«In diesem Beruf sieht man das Ergebnis seiner Arbeit»

Serie «Start ins Berufsleben»: Valentina Lorenz lernt bei der Ernst Schweizer AG Metallbaukonstrukteurin EFZ

Valentina Lorenz zeichnet an ihrem Computer-Arbeitsplatz beim Metallbau-Unternehmen Ernst Schweizer AG Bauteile, die anschliessend in der Produktion gefertigt werden. (Bild Marcus Weiss)

Ein verglaster Bürotrakt inmitten einer weitläufigen Werkhalle in Hedingen: Konzentriert steht eine junge Frau vor einem grossformatigen Bildschirm an einem höhenverstellbaren Tisch, in der Hand die Computermaus, vor sich am Screen die Konstruktionspläne für ein Metallbauteil.

Es ist Valentina Lorenz, die bei Ernst Schweizer AG im zweiten Ausbildungsjahr ihrer Lehre zur Metallbaukonstrukteurin EFZ steht. «Ich habe gerade das 2D- und das 3D-Programm offen, damit zeichne ich Konstruktionspläne für ­Metallbauteile», erklärt die 17-Jährige und fügt an, dass die Grundlage dafür entweder Architektenpläne oder handgefertigte Skizzen sind, die beim Besuch auf der Baustelle entstanden. «Wenn wir beim Kunden vor Ort ausmessen, um beispielsweise ein Geländer nach Mass anzufertigen, dann zeichnen wir zuerst das ‹Feste›, also das vorhandene Mauerwerk, messen alles von Hand aus und kommen dann mit unseren Skizzen in die Firma zurück.» Daraus entstünden dann bei der Arbeit am Computer ­mehrere Pläne, erst der sogenannte Genehmigungsplan für den Kunden, dann die Produktionspläne mit den einzelnen Teilen. Dies mache die Arbeit abwechslungsreich, und die Kenntnis über den Einbauort sei besonders motivierend, stelle sie doch einen Bezug zu dem Werkstück her, das man am Computer entwerfe. Diese Sinnhaftigkeit sei bereits im ersten Lehrjahr gegeben, denn bei der Ausbildung in diesem Unternehmen arbeite man quasi von Beginn weg nicht an Übungsobjekten, sondern an realen Kundenaufträgen. Ab dem dritten Jahr der vierjährigen Ausbildung durchlaufe man dann auch verschiedene Abteilungen und unterstütze die Teams in den Konstruktionsbüros.

Räumliches Vorstellungsvermögen, Mathematik- und Geometrietalent

Was muss man mitbringen, um in die Lehre als Metallbaukonstrukteur und Metallbaukonstrukteurin einsteigen zu können? «Die wohl wichtigste Voraussetzung ist räumliches Vorstellungsvermögen», erklärt Valentina Lorenz, ­daneben sei es von grossem Vorteil, wenn man Spass an Mathematik und Geometrie habe. Auch Flexibilität zähle zu den Kompetenzen, die zentral seien, schliesslich könne es bei Kundenaufträgen auch immer mal zu unerwarteten Änderungen kommen. Doch nicht nur das Technische zähle, sondern auch, dass man Kundenkontakt möge und teamfähig sei. Die Lernende mit Wohnort Sarmenstorf ist im Aargau zur Schule gegangen, ihr Bezirksschulabschluss ist in etwa mit einem Sek-A-Abschluss im Kanton Zürich gleichzusetzen. «Ich besuche neben der baugewerblichen Berufsschule in Zürich auch noch die Berufsmaturitätsschule, daher habe ich anderthalb Tage pro Woche Schule, bei einer ‹normalen› Lehre wäre es ein Tag», berichtet die angehende Metallbaukonstrukteurin. Für die Zulassung zur ­Berufsmaturitätsschule sei in ihrem Fall ein Notendurchschnitt von 4,4 erforderlich gewesen, für angehende Lernende mit Wohnort im Kanton Zürich gehöre auch noch eine bestandene Prüfung zu den Voraussetzungen. Nebst Mathematik sowie Sprache und Kommunikation sei Berufskunde ein wichtiges Schulfach, bei dem man über die theoretischen Grundlagen des Berufs unterrichtet werde.

Die Vorbilder kamen bei ihr aus der eigenen Familie

Die Lernende erzählt, dass Metallbauberufe in ihrer Familie gleich mehrfach vorkommen, so arbeite ihr Vater als Kalkulator in der Branche und ihr fünf Jahre älterer Stiefbruder als Metallbauer. «Mein Bruder hat seine Lehre als ­Metallbauer auch hier bei Ernst Schweizer AG gemacht, er ist nun in einer Partnerfirma tätig», berichtet Valentina Lorenz weiter. Sie selbst sei auf einer Berufsmesse auf die Ausbildung als ­Metallbaukonstrukteurin aufmerksam geworden und habe sich bei einem zweitägigen Schnuppern davon überzeugen können, dass der Beruf tatsächlich der Richtige für sie sei. «Vorher habe ich auch als Floristin geschnuppert, das hat mir zwar ebenfalls gefallen, aber langfristig gesehen passt für mich die nun gewählte Ausbildung weitaus besser.» Hat dieses Flair für eine technische ­Umgebung vielleicht sogar etwas mit ihrem Berufswunsch als Kind zu tun? Valentina Lorenz schmunzelt: «Tatsächlich habe ich mich schon als Kind für Berufe interessiert, die nicht als ­mädchentypisch gelten», erinnert sie sich. So habe sie sich gut vorstellen ­können, einstmals als Polizistin oder in einem Baustellenberuf zu arbeiten. «Auch spielte ich gerne mit Lego und Spielzeugautos», dennoch sei mit dem Reiten aber auch ein «mädchentypisches» Hobby bei ihr vorhanden.

Dass sie jedoch für ihr Meerschweinchen selbst einen Käfig gebaut habe, könne durchaus als Zeichen ­gewertet werden, dass das Thema ­Metallbau ihr schon als Kind nicht fremd war, lacht die Lernende. Würde sie ihren Beruf auch anderen Mädchen vorschlagen, die darüber nachdenken, in welche Richtung es für sie gehen könnte? «Ich finde, man könnte noch mehr auf die Mädchen zugehen bei diesen Berufen, denn viele haben ­Potenzial, kommen aber von selbst nicht darauf, einen solchen Weg ­einzuschlagen», antwortet Valentina Lorenz. Immerhin seien in ihrer ­Berufsschulklasse bereits sechs von etwa zweiundzwanzig Schülern weiblich. Das zeige, dass da langsam etwas in Fahrt komme.

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