Der Traum von Weltmeisterschaften

Henry Bengo-Oliveri aus Hedingen ist schweizweit einer der besten Leichtathleten

Daheim in Hedingen trainiert Henry oft an den Ringen...

Daheim in Hedingen trainiert Henry oft an den Ringen...

...und beim Gitarrespielen.

...und beim Gitarrespielen.

Strahlender Sieger. (Bild zvg)

Strahlender Sieger. (Bild zvg)

Henrys Medaillensammlung ist bereits beachtlich gross. (Bilder Daniela Zeman)

Henrys Medaillensammlung ist bereits beachtlich gross. (Bilder Daniela Zeman)

Abschalten kann er beim Zeichnen...

Abschalten kann er beim Zeichnen...

...und übt weitere Kräftigungseinheiten aus.

...und übt weitere Kräftigungseinheiten aus.

Stillsitzen und nichts machen? Das ist nichts für Henry Bengo-Oliveri. «Ich muss aktiv sein», sagt der 14-Jährige, «und ich probiere immer Neues.» Berührungsängste kennt der Hedinger kaum. Sei es bei waghalsigen Sprüngen in der Badi oder Tricks mit seinem Bike — «ja, wenn ich mit dem Bike unterwegs bin, kennt man mich von Weitem, weil ich praktisch nie einfach nur fahre, sondern immer irgendwelche Dinge ausprobiere.» Er lacht. Und sein Lachen ist ansteckend.

Der Oberstufenschüler aus Hedingen hat schulfrei an diesem Tag im Advent. Das Zimmer habe er bereits aufgeräumt und sich mit seinen Kollegen zum Gamen getroffen, sagt er. Sport allerdings hat er noch nicht betrieben. «Ich darf nicht», sagt er. Weil er sonst am Abend im Training nicht mehr genug Energie hätte. Dabei ist ihm anzumerken: Leicht fällt es ihm nicht, sich tagsüber zurückzuhalten. Wobei: Seine Tage beginnen stets sportlich, denn sobald er wach ist, macht er 30 Liegestützen. Es folgen 30 am Mittag und 30 vor dem Zubettgehen. Zusätzlich absolviert er täglich diverse Kräftigungsübungen — entweder in seinem Zimmer oder an den eigens für ihn angebrachten Geräten in der Scheune. «Mein Ziel ist es, irgendwann an Weltmeisterschaften zu starten», sagt er.

In Uganda geboren

Ein Bewegungsmensch war Henry schon immer. Er erinnert sich an die Zeit in Uganda, wo er geboren ist und seine ersten Lebensjahre verbracht hat. Der Schulweg war lang, oft hat er ihn joggend absolviert. Neunjährig war er, als er schliesslich als Pflegekind zur Familie Oliveri nach Hedingen kam. «Mittlerweile ist daraus eine dauerhafte Lösung geworden», sagt Mutter Nathalie, die mit ihrem Mann neben einem weiteren Pflegekind noch drei eigene Kinder hat.

In der Schule fiel Henrys sportliches Talent schnell auf, und seine Lehrerin machte ihn auf das Leichtathletiktraining aufmerksam. Daraufhin begann er, beim LV Albis zu trainieren, fand daran immer mehr Gefallen und wechselte schliesslich zum LC Zürich. Praktisch jeden Abend absolviert er dort eine zweistündige Trainingseinheit. «Am Samstag sind es jeweils drei Stunden», fügt er an. Oft wird es nach 22 Uhr, bis er im Bett ist. Doch ohnehin — ausschlafen ist nicht sein Ding.

«Sein Ding» ist neben dem Sport auch das Zeichnen. Gerne bringt er verschiedene Sujets aufs Papier, verwendet dabei Bleistift und Acrylfarben. «Aber frei zeichnen kann ich gar nicht», fügt er an und grinst. Auch spielt er regelmässig auf seiner Gitarre.

Neben Sport, Hobbys und Kollegen müssen auch noch die täglich anfallenden Aufgaben für die Schule Platz finden. Henry besucht derzeit die zweite Oberstufe in Hedingen, und bald schon steht die Berufswahl an. Er habe bereits in verschiedenen Bereichen geschnuppert, sagt er. Wohin genau sein beruflicher Werdegang gehen wird, weiss er allerdings noch nicht. Was er aber weiss: Es soll kein körperlich anstrengender Beruf sein. Er erklärt: «Sonst hätte ich keine Energie mehr fürs Training.» Was er auch weiss: «Gerne würde ich etwas arbeiten, wo ich mich chic anziehen kann.» Überhaupt merkt man, dass er Wert auf sein Erscheinungsbild legt. Auffällig: seine beiden funkelnden Ohrstecker. Weshalb zwei? «Weil es schöner aussieht», seine simple Begründung.

Mittlerweile ist es später Nachmittag geworden. In gut einer Stunde nimmt Henry den Zug nach Zürich, wo die abendliche Trainingseinheit auf dem Programm steht. Vorher wolle er aber noch einen Kollegen besuchen, sagt er, schnappt sich sein Bike und macht sich auf der Quartierstrasse davon — herumkurvend und auf dem Hinterrad fahrend.

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