Die Hundeflüsterin
Die Hundefachfrau Karin Nievergelt weiss, was die Vierbeiner wollen

Im Hundesalon Black Rider im Weiler Rossau bei Mettmenstetten dreht sich alles um Fell, Pfoten und Behandlung: Karin Nievergelt, diplomierte Hundecoiffeuse und Tierpflegerin, führt das Geschäft seit mehr als 33 Jahren mit grossem Engagement. Für sie ist Hundepflege keine Frage des Luxus, sondern eine der Verantwortung. «Hundepflege erfordert Geduld, Fingerspitzengefühl und Erfahrung», erklärt die 60-Jährige, die Mitglied im Schweizerischen Verband für Berufsbildung in der Tierpflege (Svbt) ist. Als Expertin für Setter und Terrier bedient sie auch Mischlingshunde und andere Rassen nach Voranmeldung in ihrem Salon. Ihre Kundschaft besteht aus Stammkundinnen und -kunden, und die Nachfrage ist so hoch, dass sie bis 2026 ausgebucht ist. Neue Hunde nimmt sie nur auf, wenn ein Stammkunde/eine Stammkundin wegfällt.
Das Angebot
Ein Hundesalon erinnert in vielerlei Hinsicht an einen klassischen Coiffeursalon: Spezielle Shampoos, Bürsten und Zubehör gehören zur Grundausstattung. Doch bei Karin Nievergelt steht nicht das Styling, sondern die essenzielle Pflege im Fokus. Das Angebot reicht von Krallenpflege, Ohrenreinigung und Zeckenentfernung bis hin zur Zahnsteinentfernung. Nievergelt behandelt alle Felltypen und passt die Dienstleistungen individuell an die Bedürfnisse jedes Tieres an. «Besonders Labradore, Schäferhunde oder Hütehunde wie Bergamasker profitieren von einer regelmässigen Fellpflege», betont sie. Verfilztes Fell kann Entzündungen verursachen und die Haut am Atmen hindern. Die Pflege für diese Rassen empfiehlt sie mindestens zweimal im Jahr während des Fellwechsels.
Die klassische Behandlung eines Hundes umfasst das Entfernen von Unterwolle, Entfilzen, Baden, Kämmen, Schneiden, Trimmen, Scheren und/oder Föhnen. «Je nach Felltyp und Rasse dauert die Arbeit zwischen ein und drei Stunden», ergänzt sie. «Nach der Behandlung sind die Hunde sichtbar entspannter und fühlen sich wohler.» Jede Rasse hat ihre spezifische Schur oder ihren eigenen Schnitt. «Ich biete pflegeleichte Schnitte an und verweise Kundinnen und Kunden mit besonderen Wünschen an spezialisierte Salons.»
Fokus auf das Wohl des Hundes
Nievergelts Erfahrung und Gespür für Hunde machen sie zu einer gefragten Spezialistin. «Viele Menschen können ihre Hunde nicht lesen», sagt sie. «Ich erkenne sofort, ob ein Hund Angst hat, unsicher ist oder zu Hause das Sagen hat, und handle entsprechend.» Eine ruhige Atmosphäre und klare Kommunikation sind dabei massgebend. «Wer dem Hund klare Grenzen setzt und ihn anschliessend lobt, wird Erfolg haben. Hunde lernen nicht durch Korrekturen, sondern durch Lob, was oft vergessen wird.»
Im Salon arbeitet sie ohne Maulkorb. Stattdessen beruhigt sie die Tiere durch Gespräche und mit Geduld. Vor jeder Behandlung bespricht sie ausführlich mit den Besitzerinnen und Besichern, was gemacht werden kann oder soll, bevor sie diese entlässt. Für gewöhnlich filmt sie ihre Arbeit, um die Videos anschliessend den Kundinnen und Kunden zur Verfügung zu stellen. Die schätzen diese Transparenz sehr: «Ich hüte die Tiere auch, wenn es nötig ist, und nehme mir für jedes Tier die Zeit, die es braucht.»
Ein umstrittenes Hilfsmittel bei der Arbeit ist der sogenannte Galgen, der bei Bedarf eingesetzt wird, um neue Kundenhunde während der Behandlung zu sichern. Nievergelt erklärt: «Der Galgen verhindert, dass der Hund vom Tisch springt. Dabei ist es jedoch unerlässlich, immer im Raum beim Hund am Tisch zu bleiben.» Kürzlich sorgte ein tragischer Vorfall in einem Salon für Schlagzeilen, bei dem sich ein Hund erhängt hatte, weil die Fachkraft den Raum kurz verliess. «Das unterstreicht die Wichtigkeit von Erfahrung und Sorgfalt in unserem Metier.»
Nachhaltige Hundezucht
Neben ihrer Arbeit im Salon widmet sich Nievergelt der Hundezucht. Derzeit liegt ihr Fokus auf Cairn Terriern, während sie sich in Zukunft verstärkt Airedale Terriern widmen möchte. Sie hat sieben Hunde – darunter ein Gordon Setter, ein Airedale Terrier, ein English Pointer und vier Cairn Terrier. Ihre Zuchthunde bleiben bis zum Lebensende bei ihr. Die Welpen, die sie auf Nachfrage abgibt, sind gut sozialisiert. Bei Bedarf steht sie den neuen Besitzerinnen und Besitzern mit Rat und Tat zur Seite.
Nievergelt arbeitet regelmässig mit einer Kleintierpraxis und mit Hundetrainerinnen und -trainern zusammen. Sie sieht ihre Arbeit als Bindeglied zwischen Mensch und Tier. «Der Hund ist ein Rudeltier. Er braucht klare Führung und ausreichend Ruhe – erwachsene Hunde sollten 16 bis 18 Stunden pro Tag ruhen, Welpen sogar 20 bis 22 Stunden. Fehlt es an Struktur, kann der Hund die Führung übernehmen, was gefährlich werden kann.» Jegliche Vermenschlichung von Tieren lehnt sie ab. Karin Nievergelts Ziel ist es, dass sich sowohl Hund als auch Besitzerin oder Besitzer in ihrem Salon wohlfühlen. Ihre abschliessende Botschaft an Hundehalterinnen und -halter lautet: «Verantwortung für einen Hund bedeutet, ihm eine klare Struktur, ausreichend Beschäftigung und Pflege zu geben. Das ist der Schlüssel zu einem entspannten und glücklichen Tier.