In den Dschungel Ecuadors abgetaucht

In Ecuador hat Selina Brodmann 2020 einen Sprachaufenthalt gemacht und dabei einige ­Bekanntschaften geknüpft. Nun hat sie das südamerikanische Land noch einmal intensiv bereist. In einer dreiteiligen Serie berichtet sie von ihren Eindrücken und Erlebnissen.

Allerlei Getier, vom Kaiman über bunte Schmetterlinge, von Fröschen bis zum Brüllaffen. (Bilder Selina Brodmann)

Allerlei Getier, vom Kaiman über bunte Schmetterlinge, von Fröschen bis zum Brüllaffen. (Bilder Selina Brodmann)

Gleich am ersten Tag ging es im Kanu auf dem Fluss zur Affeninsel.

Gleich am ersten Tag ging es im Kanu auf dem Fluss zur Affeninsel.

Bitte nicht verirren: Selina Brodmann im ecuadorianischen Dschungel. (Bild zvg.)

Bitte nicht verirren: Selina Brodmann im ecuadorianischen Dschungel. (Bild zvg.)

Die Reise ins am Äquator gelegene Ecuador begann für mich schon vor 20 Jahren. Meine Eltern zogen damals mit mir als Neugeborene in die Hauptstadt Quito. Weil ich keinerlei Erinnerungen an die Zeit und das Land habe, ging die Reise für mich 2023 erst recht los.

Ecuador bietet Reisenden sehr viel. Das Land wird in drei Zonen geteilt. Zu bereisen gibt es die Sierra, die Costa und den Oriente. Drei völlig diverse Klimazonen sind auf einem kleinen Flecken Land anzutreffen. Am 5. Mai dieses Jahres ging unsere Reise los. Mein Vater, mein Bruder, mein Freund und ich flogen mit einem Zwischenstopp in Madrid in die Hauptstadt Ecuadors. Quito liegt auf 2850 m Höhe und ist somit die höchstgelegene Hauptstadt der Welt. Nach den ersten Treppenstufen am Flughafen oder später im Hotel merkte man schnell, dass die Luft sehr dünn ist. Zürich liegt im Vergleich 408 m ü. M.

Im Kanu zur Affeninsel

Unser erstes Abenteuer begann direkt im ecuadorianischen Regenwald, der im Amazonasbecken liegt. Unsere Unterkunft war die am Fusse des Rio Napos gelegene Gaia Lodge. Eine wundervolle Unterkunft mit Zimmer, Terrasse mit Hängematte, Sicht auf den Fluss und sehr nettes und zuvorkommendes Personal. Vier Tage verbrachten wir im feuchten Tropenklima und lernten mit dem Programm der Lodge den Dschungel kennen.

Bei der Ankunft wurden wir bereits mit einem üppigen Mittagessen begrüsst und über das Nachmittagsprogramm informiert. Für uns ging es auf dem Fluss im Kanu los zur Affeninsel. Wie es der Name schon erahnen lässt, machten wir uns auf Affensuche. Die grössten dieser Primaten, die wir erfolgreich in den Baumkronen entdeckt haben, sind die Brüllaffen. Sie sind etwa so gross wie ein Kleinkind und laut. Sehr laut. Am Morgen vom Lodge-Zimmer aus konnte man ihre Rufe bereits hören. Ein Highlight war, dass wir eine süsse Gruppe Totenkopfäffchen sehen konnten. Am selben Abend stand dann auch noch eine Nachtwanderung auf dem Programm. Viele Insekten und Frösche in allen Variationen hockten auf den Blättern der verschiedenen Pflanzen. Mit einer ­Taschenlampe entdeckten wir giftige und bunte Frösche – und sogar eine Vogelspinne.

Am Tag darauf sind wir wieder mit dem Kanu bis zu einer kleinen bewohnten Insel gefahren. Eine indigene Familie wartete auf uns, um ihre Traditionen und Bräuche mit uns zu teilen. Die Kichwa, wie das Volk der Familie heisst, sind sehr verbreitetet in Ecuador. Sie sprechen eine eigene Sprache und leben noch ziemlich einfach an manchen ­Orten.

Eindrücklich für uns war zu sehen, wie «Spuckebier» gemacht wird. Aus einer Yuca (Maniok) wird, meist von den Frauen des Stammes, die Basis des Biers zur Vorbereitung gekocht und anschliessend zerstampft. Um die Fermentation durch Enzyme zu beschleunigen, nimmt eine Frau die zerstampfte Masse in den Mund, um es nachher zurück in eine Schüssel zu spucken. Daher kommt der Name Spuckebier. Für viele ist das Probieren des Getränkes mit Ekel verbunden und deswegen sagen die Frauen, dass sie nicht beleidigt seien, wenn es nicht probiert wird.

Seit der Pandemie wurde die Produktion von Spuckebier sehr schwierig und die Kichwa suchten eine neue Möglichkeit, um die Stärke schnell in Zucker umzuwandeln. Seit Kurzem wird dafür eine Süsskartoffel genutzt. Im Laufe des restlichen Morgens lernten wir noch die Trocknung der Kakaobohnen und eine alte Jagdtechnik mit Pfeil und Blasrohr kennen.

Schmetterlinge in allen Variationen

Nebst den Wanderungen durch den Dschungel, bei denen wir Tiere wie auch Gift- und Heilpflanzen kennenlernten, besuchten wir noch einen Fluss, der sich zum Baden gut eignet. Auf natürliche Weise bildete das Gewässer durch Gesteine kleine Schwimmbecken – eine wunderbare Abkühlung mitten in der Natur. Zu einem letzen Highlight des Duschungelabenteuers zählte der Besuch des Mariposarios. Mit einem aus Insektennetz gebauten Gehege, wird eine Vielfalt von Schmetterlingen zusammengehalten – grosse, kleine, grüne, blaue. Alle Formen, Farben und Arten flatterten wie wild umher.

Nach diesem Erlebnis verabschiedeten wir uns vom Amazonasgebiet und führten unsere Reise fort in Richtung Andengegend. Unser nächster Stopp sollte die Pilgerstadt Baños sein. Dazu mehr in der nächsten Folge.

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