Petra Klingler ist Weltmeisterin im Eisklettern

Nach einem Fehler im Halbfinal rollte Bonstetterin Petra Klingler am Samstagabend im «Ice Dome» von Saas-Fee das Feld von hinten auf und holte sensationell ­WM-Gold im Lead. Dies bei ihrem dritten Eiskletter-Wettkampf nach drei Jahren Pause.

Als einzige Finalteilnehmerin konnte Petra Klingler die schwierige Lead-Route an den Eiskletter-Weltmeisterschaften in Saas-Fee bewältigen. Damit holte sich die Bonstetterin den Titel. (Bild Kasper Kellerhals)
Als einzige Finalteilnehmerin konnte Petra Klingler die schwierige Lead-Route an den Eiskletter-Weltmeisterschaften in Saas-Fee bewältigen. Damit holte sich die Bonstetterin den Titel. (Bild Kasper Kellerhals)

Die schwierigsten Passagen liegen hinter ihr, das Top des WM-Finals in Reich­weite. Und trotzdem tut Petra Klingler in dem Moment etwas Unerwartetes: Sie nimmt sich einen Moment, blickt nach unten ins Publikum und lächelt. Wenige Sekunden später hat sie das Ende der anspruchsvollen Route erreicht, gerade noch in der Zeit. Dass sie die Einzige bleiben würde, der dies gelingen sollte, konnte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, höchstens hoffen.

Als Zweite ist die begnadete Kletter-Allrounderin aus Bonstetten in die Entscheidungsrunde gestartet. Weil sie im Halbfinal relativ früh einen Eispickel verloren hatte, musste sie sogar noch um die Finalteilnahme bangen. So konnte sie unbeschwert antreten, fand das richtige Mass zwischen Tempo und Geduld, zwischen Risiko und Sicherheit – vertraute dabei mehr als die Konkurrentinnen auch mal auf die Hände, statt die Eispickel. Getragen vom Heimpublikum kletterte sie zielstrebig durch die ­Finalroute, bis ganz nach oben.

Kurz vor Ablaufen der zur Verfügung stehenden siebeneinhalb Minuten erreichte sie das Top. Die Freude über ihre Leistung war Petra Klingler ins Gesicht geschrieben, auch wenn für die 29-Jährige damit das grosse Warten begann. Doch keine der anderen Finalistinnen konnte das Top erreichen, die Sensation war somit perfekt.

Die Schweizer überzeugten auch als Team

Weniger Glück war ihrem Landsmann, dem 19-jährige Benjamin Bosshard, beschieden: Flüssig und ruhig ist auch er durch die Finalroute geklettert und musste seinen Finaldurchgang erst ­wenige Züge vor dem Topgriff beenden, weil die Zeit abgelaufen war. Gegner um Gegner scheiterten in der Folge an der Vorgabe des jungen Bündners. Erst der Allerletzte, Louna Ladevant aus Frankreich, konnte seine Bestmarke überbieten und bis zum Top – und damit auch zum Weltmeistertitel – klettern. Immerhin: Für den jungen Bosshard ist ­WM-Silber sein bisher mit Abstand grösster Erfolg.

Überhaupt vermochte das Schweizer Eiskletter-Team mit einer starken Mannschaftsleistung zu überzeugen. Neben Petra Klingler kletterte auch die Newcomerin Franziska Schönbächler (Bern BE) aufs Podest. Vivien Labarile (Niedergesteln VS) und Laura von ­Allmen (Bern BE) schafften es ebenfalls ins Finale, wo sie beide an derselben Stelle scheiterten und die Schlussränge vier und fünf belegten.

«Ich bin einfach nur sprachlos», meinte die frischgebackene Weltmeisterin. Erst im Dezember hatte sie ihr Eis­training wieder aufgenommen, nach drei Jahren Wettkampfpause in dieser Disziplin.

Mit ihrem Sieg an den Schweizer Meisterschaften hat die Bonstetterin dann vor drei Wochen bewiesen, dass sie es noch draufhat. Es folgte eine ­Silbermedaille im Europacup und nun also im dritten Wettkampf seit dem Comeback der Weltmeistertitel.

 

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