der Wunderdoktor kommt mit seinem Oldtimer-Töff angefahren. Auch das Orchester hat einen andern Platz als in einer herkömmlichen Oper. Es sitzt nicht im Graben, sondern auf gleicher Ebene wie die Sängerinnen und Sänger und ist somit im Gesamtbild integriert.
Professionelles Niveau
«Mit Donizettis L’Elisir d’Amore machen wir den Schritt ins zweite OpernHausen-Jahrzehnt», schreibt die Initiantin und Organisatorin Mengia Caflisch im Vorwort des Programmheftes. Mit dieser Oper habe man auf Wunsch der jungen Musiker erstmals ein bekanntes Werk gewählt. Im heiteren Zweiakter geht es um die Liebe des schüchternen Bauarbeiters Nemorino (Viktor Majzik) für die reiche Adina (Nicole Hitz). Der fahrende Quacksalber Dulcamara (Martin Roth) dreht ihm ein Wundermittel an, das ihn unwiderstehlich machen soll. Natürlich finden sich die beiden nicht sofort, sondern erst nach einigen Verwirrungen. Sechs junge Sängerinnen und Sänger, über 20 Chormitglieder und ein gut 40-köpfiges Orchester unter der Leitung von Raphael Maximilian Honegger bringen das Werk auf hohem professionellem Niveau zur Aufführung. Ihre Begeisterung und ihre Spielfreude sind spürbar und übertragen sich auf das Publikum. Sie überzeugen gesanglich und identifizieren sich auch als Schauspieler so stark mit ihren Rollen, dass die Besucherinnen und Besucher ganz in das Geschehen mit hineingenommen werden. Der Applaus am Schluss ist gross.
OpernHausen führt L’Elisir d’Amore im September noch neun Mal auf. Informationen und Platzreservierungen unter www.opernHausen.ch.