Erfolgreich zurück im Wettkampf-Modus

Körperlich sei er wieder zu 95 Prozent hergestellt, sagt Adrian Brennwald. Ein knappes Jahr nach seinem schweren Trainingsunfall ist der Aeugster zurück auf dem Podest – auch ganz oben.

Adrian Brennwald (links) läuft der Konkurrenz bereits wieder davon – hier am Pfingstlauf, Wohlen. (Bild zvg.)
Adrian Brennwald (links) läuft der Konkurrenz bereits wieder davon – hier am Pfingstlauf, Wohlen. (Bild zvg.)

Ein gebrochener Halswirbel, gebrochener Brustwirbel, fünf gebrochene Rippen, gebrochene Nase, skalpierte Kopfhaut und diverse weitere Quetschungen, Schürfungen, Schnitt- und Risswunden – dass Adrian Brennwald seinen Trainingsunfall vom 23. Juni 2022 im Grenzgebiet zwischen Graubünden und dem Südtirol überlebt hat, war nicht selbstverständlich (der «Anzeiger» hat berichtet). Drei Monate musste er seine Wirbelsäule von Kopf bis Becken mit einem «Gstältli» stabilisieren. «Die Rumpfmuskeln waren danach komplett weg», so der Langstreckenläufer, «ich konnte keine einzige Liegestütze mehr machen.» Immerhin sind die Brüche sauber verheilt, so dass der Chirurg nach drei Monaten grünes Licht gab für die Wiederaufnahme des Trainings.

Nackenmuskeln noch geschwächt

Das ist nun acht Monate her. Acht ­Monate, die der Aeugster genutzt hat, seine Rücken- und Bauchmuskulatur wieder aufzubauen. Da er schon vor dem Unfall Rumpfübungen gemacht hatte, wusste er, wie das geht, und erzielte entsprechend schnell Fortschritte. Auch ins Lauftraining fand er bald zurück, erst in kurzen Einheiten, dann kontinuierlich etwas mehr.

Als er zu 50 Prozent wieder ins Arbeitsleben einstieg, bereitete der Rücken vorübergehend etwas Probleme, doch das ist überstanden: «Meine körperliche Verfassung ist grundsätzlich sehr gut», so Brennwald. Seit Anfang Februar kann er wieder 100 Prozent arbeiten. In die Physiotherapie geht er nur noch, weil die Kopfdrehungen noch nicht wieder automatisiert sind und die Nackenmuskeln sich gelegentlich verhärten.

Altersklassen-Sieg in Wohlen

Im April absolvierte Brennwald bereits wieder einige Testwettkämpfe. Eine erste Duftmarke setzte er mit dem dritten Rang in seiner Alterskategorie am Osterlauf Eiken. Eine Woche später stieg er am Running Day Eschenbach auf dem Podest noch eine Stufe höher. Nach ­einer Ferienpause konnte er am Pfingstlauf in Wohlen dann seine Altersklasse gewinnen. Von allen Teilnehmern haben gerade mal drei die 10 km schneller absolviert als der Aeugster. «Letztes Jahr war ich zwar über eine Minute schneller», ordnet er ein, «ich bin aber trotzdem sehr zufrieden.» Nicht zuletzt gehe er auf die 50 zu – und da müsse man damit leben, dass die Grundschnelligkeit etwas abnehme.

«Ich hatte schon gehofft, wieder Wettkämpfe bestreiten zu können. Dass es so schnell geht, hat nicht nur mich, sondern auch mein Umfeld und die Ärzte überrascht», sagt Brennwald. Geholfen hat ihm, dass die genähten Schnittwunden an den Beinen gut verheilten, und er schon ein, zwei Wochen nach dem Unfall wieder spazieren gehen konnte. In der Reha in Bellach war er regelmässig ganz früh morgens unterwegs. «Die Bewegung im Freien hat mir auch mental gut ­getan», blickt er zurück. Zudem erhielt er aus dem Umfeld wertvolle Unterstützung, allen voran von der Freundin, den Eltern und der Schwester.

Fokus auf «kurze» Bergläufe bis 50 km

In der Ultra-Szene hat sich Adrian Brennwald als Double- und Triple-Ironman-Weltmeister einen Namen gemacht. Später liessen seine Top-Resultate an Bergläufen über epische Distanzen immer wieder staunen. Künftig will der Aeugster auf «kurze» Bergläufe fokussieren. Das heisst für ihn: nicht mehr über 50 km. Wobei er den Traum von einem 100-Kilometer-Lauf noch nicht aufgegeben hat: «Einmal noch», so Brennwald, «aber das kann auch nächstes oder übernächstes Jahr sein.»

Overall-Sieg in Flims

Am Samstag lief er vorerst am Halb­marathon «Cuors da Flem» durch den mystischen Flimser Grosswald. Mit 700 Höhenmetern stellte dies den bisher härtesten Belastungstest seit dem Unfall dar. Auf den ersten Kilometern ging es fast nur runter, «da konnte ich mit den Jungen nicht mithalten», so Brennwald. Bis Kilometer 10 konnte er sich auf den dritten Rang vorarbeiten. «Dann kam eine lange Gerade und ich sah den Zweitplatzierten und weiter vorne den Ersten», beschreibt der Aeugster. Bald hatte er den Zweiten überholt. Bei Kilometer 16 bis 17 ging es steil hinauf und er schloss zum Führenden auf und liess diesen auch gleich stehen. So konnte Brennwald den Lauf overall gewinnen – «wobei der Zweite und Dritte je 19 Jahre jünger waren», wie er betont. «Ich bin natürlich mega zufrieden und auch etwas erstaunt, dass ich den Lauf gewinnen konnte.» Gut getan haben ihm auch die vielen positiven Rückmeldungen, unter anderem auch von einer Läuferin aus Bonstetten, die ihn erkannt habe.

Am nächsten Sonntag steht der «Trail Run Chur» auf dem Programm: mit 27,5 km Laufdistanz und einer Steigung von 2100 Höhenmetern. Ob er sich tatsächlich anmeldet, das entscheidet der Aeugster mittlerweile kurzfristiger als auch schon: «Ich muss mehr auf ­meinen Körper hören», hat er erkannt.

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