Auf Umwegen zu «detour»

Dominica Worthington bietet im Weisbrod Areal Hausen einen wandelbaren Raum für Kunst

Da, wo früher kostbare Stoffe gefertigt wurden, bietet Dominica Worthington mit «detour» heute eine Bühne für kreative Köpfe. (Bild Sandra Isabél Claus)

Das knapp 34 Jahre junge Leben von Dominica Worthington besteht aus einigen detours (Englisch für Umwege). Im übertragenen wie im eigentlichen Sinn. Ein beliebter Spruch ihres aus England stammenden Mannes lautet: «You and your detours!» Umwege gehören zu ihrer DNA. Ihrer Meinung nach sind die Umwege spannender als der direkte Weg zum Ziel. Als sie sich dann in den historischen Raum in der ehemaligen Seidenweberei verliebte, merkte sie, dass auch Hausen, von ihrem Wohnort Zug herkommend, ein Umweg bedeutet. So lag der Firmenname «detour» für sie auf der Hand.

Nach der Lehre nach Singapur

Dominica Worthingtons beruflicher Werdegang begann mit 15 Jahren mit einer Lehre als Coiffeuse. Für sie sind Farben und Formen wichtig. Nebst der klassischen Coiffeurlehre befasste sie sich für ein Zusatzdiplom vertieft mit Mikro- und Zellbiologie. Im Jahr 2013 zog sie mit ihrem Mann, der in der Pharmaindustrie als Krebsforscher tätig ist, nach Singapur, wo sie zunächst als Model arbeitete. An einem Shooting für ein namhaftes Kosmetikunternehmen erschien der Stylist nicht. Die Verantwortlichen wurden nervös, 15 Models warteten. Da meldete sich Dominica Worthington als Make-up-Artistin und Coiffeuse und rettete den Event. Mit grossem Erfolg. Daraufhin übernahm sie für das renommierte Magazin Harpers Bazaar sowie die Onlineausgabe der Vogue Italien die kreative Leitung für Shootings in Asien. Nach der Geburt ihres Sohnes kam die Familie zurück in die Schweiz, nach Zug. Ein Jahr später wurde ihre Tochter geboren. Neben ihrer Rolle als Mutter organisierte sie in der Altstadt in Zug Shootings und Netzwerk-Events für kleine Modeboutiquen. Zudem war sie als Personal Shopper tätig. Im Moment arbeitet sie dienstags und donnerstags in einer Klinik in Zug. Mit diesem Job finanziert sie die Fixkosten für detour.

Die Mietschlüssel für den geschichtsträchtigen Raum auf dem Weisbrod Areal nahm sie im April 2024 entgegen. Seitdem können Interessierte dort ihre Kreativität ausleben. Dazu meint Dominica Worthington: «Meine Vision ist es, dass die Leute selbst aktiv werden und einfach ausprobieren. Viele Menschen zögern oder wagen den Schritt nicht. Ich möchte ihnen diesen erleichtern.»

Raum für Ideen und Kreativität

Die Einrichtung der Lokalität ist bewusst spärlich und luftig gehalten. Der einladende Raum soll sich keinesfalls als «fertig» präsentieren, sodass es Platz für die Ideen und Vorstellungen der Kunden hat. Der Raum kann als klassische Eventlokalität gemietet werden, eignet sich beispielsweise perfekt für eine Modeschau, ein rauschendes Hochzeitsfest oder einen Workshop. Selbstverständlich kann das nötige Mobiliar dazu gemietet werden. Auch verfügt Dominica Worthington über ein umfassendes Netzwerk an Künstlern und Caterings. Kunst und Kultur liegen ihr am Herzen. Für all die Künstler sei es eine harte Zeit. «Vieles verlagert sich in den digitalen Raum. Es ist immer schwieriger, die Menschen weg von ihren bequemen Sofas zu bewegen, sie zu echten Begegnungen in der physischen Welt zu animieren. Ich möchte mit ‹detour› der Isolation entgegenwirken.» Der Raum dient weiter als Schaufenster für selbstständige Künstler und Kreative, die sich noch kein eigenes Lokal leisten können. Zum Beispiel sind das ein junger Teppichhändler mit Wurzeln im Atlasgebirge, ein Eventfotograf, ein Weinhändler aus Spanien und mehrere Künstlerinnen, die ihre Werke ausstellen. Der lokale Grafiker Marco Zuber hat im Raum, der ebenso als Co-Working-Space dient, sein Büro eingerichtet.

In einer anderen Ecke steht ein Sessel, der an einen Zahnarztstuhl erinnert. Dieser dient sogenannten Tattoo-Travellers als temporärer Arbeitsort. Im Tattoo-Metier sei es üblich, dass international bekannte Tattoo-Artists, die eine Fangemeinde auf der ganzen Welt haben, eine Tournee unternehmen und jeweils ein paar Tage am entsprechenden Ort gastieren, wo sich Interessierte ihr Wunschdesign stechen lassen können. Im Eckzimmer schliesslich befindet sich das Atelier von David Szarka. Er designt und restauriert prachtvolle Kronleuchter für Häuser mit Rang und Namen sowie private Residenzen im In- und Ausland. Hier in Hausen entstehen die Prototypen, in Horgen führt er seine Werkstatt.

Mit Herzflattern blickt Dominica Worthington nun auf die nächsten Wochen. Am 14. Februar findet eine einzigartige Burlesque Show statt. Sie kann es selbst noch nicht ganz fassen, mit welchem Staraufgebot sie für den Valentinstag aufwartet. Der weltweit bekannte Burlesque-Tänzer Chris Oh! und die erfolgreiche Bonnie D’Vine werden mit einer spektakulären Show das Publikum begeistern. Mit Glitzer – und viel Glamour.

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