Knobeln ist seine Passion
Markus Roth aus Wettswil ist siebenfacher Schweizer Rätselmeister

Die Rätsel, mit denen Markus Roth sich befasst, lassen sich ausnahmslos mit logischem Denken lösen. Für sie gibt es immer nur eine Lösung, für die kein regionales Wissen nötig ist. Die Anleitung lässt sich zudem in jede x-beliebige Sprache übersetzen, sodass Logikrätsel überall auf der Welt gelöst werden können. Einen Schweizer Kreuzworträtselmeister zu küren, wäre beispielsweise angesichts der verschiedenen Sprachen und Kulturen unmöglich. Für Logikrätsel gibt es demnach keine geografischen und kulturellen Grenzen, entsprechend weltumspannend ist die Fangemeinschaft.
Testlöser für die deutsche Meisterschaft
Jährlich reisen ungefähr 200 Rätselverrückte von verschiedenen Ländern an die Weltmeisterschaft, welche vom Verein World Puzzle Federation in zwei Kategorien «World Sudoku Championship» und «World Puzzle Championship» organisiert wird. Verschiedene Logikrätsel (auf Englisch: Logic Puzzles) wie Binoxxos, Bimarus, Kakuros oder Nonogramme fungieren unter der Gruppe «World Puzzle Championship». Sie haben nur im übertragenen Sinn etwas mit dem Zusammensetzen von einzelnen Elementen zu tun. Das allseits bekannte Geduldsspiel, bei dem viele kleine Einzelstücke zu einem Motiv zusammengesetzt werden, hat da hingegen keinen Platz.
Letztmals fand die Weltmeisterschaft im vergangenen Herbst in Peking statt. Während insgesamt fünf Tagen messen sich die Teilnehmenden in diversen Runden – einzeln und in Viererteams. Für jedes korrekt gelöste Rätsel gibt es Punkte. Zum Schluss finden die Playoffs statt, wo die Besten der Besten um den Weltmeistertitel kämpfen. Auf den vordersten Plätzen rangieren häufig Vertreter aus Japan, China, Deutschland und den USA. Auch Markus Roth war bereits zum 14. Mal dabei. Er holte sich in der Einzelwertung der «World Puzzle Championship» in der Kategorie «Over 50» den guten vierten Platz.
Seit 2012 ist Markus Roth Präsident des nationalen Vereins Swiss Logic Puzzle Federation. Die Mitglieder treffen sich mehrmals pro Jahr in Zürich – zum Rätseln und Austausch im geselligen Rahmen. Besondere Voraussetzungen braucht es fürs Rätsellösen nicht, logisches Denken sollte einem jedoch liegen. Wenig überraschend waren die mathematischen Fächer bereits in der Primarschule Markus Roths Lieblingsfächer. Diese Vorliebe begleitete ihn auch während seines Ingenieurstudiums an der ETH. Seine Begeisterung fürs Rätseln entdeckte er einige Jahre später bei Online-Wettbewerben, die von Logic Masters Deutschland organisiert wurden. Für diesen Verein wurde er Testlöser von Rätseln für deutsche Meisterschaften. Und er begann, sich mit seinen deutschen Kollegen zu messen. Dies war anfangs ernüchternd, gleichzeitig aber auch Antrieb. Bald nahm er an Meisterschaften teil und begann, ein Schweizer Team aufzubauen.
Swiss Logic Puzzle Federation kürt jedes Jahr anlässlich der Weltmeisterschaften einen Schweizer Meister oder eine Schweizer Meisterin. Diese Person muss dann die Online-Qualifikation fürs Folgejahr organisieren. Und ist automatisch zur Teilnahme an der Weltmeisterschaft berechtigt – zusammen mit den weiteren drei Bestplatzierten der Ausscheidung.
Der Rätselmuskel kann trainiert werden
Natürlich haben nicht alle Rätselfans derart hohe Ambitionen. Dazu sagt Markus Roth: «Viele versuchen, Rätsel einfach mal zu lösen, sind dann aber rasch frustriert, wenn sie nicht weiterkommen. Doch dranbleiben lohnt sich.» Der Rätselmuskel kann trainiert werden. Und es besteht Suchtgefahr. So brütet Markus Roth im Zug auf dem Weg zur Arbeit über Rätseln, während andere die Pendlerzeitung lesen. Apropos Zeitung. In zahlreichen Zeitschriften finden sich Rätsel aller Art. Viele davon stammen aus einer Software, die von Markus Roth geschrieben wurde.
Vor mehr als zehn Jahren engagierte ein Rätselverlag Markus Roth als Berater und Testlöser. In der Folge programmierte er seinem Auftraggeber einen Rätselgenerator, der bis heute Tausende Rätsel für die Tagespresse ausspuckte.
Profis erkennen oft die Handschrift eines Rätselautors. Als besonders schön und stimmig gelten Rätsel, deren Lösungswege einer klaren, logischen, manchmal auch unerwarteten Struktur folgen, über eine Tiefe und Raffinesse verfügen und zum Schluss einen «Aha-Moment» auslösen. Spannend sind auch Rätsel, die eine ungewöhnliche Herangehensweise erfordern. Das Ziel bleibt jedoch stets, dass das Rätsel für den Knobler nicht allzu lange ein Rätsel bleibt!