Unterwegs im Bauch der ZSC-Hockeyarena

Walter Schweizer aus Wettswil ist Verantwortlicher der Funktionäre beim ZSC – ein Besuch bei ihm im Stadion

Zutritt verboten. Für Walter Schweizer ist das kein Hindernis. Mit seinem Badge öffnet er jede Türe in der Swiss Life Arena. Seit 25 Jahren arbeitet der 75-Jährige ehrenamtlich beim Zürcher Schlittschuhklub ZSC Lions. Der Wettswiler ist Verantwortlicher der Funktionäre und gleichzeitig führt er Besucher – bisher schon 180 Gruppen – durch die neue Heimstätte des «Zett». Im Oktober 2022 fand im neuen, top modernen Hockeytempel in Zürich-Altstetten, der 12000 Zuschauer fasst, das erste Spiel statt. Vorher spielte der ZSC jahrelang als Mieter im Hallenstadion in Oerlikon.

Der Mann fürs Spielprotokoll

Walter «Walti» Schweizer nimmt den «Anzeiger» am Dienstagabend vor und während des Spiels ZSC gegen den EV Zug auf Stadiontour mit. Was muss er als Verantwortlicher der Funktionäre genau machen? «Die Funktionäre sorgen dafür, dass das Spiel geregelt abläuft», erklärt Schweizer. Am Spieltag sitzt er an vielen Heimspielen direkt am Eis, nur von einer Plexiglasscheibe vom Spielgeschehen getrennt. Er selber erstellt für den Schweizerischen Hockeyverband jeweils ein Spielprotokoll, das am Ende des Matches von den Schiedsrichtern unterschrieben werden muss. Schweizer notiert die Tore und die Torschützen sowie die Assistgeber. Und er notiert alle Strafen und beschreibt, um welche Tätlichkeit es sich handelt. Seine Aufzeichnungen können am Spieltag direkt live auf der Website des Schweizerischen Hockeyverbandes mitverfolgt werden. «Wenn es viele Strafen gibt, muss man schon bei der Sache sein, um alles ordnungsgemäss zu erfassen. Da hat man keine Zeit, das Spiel einfach nur wie ein Fan mitzuverfolgen.» Zudem organisiert Schweizer auch viele Junioren-Turniere beim ZSC.

Zu den von Walter Schweizer betreuten Funktionären gehören auch der Speaker, der während des Spiels die Torschützen und Strafen durchgibt, der Betreuer der Strafbank, der genau wissen muss, wann ein Spieler wieder aufs Feld darf und der Verantwortliche für die Matchuhr. 16 Männer und Frauen umfasst das Team der Funktionäre, welcher Walter Schweizer betreut – alle arbeiten ehrenamtlich.

An einem Matchtag, an dem das Spiel um 19.45 Uhr beginnt, ist Walter Schweizer jeweils um 16 Uhr im Stadion vor Ort und verlässt die Arena nach getaner Arbeit erst wieder gegen Mitternacht. «Andere in meinem Alter geniessen um 9 Uhr einen Kaffee und plaudern ein bisschen – der Job hier hält mich körperlich und geistig fit. Es gibt immer wieder Regeländerungen. Deshalb bin ich regelmässig an Schulungen.» Zudem habe er hier viel Kontakt mit Jungen, was bereichernd sei.

«Sali Walti»

Fit wie ein Turnschuh führt der Wettswil durch den Bauch und auf die obersten Ränge der Arena. Ein «Hoi Walti» hier, ein «Sali Walti» dort. Den Mann kennt man hier im Stadion. Plötzlich stehen die ZSC-Stars vor ihrer Heimkabine und wärmen sich auf: Derek Grant, Chris Baltisberger und Nicolas Baechler puschen sich gegenseitig. Näher kommt man den Stars als Fan vor einem Spiel nicht. Weiter geht «Waltis-ZSC-Tour». Aus der Gästekabine dröhnt harter Sound der Metalband Metallica. Die Zuger bringen sich in Stimmung. Vor der Kabine tritt EVZ-Stürmer Lino Martschini zum Aufwärmen auf einem Fitnessrad in die Pedale. Mitten drin statt nur dabei – Walter Schweizer macht es möglich. Als das erste Drittel bereits läuft, ist ein kurzer Blick ins Allerheilige möglich: In der ZSC-Spielerkabine herrscht eine tolle Atmosphäre. Helles Licht. Edle Holzeinrichtung. Vollgeschriebene Taktiktafeln.

Ursprünglich Fan vom EV Zug

Das Stadion füllt sich immer mehr. Erste ZSC-Fangesänge hallen durch das Stadion. «Ich komme ursprünglich aus Knonau», erklärt Walter Schweizer, «deshalb war ich jahrelang Fan vom EV Zug. Durch die Heirat bin ich nach Wettswil gekommen. Und so wurde ich wegen der Nähe zu Zürich ZSC-Fan», sagt Walter Schweizer, während er bereits die nächste Tür öffnet. «1200 Gäste haben hier Platz», berichtet Walti, währen er durch den exklusiven Business-Club führt. Hier hat nur Zutritt, wer Mitglied ist. An zahlreichen Tischen genehmigen sich die Matchbesucher vor dem Spiel ein Essen – später können sie von hier aus direkt zu ihren exklusiven Sitzplätzen, um den Match zu sehen. Im Stadion herrscht derweil gute Stimmung. Der ZSC hat eben auf 2:0 erhöht.

Der Natitrainer auf Besuch

Weiter geht es mit dem Lift nach oben. Ist das nicht...? Doch – an Krücken humpelt der EVZ-Star Reto Suri durch den Gang. «Und den kennt ihr auch, oder», fragt Walter Schweizer. Ein Blick zum Mann, der sich zur Medientribüne bewegt: Patrick Fischer, Trainer der Schweizer Hockey Nationalmannschaft und gebürtige Zuger, lässt sich die Partie nicht entgehen.

«Wir haben einen guten Lauf, aber im Hockey geht es schnell und es kann einen Einbruch geben», analysiert Schweizer die bisherige ZSC-Saison. Man habe auf eher namenlose Ausländer gesetzt, die aber jetzt durchstarten würden. Mit den aktuellen Kader werde der ZSC vorne mitspielen, erklärt der Wettswiler. Im dritten Drittel verabschiedet sich Walter Schweizer und schaut noch bei seinen Funktionärskollegen vorbei. Die Prognose des 75-Jährigen tritt schneller ein, als gedacht. Die Zuger drehen das Spiel noch und gewinnen in der Verlängerung mit 3:2.

Exklusive Video-Einblicke ins Stadion unter: www.affolteranzeiger.ch

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