Eviive forscht erfolgreich in der Krebsdiagnostik und -behandlung
Spin-off der Universität Zürich mit Sitz in Obfelden

Kevin Yim, britischer Staatsangehöriger aus Hongkong, gründete 2022 das Unternehmen Eviive, ein Spin-off der Universität Zürich, zusammen mit dem italienischen Staatsangehörigen Richard Chahwan aus dem Libanon. Kevin Yim ist Chief Executive Officer, er hat die Geschäftsentwicklung, das Fundraising und die operativen Aktivitäten unter sich. Er promovierte an der Universität Zürich. Richard Chahwan ist Chief Scientific Officer von Eviive, Professor an der Universität Zürich, leitet das Institut für experimentelle Immunologie und ist bei Eviive für die wissenschaftliche Forschung und Entwicklungsplanung sowie für klinische Studien verantwortlich. Die Immunologie hat sich in den letzten Jahrzehnten stark weiterentwickelt und ist erfolgreich in der Abwehr von Krankheitserregern. Immunologie ist ein zentrales Forschungsgebiet, das für nahezu alle körperlichen Funktionen und Krankheitsprozesse relevant ist.
Forschungsziele
Kevin Yim hat mit seinen Forschungsprojekten das Ziel, die Interaktion und Kommunikation von Immunzellen untereinander sowie von gesunden und entarteten Körperzellen wie Tumorzellen zu verstehen und zu erfahren, wie sie durch physiologische oder krankheitserregende Prozesse reguliert sind und wie sie beispielsweise durch therapeutische Ansätze manipuliert werden können. Kevin Yim erklärt vereinfachend: «Eviive konzentriert sich auf die Immunonkologie, den derzeit am schnellsten wachsenden und vielversprechendsten Ansatz zur Krebsbehandlung, indem das eigene Immunsystem angewiesen wird, den Krebs zu bekämpfen.» Die Immunonkologie ist ein Teilgebiet der Onkologie, das Komponenten oder Mechanismen des Immunsystems für die Behandlung maligner Tumoren nutzt. Ihre verschiedenen Behandlungsmethoden nennt man Krebsimmuntherapien. Kevin Yim ergänzt: «Allerdings sprechen nur 30 bis 40 Prozent der Patienten auf diese Behandlungen an, da es keine zuverlässigen Biomarker gibt, die den Ärzten bei der Auswahl der richtigen Art von Immuntherapie helfen. Wir arbeiten an der Optimierung, indem wir neue Biomarker im Blut identifizieren, um prädiktive Diagnosetests für eine wirksamere Auswahl der Immuntherapie zu entwickeln.»
Biomarker
In der Medizin sind Biomarker charakteristische biologische Merkmale, die als Referenz für Prozesse und Krankheitszustände im Körper verwendet werden können. Solche Biomarker können genetische, anatomische, physiologische oder biochemische Merkmale sein. Kevin Yim führt aus: «Biomarker haben in meiner Forschungsarbeit zwei Funktionen. Erstens können sie als Prädiktor, als einen Wert, der eine Vorhersage über ein bestimmtes Ereignis ermöglicht, verwendet werden, um zu unterscheiden, welche Patienten auf verschiedene Immuntherapien ansprechen – und welche nicht, sodass sich Ärzte auf unseren Test verlassen können, um den Patienten die beste und wirksamste Behandlung zukommen zu lassen.
Zweitens dienen sie uns als Anhaltspunkt, um zu verstehen, warum bestimmte Patienten auf eine bestimmte Immuntherapie nicht ansprechen. Wenn wir die Quelle der Biomarker weiter untersuchen, könnten wir möglicherweise neue Heilmethoden für Patienten finden, die auf die Standardimmuntherapie nicht ansprechen.
Die Biomarker, mit denen wir arbeiten, heissen extrazelluläre Vesikel. Sie sind wie Boten, die zwischen verschiedenen Zellen in unserem Körper Nachrichten übermitteln. Uns interessieren diejenigen zwischen Immun- und Krebszellen. Wir haben das Ziel, diese Nachrichten hacken zu können und Schlüsselbotschaften zu entdecken, die vorhersagen könnten, wie die Interaktion zwischen den Immunzellen und den Krebszellen nach einer Immuntherapie ablaufen wird.
Doch wie wird die Entdeckung von Biomarkern für die Krankheitsfrüherkennung und die Therapieberatung durchgeführt und welche Schlussfolgerungen lassen sich aus den Ergebnissen ziehen? «Bei der Krebsfrüherkennung haben wir bei einer Patientengruppe von 120 Patientinnen und Patienten eine Genauigkeit von über 98 Prozent erreicht. Auch bei der Erkennung des diffusen grosszelligen B-Zell-Lymphoms, also bei Blutkrebs im Stadium I, kamen wir zu relevanten Ergebnissen.» Als Blutkrebs werden verschiedene Erkrankungen des blutbildenden Systems bezeichnet. Sie können das Knochenmark, das Blut und das lymphatische System betreffen. Es kommt zu einer unkontrollierten Vermehrung krankhafter Blutzellen, sodass gesunde Blutbestandteile verdrängt werden. «Bei der Behandlungsauswahl und -beratung konnten wir beispielsweise bei einer Versuchsgruppe von 40 Personen mit bösartigen Hauttumoren mit einer Genauigkeit von über 97 Prozent das Ansprechen auf eine Immuntherapie vorhersagen. Bei Blutkrebs beispielsweise zudem mit einer Genauigkeit von 92 Prozent, ob der Patient einen Rückfall erleiden würde oder nicht», so Kevin Yim.
Standort Obfelden
Die Forschung wird durch den Schweizerischen Nationalfonds, das UZH Entrepreneur Fellowship und die Gebert Rüf Stiftung finanziert. Das Unternehmen erhielt bereits Preise: Es ist Champion in «Venture», dem führenden Start-up-Wettbewerb der Schweiz, unter den Top Ten aus 256 Start-ups im Jahr 2024 bei der De Vigier Stiftung und Gewinner von Venture Kick.
Beratend zur Seite stehen Kevin Yim und Richard Chahwan zwei klinische und medizinische Experten, die sich in führenden Funktionen international einen Namen gemacht haben, sowie ein Unternehmensberater, spezialisiert auf Unternehmen im Bereich Nanowissenschaften.
Kevin Yim hat bewusst Obfelden als Wohn- und Firmenstandort gewählt. «Obfelden ist ein hervorragender Standort sowohl für das Wohnen als auch für die wirtschaftliche Tätigkeit. Es liegt naturnah und ist ideal für Familien mit Kindern. Unsere Tochter Katharina ist jetzt 19 Monate alt und im Juni erwarten wir einen Jungen. Für das Unternehmen ist es ein zentraler Standort zu den grossen Spitälern und Forschungseinrichtungen in den Kantonen Zürich, Aargau und Zug, sodass wir optimal positioniert sind, um unsere Dienstleistungen in Zukunft anzubieten. Zudem sind wir für internationale Kunden über die Autobahnverbindung zum Flughafen schnell erreichbar.»
Wie schafft es Kevin Yim, die intensiven Tätigkeiten in Forschung und Unternehmensführung und das Familienleben unter einen Hut zu bringen? Er lacht: «Das ist etwas, was ich während meines Doktoratsstudiums an der Uni Zürich von der Schweizer Mentalität gelernt habe und ständig verbessere. Ich überprüfe immer meine Prioritäten und plane meinen Zeitplan im Voraus.»
Er war in Hongkong Profi-Radsportler: «Ich fahre immer noch Rennrad und Mountainbike in der Region Säuliamt und Albis. Wenn ich Zeit habe, nehme ich auch an der Bike-World-Mountainbike-Rennserie teil.»
Gern würde man zehn Jahre in die Zukunft schauen können und sehen, was Eviive für die Krebsforschung, -diagnostik und -behandlung erreicht haben wird. Auf alle Fälle geht Kevin Yim einer sinnvollen und befriedigenden Arbeit nach – was man jedem und jeder Erwerbstätigen wünscht.