Spitzensport und Studium bewältigen
Die Mettmenstetter Brüder Christopher und Thomas Lambert bereiten sich zurzeit in Saas Fee auf die Wintersaison vor. Die beiden Skiakrobaten gehören dem A-Kader von Swiss-Ski an und sind der erweiterten Weltelite der Freestyler zu zuordnen.
Von Mai bis Ende Oktober haben sie zusammen mit der Schweizerischen Nationalmannschaft auf der Wasserschanze in Mettmenstetten die Sprünge für den kommenden Winter trainiert.
Neben der Schanze absolvieren beide Athleten ein Studium. Den Ausbildungsweg haben sie aber ganz unterschiedlich gewählt. Während Thomas den klassischen Weg via Kantonsschule und Hochschule bewältigt hat, wählte Christopher eine etwas andere Bildungsroute. Nach der Sekundarschule begann Christopher Lambert mit einer Lehre bei der Zürcher Kantonalbank als Informatiker. Während dieser Ausbildung gewährte ihm sein Arbeitgeber viele Freiheiten, damit er Arbeit und Spitzensport gut kombinieren konnte. Vor einem Jahr hat er das Wirtschaftsinformatik-Studium an der Fernfachhochschule in Regensdorf aufgenommen. Nebst einer zweitägigen Arbeitstätigkeit und einem rund 20-stündigen Trainingsaufwand pro Woche drückt er jeweils am Montagabend die Schulbank. «Der grosse Vorteil an der FFHS ist, dass ich nur eine geringe Präsenzzeit habe und sehr vieles im Selbststudium lernen kann. Das Selbststudium kann ich sehr flexibel meinen sportlichen Bedürfnissen anpassen.»
Thomas Lambert begann nach der Matura das Wirtschaftsstudium an der Uni Zürich. «Zu Beginn meines Studiums war ich schon überfordert, da ich nicht genau wusste, was auf mich zukommt und wie gross der Lernaufwand sein wird.» Der ältere der beiden Lambert-Brüder merkte aber schnell, dass sich das Wirtschaftsstudium gut auf die Bedürfnisse des Spitzensports abstimmen lässt. Viele Vorlesungen sind via Internet überall auf der Welt verfolgbar.
So hat Thomas auch während des Winters Zugriff zu den benötigten Unterlagen und Unterrichtsmaterialien. Nach dem Abschluss des Bachelors und einer dreijährigen Teilzeitstelle bei der Raiffeisenbank Thalwil hat er vor einem Jahr mit dem Masterstudium in Betriebswirtschaftslehre an der Uni Zürich begonnen.
Gute Planung und Selbstdisziplin
In der Schweiz studieren viele Olympioniken neben dem Sport. Doch wie lassen sich ein Studium und der zeitintensive Spitzensport miteinander kombinieren? Für Christopher Lambert sind eine gute Planung und Selbstdisziplin das Entscheidende. Trainingszeiten, Arbeitspensum und Lernblöcke müssen genau aufeinander abgestimmt werden. Bei der dreifachen Belastung mit Sport, Studium und Beruf ist auch die Erholungszeit ganz wichtig. An einem Tag in der Woche steht für Christopher jeweils überhaupt kein Programm auf der Tagesordnung. Dann ist ausschlafen und relaxen angesagt. «Diesen freien Tag brauche ich, um die Batterien wieder aufzuladen», so Christopher Lambert. Thomas, welcher als Präsident der Swiss Olympic Athletenkommission amtet, reduziert das Studium vor der Wintersaison jeweils auf ein Minimum. Vor dem Winter will er so viel Zeit wie möglich in den Sport investieren. Die Uni lässt eine flexible Planung des Studiums zu. «Im Herbstsemester besuche ich jeweils weniger Kurse, damit ich mich optimal auf den Winter vorbereiten kann. Im Frühlingssemester, nach der Saison, habe ich dann Zeit, um verpasste Kurse zu besuchen und Prüfungen nachzuholen.» Oberste Priorität hat für Thomas der Spitzensport. «Während des Bachelorstudiums habe ich zu viele Kurse und Vorlesungen besucht, da ich mein Studium so schnell wie möglich durchbringen wollte. Der Preis dafür war, dass ich Ende Saison, während den wichtigsten Wettkämpfen im Jahr oft ausgelaugt war.» Nun besucht Thomas nicht mehr so viele Kurse wie noch vor einigen Jahren, dafür hat er das Studium in die Länge gestreckt. «Jetzt bin ich in den besten sportlichen Jahren meines Lebens. Ich möchte mit der bestmöglichen Vorbereitung um Medaillen und olympische Ehren kämpfen, mein Studium kann ich deshalb auch nach der Zeit als Spitzensportler ganz abschliessen.»
Bei der Doppelbelastung stellt sich die Frage, ob das Studium nicht die Leistungen im Sport reduzieren könnte. Dies verneinen die beiden Lambert-Brüder entschieden. Christopher dazu: «Das Studium bringt mich auf andere Gedanken und es ist eine super Abwechslung. Zum Abschalten ist dies oft sehr hilfreich. Zudem kann die sportliche Karriere aus verschiedenen Gründen schneller vorbei sein, als man es möchte oder geplant hat. Dann ist man als Spitzensportler sehr froh, dass man neben dem Sport ein weiteres Standbein hat.»
Feinschliff in Saas Fee
Die kommende Weltcup-Saison der Skiakrobaten beginnt im Januar im kanadischen Mont Gabriel. Die Weltcup-Tour umfasst elf Wettkämpfe in Nordamerika, Asien und Europa. Die Schweizer Skiakrobaten reisen nach abgeschlossenem Gletschertraining in Saas Fee am 1. Dezember für ein zweiwöchiges Trainingslager nach Ruka in Finnland, um sich für die kommende Wettkampfsaison den letzten Feinschliff zu geben.