Im siebten Rätsel-Himmel

Ernst und Trudi Rathgeb aus Aeugst haben ein Kirchen-Memory entwickelt

Trudi und Ernst Rathgeb mit ihrem selbst entworfenen Memory-Spiel. (Bild Livia Häberling)

Nach einer halben Stunde Gespräch steht Ernst Rathgeb vom Esstisch auf. In einem Nebenzimmer will er die Kopie einer Wettbewerbseinsendung holen, auf die man soeben auf Umwegen zu sprechen gekommen ist. Für einen Moment kann der 84-Jährige seine Frau Trudi (82) nicht hören. Da raunt sie: «Er isch scho en Tüftler. Ich muess en amel ächli brämse.»

Wenn die Herausforderung lockt, ist Ernst Rathgeb meist nicht weit. Und wo er Dinge anreisst, zieht sie mit. Einmal gewannen die beiden mit einem Gedicht eine Preisausschreibung der Senioren-Uni (was ihnen eine unvergessene Reise nach Italien bescherte), ein anderes Mal kürte der Zürcher Oberländer die beiden zum «Schreibstar». Ihr Text zum Thema Märchen hatte die Jury am meisten überzeugt. Und als ihre Wohngemeinde Aeugst zu einem Jubiläum einen Foto-Wettbewerb lancierte, gewann ihr Sujet, das den Kirchturm samt Sonne zeigte. (Gerne hätten sie den Kaffee in der bedruckten Siegertasse serviert. Doch dazu will es nicht kommen, weil die Journalistin nur Wasser trinkt.)

Nun haben die Rathgebs erneut zugeschlagen: Nicht mit dem ersten Platz bei einem Wettbewerb, sondern mit ­einem Memoryspiel, das sie in den vergangenen Monaten aus eigenem Antrieb entwickelt haben.

Ein Memory als verbindendes Element

Seit jeher fühlen sich die Rathgebs dem christlichen Glauben eng verbunden. Sie nehmen am kirchlichen Alltag teil, besuchen regelmässig die Gottesdienste. Als dann vor einiger Zeit der Zusammenschluss der Kirchgemeinden zur Debatte stand, waren sie zunächst skeptisch: «Wir befürchteten, dass die Kontakte unpersönlicher werden, wenn aus neun kleineren Kirchgemeinden eine grosse wird», erzählt Trudi Rathgeb. Doch nach einem Gespräch mit ihrem Sohn, seinerseits Pfarrer im Kanton Zürich, erkannten die beiden auch die Chancen, die das Ansinnen bot.

Es wäre nicht der Stil der Rathgebs, sich über ihre Kirchgemeinde zu beschweren. Trotzdem lässt sich im ­Gespräch zwischen den Zeilen heraushören, dass sie den Gottesdienst am liebsten weiterhin wöchentlich in Aeugst besuchen würden, statt nur noch im Turnus. Für sie, die seit über 50 Jahren mit dem öffentlichen Verkehr ­reisen, ist nicht jede der umliegenden Kirchen gleichermassen gut zu erreichen. Erst recht nicht am Sonntag.

Der Idee einer grossen gemeinsamen Kirchgemeinde sind die beiden aber weiterhin zugewandt. Sodass Ernst Rathgeb sich einen Weg überlegte, um die verbindenden Elemente von Aeugst, Affoltern, Bonstetten, Hausen, Hedingen, Maschwanden, Mettmenstetten, Ottenbach und Rifferswil näher auszuarbeiten. In dieser Hinsicht, so fand er, könnte man durchaus mal «ächli öppis mache». Er beschloss, die Sache spielerisch anzugehen: mit einem Memory. Bald schon fotografierten die Rathgebs alle neun Kirchen von innen und von aussen, weitere Sujets folgten: Dem Postauto ist ein Kartenpaar gewidmet und dem Seleger Moor, der Grenzstein «Kappeler Milchsuppe 1529», und auch der Türlersee – er sei schliesslich «ä gueti Sach», schwärmt Ernst Rathgeb – dürfen nicht fehlen. Ebenfalls ein Kartenpaar gewidmet hat er einer Kerze, die ein Kreuz symbolisiert und zugleich die Anfangsbuchstaben aller neun Kirchgemeinden in sich vereint. Auch sie war vor einiger Zeit auf seine Initiative hin entstanden.

Unbändiger Schaffensdrang

Als die Rathgebs nach einigen Monaten alle Sujets für die Kartenpaare beisammen hatten, liessen sie bei Ifolor zwei Exemplare anfertigen und übergaben nach einer Predigt eines davon der ­Kirchenpflege. «Und dann kam die ­grosse Überraschung», erzählt Ernst ­Rathgeb: Bald darauf erreichte die beiden eine Karte. «Wir sind begeistert von eurem Memory», beschied man ihnen, man sei bereits an der Umsetzung. Einige Wochen später lag eines Tages das fertige Memory in ihrem Briefkasten, das die Kirchenpflege inzwischen in grösserer Auflage in Auftrag gegeben hatte. Und mehr noch: zur grossen Freude der beiden war auf dem Deckel der Kartonschachtel nicht mehr die Ifolor-Werbung abgebildet: Zu sehen sind nun die neun Kirchen. «Ä top Sach!», freut sich Rathgeb. Und sein Schaffensdrang geht weiter: Bereits hat er ein weiteres Spiel entworfen. Ein Puzzle. Und auch ein Quartett schwebt ihm vor, wiederum mit Sujets aus dem kirchlichen Umfeld.

Spielen die Rathgebs ihr Memory auch selbst? Er nickt, dreht den Kopf zu seiner Frau. «Sie günnt immer!»

Das Memory kann ab sofort beim Sekretariat der reformierten Kirche Knonauer Amt bezogen werden; Telefon 044 552 73 50; kirche@ref-knonaueramt.ch; Ein Exemplar kostet 15 Franken

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