Begabung als Verpflichtung

Mit ausserordentlichen Leistungen für den Lehrabschluss-Preis Knonauer Amt nominiert

Markus Kauffer beschloss in der Lebensmitte, nochmals eine Lehre zu absolvieren. Nominiert für den Lehrabschluss-Preis Knonauer Amt ist er in der Kategorie «beste Gesamtnote beim Lehrabschluss» und für den Spezialpreis. (Bild Regula Zellweger)

Markus Kauffer beschloss in der Lebensmitte, nochmals eine Lehre zu absolvieren. Nominiert für den Lehrabschluss-Preis Knonauer Amt ist er in der Kategorie «beste Gesamtnote beim Lehrabschluss» und für den Spezialpreis. (Bild Regula Zellweger)

Jan Friedrich ist gleich in allen vier «Disziplinen» für den Lehrabschluss-Preis Knonauer Amt nominiert. Zudem hat er auch gleichzeitig die Berufsmaturitätsschule erfolgreich abgeschlossen. (Bild zvg)

Jan Friedrich ist gleich in allen vier «Disziplinen» für den Lehrabschluss-Preis Knonauer Amt nominiert. Zudem hat er auch gleichzeitig die Berufsmaturitätsschule erfolgreich abgeschlossen. (Bild zvg)

Jan Friedrich schloss seine Lehre als Metallbaukonstrukteur EFZ bei der Ernst Schweizer AG mit der besten Gesamtnote beim Lehrabschluss ab. Auch Markus Kauffer schloss seinen Abschluss als Fachperson Betreuung bei der Tagesstruktur Stallikon, Schule Stallikon, mit den besten Gesamtnoten ab. Beide wurden für den Lehrabschluss-Preis Knonauer Amt nominiert. Was ist das Erfolgsrezept der erfolgreich nominierten Männer? Und wer sind sie?

Jan Friedrich: «Höre gut zu»

Der 19-jährige Metallbaukonstrukteur wurde von seiner Lehrfirma für die beste Gesamtnote beim Lehrabschluss, den besten Berufspraxisabschluss, den besten schulischen Abschluss und den Spezialpreis vorgeschlagen. Auf die Frage, ob er ein Streber sei, meint er lachend: «Vielleicht sehen es andere so. Streber lernen für Noten – so ist es bei mir nicht. Ich habe eine gute Auffassungsgabe und höre während der Lektionen gut zu, damit muss ich zuhause nicht mehr viel lernen.» Und bescheiden fügt er bei: «Ich kam zu diesem Erfolg mit relativ wenig Aufwand.» Er bestand auch die Berufsmatura, die ihn für den Besuch einer Fachhochschule qualifiziert.

Jan Friedrich beschäftigt sich lieber mit Motoren aller Art, als stur zu büffeln. Motorräder sind sein Hobby. Er fährt gern und oft mit seiner Maschine.

«Ich konnte immer mit meinen Eltern sprechen und sie waren offen für meine Ideen, wenn ich etwas ausprobieren wollte», betont Jan Friedrich voller Dankbarkeit. «Sie haben mir Werte wie Verantwortungsbewusstsein, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und gesunden Menschenverstand vermittelt. Das sind vielleicht etwas altmodische Werte, aber für mich sind sie wichtig.»

Langfristige Ziele

Jan Friedrich wird seine Lehrfirma Ende Jahr verlassen. Sich lange binden, will der 19-Jährige nicht, sondern sich alle Wahlmöglichkeiten offenlassen. Im Januar 2024 wird er die Rekrutenschule besuchen. Ob er militärisch weitermachen wird, lässt er vorerst offen.

Er ist sich bewusst, dass er unendlich viele Möglichkeiten hat, seine berufliche Laufbahn zu gestalten. Er wird die Fachhochschule, wahrscheinlich Richtung Maschinenbau, absolvieren. Auch könnte er sich vorstellen, einmal an der ETH zu studieren, wären da nicht die ersten drei Semester, in denen hauptsächlich Grundlagenwissen in Mathematik und Physik auf hohem Niveau vermittelt werden. Vielleicht macht er auch ein Praktikum, denn Metallbau und Maschinenbau klingen zwar ähnlich, sind aber nicht identisch.

Jan Friedrich setzt sich langfristig das mögliche Ziel des Studiums an der ETH, lässt aber heute noch offen, welchen Weg er einschlagen wird. Erst muss er ohnehin als Rekrut seinen Dienst antreten.

Markus Kauffer: Quereinsteiger

Begonnen hat Markus Kauffer seine berufliche Laufbahn als Koch HF und machte in diesem Beruf über 20 Jahre eine gute Karriere. Er war als Chef für 35 Mitarbeitende zuständig. Daneben liess er sich zum Ernährungsberater und zum Weinwirtschafter, auch Weinakademiker genannt, ausbilden.

Er entschied sich, aus seinem Berufsleben auszuscheiden und eine Familienphase einzulegen. Acht Jahre war er hauptberuflich Vater und Hausmann. Daneben gründete er eine Weinfirma, die er auch heute noch betreibt. Mit seiner «Wine agency» bietet er Weinberatung, Weinkellerorganisation und Weinkellerbewirtschaftung an.

Markus Kauffer beschloss in der Lebensmitte, nochmals eine Lehre zu absolvieren. Er interessierte sich schon immer für Pädagogik und begann bei der Tagesstruktur Stallikon TaSS eine Lehre als Fachperson Betreuung FABE. Er, der früher Lehrlingsbetreuer gewesen war, besuchte nun mit viel jüngeren Menschen die Berufsschule. Männer sind in diesem Beruf eher selten, und Männer, die eine solch erfolgreiche berufliche Karriere hinter sich haben wie Markus Kauffer, gibt es da kaum. Er lobt die Tagesschule Stallikon als hervorragendes Lehr-Unternehmen. Sein Ziel ist der Abschluss als Institutionsleiter HF, ehemals Heimleiter. Nominiert für den Lehrabschluss-Preis Knonauer Amt ist er in der Kategorie «beste Gesamtnote beim Lehrabschluss» und für den Spezialpreis.

Gemeinsamkeiten

Was haben der junge Metallbauer und der Mann in der Lebensmitte mit einem neuen Lehrabschluss nach einem reichen Berufsleben gemeinsam? Wie Jan Friedrich sagt auch Markus Kauffer von sich, dass er leicht lerne. Beide haben während der Lehre bereits Führungsverantwortung wahrgenommen. «Jan war während der gesamten Lehrzeit vergleichbar mit einem angelernten Mitarbeiter, teilweise sogar weiter, schneller, besser», ist in der Begründung für die Nominierung zu lesen.

Markus Kauffer übernahm bereits während der Lehre eine Gruppenleitung. «Zu erwähnen ist, dass die Gruppe aus über 50 Kindern besteht und vier Mitarbeitende zu führen sind», so Silvia Muff, Leiterin TaSS.

Beide haben klare Werte, nach denen sie sich richten. Beide haben hohe Anforderungen an sich selbst. Beide sehen ihre besondere Begabung nicht nur als Geschenk, sondern auch als Verpflichtung, etwas daraus zu machen, Vorbildfunktion zu übernehmen. Und beide haben Visionen, wie sie ihr Berufsleben in Zukunft gestalten werden. Ein Mix, der langfristig Lebenszufriedenheit verspricht.

Lehrabschluss-Preis Knonauer Amt

Der Arbeitgeberverband AGV des Bezirks Affoltern, das Lehrstellenforum, die Standortförderung Knonauer Amt und der KMU- und Gewerbeverband Bezirk Affoltern KGVBA verleihen gemeinsam die Lehrabschluss-Preise. Teilnahmeberechtigt sind alle, die im Sommer ihre Lehre in einem ­Betrieb im Knonauer Amt abgeschlossen haben. Nominiert wird vor allem von den Lehrfirmen.

Am 15. November 2023 werden um 18.30 Uhr im Spital Affoltern die «Oscars» für die beste Gesamtnote beim Lehrabschluss, den besten Berufspraxisabschluss, den besten schulischen Abschluss und der Spezialpreis für besondere Leistungen feierlich übergeben. Die vier Preise sind mit je 1000 Franken dotiert. (rz)

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