«Jedes Päckli ins Säuliamt kam bei mir vorbei»

Seit der Lehre hat er bei der Post gearbeitet, die letzten 24 Jahre als Leiter der Distributionsbasis. Nun hat Claude Wuillemin seine Führungsaufgaben bereits seinem Nachfolger übergeben.

Claude Wuillemin ist stolz auf seinen letzten ausgeführten Auftrag – schon 7000 Fahrzeuge der Post sind elektrisch unterwegs. (Bild Marianne Voss)
Claude Wuillemin ist stolz auf seinen letzten ausgeführten Auftrag – schon 7000 Fahrzeuge der Post sind elektrisch unterwegs. (Bild Marianne Voss)

«Mit der Lehre sind es nun 47 Jahre, die ich bei der Post gearbeitet habe», berichtet Claude Wuillemin im Schulungsraum des Logistikzentrums Urdorf, wo die Paketpost sortiert und ausgeliefert wird. Sein Büro hat er bereits geräumt, doch bis zur definitiven Pensionierung Ende Juni arbeitet er noch seinen Nachfolger ein und übernimmt Schulungsaufgaben. «Heute ist das sehr verdächtig, wenn jemand seinen Arbeitgeber nie wechselt. Da wird man als unflexibel und veränderungsunfähig angesehen», meint er schmunzelnd. «Doch ich muss betonen, Veränderungen gab es in diesen vielen Jahren mehr als genug. Alles war dauernd in Bewegung und in der Weiterentwicklung. Es wurde nie ­ruhig.» Er erzählt von den grossen Neuerungen durch die Digitalisierung. ­«Früher wurde von Hand sortiert, heute geschieht das auf Fliessbändern mittels Barcodes.» Er sei während all der Jahre stets herausgefordert gewesen, die Synergien besser zu nutzen und die Kosten zu senken. Veränderungen gab es auch zu meistern, als der freie Markt eingeführt wurde, und die Post durch andere Zusteller wie DHL oder DPD Konkurrenz erhielt. Er berichtet zudem von der ­Paketflut in der Coronazeit, wo alles per Post versendet wurde – von Druckern und Computern über Gartenutensilien, Kleider, viel WC-Papier bis zu Lebensmitteln.

Nur positive Erinnerungen

Nach der Verkehrsschule in Fribourg begann Claude Wuillemin in Genf als Lehrling seine Laufbahn bei der Post. Im April 1999 porträtierte der «Anzeiger» ihn unter dem Titel «Ich bin kein Schreibtischtäter». Er hatte damals seit einem Jahr den Job als Basisleiter für die Paketpost im Postzentrum Mülligen übernommen. «Seither habe ich mich den Päckli verschrieben. In den letzten 24 Jahren kam jedes Päckli ins Säuliamt bei mir vorbei», sagt er in seiner humorvollen, pointierten Redeweise. Im Jahr 2005 wurde die Verteilung der Paketpost nach Urdorf ins neue Logistikzentrum verlegt, wo Claude Wuillemin die letzten 18 Jahre im Einsatz war. «Hier werden die Pakete abends angeliefert, nachts sortiert, in der Frühe in die Lieferautos verladen und direkt zu den Empfängern gefahren.» Ein Schreibtischtäter sei er bis zum Schluss nie gewesen. «Die Menschen, meine Mitarbeitenden, standen für mich immer an erster Stelle.»

Am 30. Juni wird Claude Wuillemin definitiv verabschiedet. «Ich nehme nur positive Erinnerungen mit. Es gibt für mich keinen Grund, nur ein einziges Wort zu schimpfen.» Er habe keine Bedenken, nach der Pensionierung in ein Loch zu fallen. «Ich bin an meinem Wohnort Bonstetten und im Säuliamt vielseitig engagiert, zum Beispiel im Fussballklub oder in zwei Jassklubs, ebenso in der Politik. Aber der Znünitisch zusammen mit meinen Mitarbeitenden, der wird mir schon fehlen.»

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