«Ich bin mit GC aufgewachsen»

Fredy Bickel ist zurück auf dem Campus

Fredy Bickel in seinem Zuhause in Mettmenstetten unter einem Shirt, das er zu seinem Neun-Jahre-Jubiläum beim FCZ erhielt. (Bild Bernhard Schneider)

Der Mettmenstetter Fredy Bickel ist nach Engagements von GC über YB, den FCZ und Rapid Wien zurück bei GC. ­Kindern, die einmal professionell Fussball spielen möchten, empfiehlt er, mehr zu arbeiten und weniger zu ­spielen, als er es einst tat.

Fredy Bickel, Sie sind bereits zum dritten Mal bei GC engagiert, hatten bisher in insgesamt acht Jahren verschiedene Aufgaben vom Pressechef bis zum Geschäftsführer. Welche Aufgabe wurde Ihnen ­diesmal übertragen?

Harald Gärtner, der von den neuen Besitzern aus den USA als deren Vertreter bei GC eingesetzt ist, hat mich gleich nach der Übernahme im Januar angerufen, übertrug mir immer wieder Aufgaben, bis er mir Ende Februar einen Mandatsvertrag bis zum Ende dieser Saison anbot, damit ich permanent im Campus sein kann. Er selbst kann dies nicht, da er für alle drei europäischen Clubs des Eigentümers zuständig ist.

Was bedeutet Ihnen diese Rückkehr 32 Jahre nach dem ersten Engagement bei GC?

Ich bin mit GC aufgewachsen. Nach einem Wechsel setze ich alle meine Energie, meine Emotionen, immer für die jeweiligen Vereine ein. Ob dies nun YB, GC oder Rapid Wien war. Aber GC ist und bleibt für mich so etwas wie die «erste Liebe». Als Kind ging mit meinem Vater oder hin und wieder auch mit meinem Namensvetter Fredy Bickel, der von 1935 bis 1956 volle 21 Jahre in der ersten Mannschaft von GC spielte, an unzählige Matches. Es gab also nichts zu überlegen, als GC erneut an mich herantrat.

Waren Sie mit Ihrem Namensvetter auch tatsächlich verwandt?

Ja, er hat mir die Verwandtschaftsbeziehung, die über meinen Urgrossvater Gottlieb lief, der hier in Mettmenstetten Postbote war und einen Landwirtschaftsbetrieb führte, erläutert. Auch wenn wir eher entfernte Verwandte waren, kam er oft zu uns zu Besuch. Als ich als etwa Sechsjähriger wirklich realisierte, wer er ist, habe ich bei seiner Ankunft wie zufällig vor dem Haus mit dem Ball jongliert. Er hat mir befohlen, dies nie mehr zu tun, und mich gefragt, ob ich je einen Spieler auf dem Spielfeld habe jonglieren sehen.

Was fasziniert Sie am Fussball?

Ich wollte schon damals Fussballer werden. Ich bin ein Gambler-Typ und Fussball war für mich das wunderbarste Spiel. Trainieren passte nicht dazu und ich realisierte erst viel zu spät, wie viel Arbeit auf dem Weg zum Fussballer erforderlich ist. Ich schaffte es in die 1. Mannschaft vom damaligen Erstligisten SC Zug. Dem Trainer Otto Luttrop war ich bis zu seinem Lebensende dankbar, dass er mir nach kurzer Zeit ins Gesicht sagte, dass ich mit meiner Einstellung zum Sport nie Fussballer werde könne. Er hatte absolut recht.

Viele Kinder träumen von einer Karriere als Fussballerin oder Fussballer. Was empfehlen Sie diesen Kindern?

Die Anforderungen wechseln von Generation zu Generation. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, als Kind verschiedene Sportarten auszuüben. Unbestreitbar nehmen die athletischen Voraussetzungen, die für eine Karriere auf dem Rasen erforderlich sind, zu. Wer sich durchsetzen will, muss jahrelang an Kraft, Ausdauer und Sprintfähigkeit arbeiten. Fussball ist emotional auf allen Ebenen ein Auf- und Ab – im einzelnen Spiel, aber auch im Lauf der Karriere, von der Begeisterung über ein neues Engagement bis zu einer Entlassung. Es sind diese Emotionen bei Sieg oder Niederlage, bei Neueinstellung oder Entlassung, die fast Suchtcharakter annehmen. In den letzten vier Jahren hatte ich verschiedene Mandate, war aber an keinen Club gebunden. Da hat mir gefehlt: Dieses Fiebern auf das nächste Spiel, dieses Auf und Ab der Emotionen.

Welche neuen Impulse hat Ihnen die Arbeit in Österreich bei Rapid Wien gegeben?

Ich hatte schon früher Anfragen aus dem Ausland und schlug diese leider aus. In Wien habe ich gemerkt, wie gut es tut, ein Engagement im Ausland wahrzunehmen. Es erweitert den persönlichen und beruflichen Horizont. Was den Fussball betrifft, gewann ich in Österreich insbesondere neue Einsichten bezüglich fussballerischer Ausbildung oder auch, wie ein Club vermarket werden kann.

Vom Ausland zur Wohnregion: Beobachten Sie auch, was bei den Fussballclubs im Knonauer Amt läuft?

Ich habe in der letzten Saison zwei oder drei Spiele von Wettswil-Bonstetten gesehen, bin Ehrenmitglied des FC Affoltern, sehe mir auch dort manchmal ein Spiel an. In Hausen habe ich ebenfalls eine Einladung zu einem Spiel wahrgenommen, nur bei Mettmenstetten-Knonau war ich in der letzten ­Saison an keinem Spiel. Mit zunehmendem Alter stelle ich fest, dass der persönliche Bezug wichtiger wird als das Prestige eines Vereins. Barcelona gegen Real interessiert mich deshalb viel weniger als ein Spiel, bei dem ich Akteure kenne und sie als Weggefährte weiter begleitete.

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